Oststeinbek. Landwirt Timo Posewang stellt den Verkauf von Eiern und Kartoffeln auf einer Auslage vor seinem Hof ein. Grund sind dreiste Diebe.
lmmer wenn der Hofladen am Sonnabend um die Mittagszeit schließt, hat Landwirt Timo Posewang bislang einen zwei Meter breiten und rund 100 Zentimeter tiefen Holzwagen vor dem Gebäude in Oststeinbek mit Eiern und Kartoffeln bestückt. Bis Sonntagabend konnten Kunden Geld in eine Box schmeißen und sich die Ware nehmen. Das Selbstbedienungsprinzip funktionierte zuletzt nicht mehr so, wie es sein soll. Lebensmittel wurden eingesackt, ohne zu bezahlen.
Der oder die Täter ließen sich selbst von der Videoüberwachung nicht abschrecken. Der 44-jährige Posewang hat jetzt Konsequenzen gezogen nach dem dreisten Diebstahl und das auf Vertrauen basierte Angebot eingestellt.
Hofladen Oststeinbek: Diebe räumen Verkaufswagen komplett leer
Der Wagen steht zwar immer noch an selber Stelle auf dem Anwesen an der Straße Heidstücken. Er ist jedoch leer. Daran ist ein Zettel, ummantelt in Klarsichtfolie, getackert mit dem Hinweis auf die Vorkommnisse. „Dass mal drei Euro in der Kasse fehlten, war normal. Manch einer hatte das Geld für Kartoffeln nicht passend dabei und dann eben 20 Cent weniger eingeworfen“, sagt der Landwirt.
An drei Wochenenden hintereinander habe das Minus nun bei bis zu 30 Euro am Tag gelegen, das Sortiment sei komplett abgeräumt gewesen. Die Box mit den Einnahmen war unbeschädigt. Demnach wurde nicht versucht, sie zu knacken. Das Teil ist mit einem Schloss versehen.
6000 Hühner produzieren täglich rund 5000 Eier
Eine Anzeige bei der Polizei hat Posewang nicht erstattet. Über die Wirksamkeit seiner Videokamera sagt er: „Man kann ja so tun, als ob man Münzen in die Box wirft. Insofern bringt diese Überwachung nichts.“ Der Landwirt hatte eine überschaubare Menge auf dem Wagen positioniert. Die Preise der Produkte waren erschwinglich. Kosten für den 2,5-Kilo-Sack mit Kartoffeln: drei Euro. Zehn Eier der Klasse M waren für 2,50 Euro zu haben.
Posewang ist es unangenehm, über den Diebstahl zu sprechen. Er wolle die Sache nicht in der Öffentlichkeit breittreten. Der finanzielle Verlust ist schließlich überschaubar, der Verzicht auf diese Einnahmequelle für ihn jedoch folgerichtig: „Es geht ums Prinzip. Hier wurde Gutmütigkeit ausgenutzt. Man fühlt sich betrogen.“
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Posewang führt den Hof in der 9000-Einwohner-Gemeinde mit seiner Frau Silke (45) seit 2014 in vierter Generation. Er baut Kartoffeln an, auch Rhabarber und Spargel. Der Betrieb beliefert Restaurants, Kindergärten der Umgebung und Lebensmittelgeschäfte in der Region. Die Familie setzt auf artgerechte Tierhaltung, baute im vergangenen Jahr einen 26 mal 50 Meter großen Hühnerstall mit angrenzendem Freilaufareal. 6000 Hennen produzieren täglich rund 5000 Eier. In einem Raum des Neubaus informiert Posewang Hofbesucher über die Lebensbedingungen der Hühner. Vor Kurzem referierte er dort erstmals vor Jungen und Mädchen einer Kindertagesstätte.