Oststeinbek. Eröffnung mit Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU). An welchen Tagen es Sprechstunden für die Bürger gibt.
Es war ein ganz besonderes Ereignis für Yvonne Schulze am Montagmorgen und zudem verbunden mit einem beruflichen Aufstieg. Dafür hat sich die 46 Jahre alte Hauptkommissarin mächtig ins Zeug gelegt fernab des Dienstes. Das Produkt ihrer Freizeitaktivität konnten Gäste in der Küche der neuen Polizeiwache in Oststeinbek bestaunen, die jetzt von Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) eröffnet wurde. Die Leiterin verköstigte die Gäste mit einer selbst gebackenen Marzipan-Torte, dekoriert mit dem Schriftzug der Einrichtung und in unterschiedlichen Farben gestaltet. Es dauerte keine zehn Minuten, da war das letzte Stück vergriffen.
Schulze selbst hat Appetit auf die neue Aufgabe in der 9000-Einwohner-Gemeinde an der Grenze zu Hamburg. Das spürte jeder bei ihrer kurzen Rede. Die Wache ist mit zwei Personen bestückt, ihr Kollege Daniel Lentge wechselte ebenfalls aus Glinde in den Nachbarort. Eine dritte Kraft ist zumindest langfristig angedacht. Der 28 Jahre alte Polizeiobermeister hat sich bewusst für Oststeinbek entschieden. Er sagt: „Ich bin vor Kurzem Vater geworden, habe diesen Schritt gewählt, weil der Job hier familienfreundlicher ist.“
Dienstags und mittwochs sind Bürgersprechstunden
Die beiden arbeiten nicht durchgängig parallel. Einer beginnt um 7 Uhr, die andere später und deckt damit den Nachmittag ab. Für Bürger gibt es feste Sprechstunden an zwei Tagen in der Woche: dienstags von 10 bis 13 sowie mittwochs von 15 bis 18 Uhr. Wer zu anderen Zeiten vorbeikommt und zum Beispiel eine Anzeige erstatten möchte, muss damit rechnen, dass das Duo auf Streifentour ist. An Wochenenden ist offiziell geschlossen. Dennoch könnte es sein, dass Schulze und Lentge dann anzutreffen sind. Die beiden sind ins Streifenkonzept des Polizeireviers Reinbek eingebunden, müssen manchmal auch am Sonnabend oder Sonntag ran. In welcher Dienststelle die Fahrten starten und Pausen abgehalten werden, ist variabel.
Zum Revier gehören sechs Wachen, neben Reinbek, Glinde und Oststeinbek befinden sich diese in Barsbüttel sowie auf dem Gebiet des Kreises Herzogtum Lauenburg in Aumühle und Wentorf. 57 Ordnungshüter verteilen sich auf das halbe Dutzend Einrichtungen. Schulze, die in Hamburg-Rahlstedt lebt, sagt, die Arbeit in der neuen Umgebung sei vielfältiger und nennt dieses Beispiel: „Wir haben Anzeigen aufgenommen, die Sache an Kollegen von der Ermittlung im Haus weitergegeben. Hier sind wir auch für die Endbearbeitung zuständig.“ Früh morgens würden sie und ihr Partner Straßen abfahren zwecks Schulwegsicherung. Ihr Dienstauto ist nachts in der Tiefgarage geparkt.
Polizeiwache im Feuerwehrgebäude wurde 2016 geschlossen
Schulze hat sich ihre Meriten verdient in mehreren Stormarner Dienststellen. Nach 13 Jahren in Barsbüttel, dort war sie stellvertretende Leiterin, ging es über Reinbek nach Glinde. Von hier aus wurde die Polizeiarbeit in Oststeinbek in den vergangenen Jahren geregelt. Bis Mitte 2016 hatte die Gemeinde eine eigene Wache im Gebäude der Feuerwehr an der Stormarnstraße. Grund der Schließung war eine von der damals SPD-geführten Landesregierung verordnete Strukturreform samt entsprechender Empfehlung der Polizeidirektion Ratzeburg. Teile der Bevölkerung gingen daraufhin auf die Barrikaden. Mehr als 800 Personen unterschrieben eine Petition, die dem Innenministerium übergeben wurde.
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Hoffnung keimte auf, als Daniel Günther (CDU) Ministerpräsident wurde. Es wurde zugesagt, die Wiedereröffnung geschlossener Dienststellen zu prüfen. Wie berichtet, machte Lukas Kilian, Landtagsabgeordneter der Christdemokraten und inzwischen deren Generalsekretär in Schleswig-Holstein, hinter den Kulissen ordentlich Druck. „Du hast maßgeblich dazu beigetragen, dass das Ganze hier funktioniert hat“, lobte Bürgermeister Jürgen Hettwer den Einsatz des 37-Jährigen bei der Eröffnungszeremonie. Oststeinbek gehört zu Kilians Wahlkreis. Die Zusage aus Kiel erhielt die Gemeinde im Juni 2021. Ziel war es, im Jahr darauf wieder Polizisten im Ort zu haben mit einer Anlaufstelle für die Bevölkerung.
Umbau der Ex-Sparkassenfiliale hat 680.000 Euro gekostet
Das misslang, weil keine geeignete Immobilie vorhanden war. Liegenschaften der Gemeinde wurden geprüft und rasselten durch. Die früheren Polizeiräume im Feuerwehrhaus werden anderweitig genutzt. Schließlich ergab sich die Option, die ehemalige Filiale der Sparkasse Holstein im Zentrum an der Möllner Landstraße zu mieten. Die ist jedoch zu groß für eine Station mit zwei oder drei Beamten. Deswegen machte Oststeinbek einen Deal mit dem Land: Die Kommune ist Pächter und hat wiederum einen Vertrag zur Untermiete mit Schleswig-Holstein abgeschlossen. Verwaltungschef Hettwer hat Kollegen aus Ordnungs- und Standesamt in der Immobilie untergebracht. Die Umbaukosten in Höhe von 680.000 Euro haben sich beide Seiten geteilt. Die Monatsmiete beträgt rund 3000 Euro, 58 Prozent davon übernimmt das Land.
Es gibt separate Eingänge, die Fensterfront des Polizeibüros mit Empfangstresen hin zur Möllner Landstraße ist durch schusssicheres Glas gesichert. Eine Zelle für den Arrest fehlt. Wer bei einer Straftat im Ort erwischt und vorläufig festgesetzt wird, kommt gleich nach Glinde in die voluminösere Wache. Für Innenministerin Sütterlin-Waack war es die erste Stationseröffnung in ihrer Amtszeit: „Ich bin dankbar, dass alles so geklappt hat. Es ist eine Win-win-Situation, beide Seiten werden davon profitieren.“ Bernd Olbrich, Leiter der Polizeidirektion Ratzeburg, blickte in seinem Redebeitrag auf die schwierige Suche nach einem Objekt zurück: „Ich finde, es ist eine sehr schöne und angemessene Lösung geworden. Das Bedürfnis nach Polizei vor Ort ist sehr hoch.“ Abgeschlossen ist das Umbauprojekt allerdings nicht. Neben der Eingangstreppe müssen noch Pkw-Stellplätze hergerichtet werden.