Glinde. Eröffnung noch für März geplant. Die Renovierungsarbeiten sind weit fortgeschritten. Warum der Betreiber drei Köche beschäftigt.

Am Montag hat Mandeep Singh bis 23.30 Uhr gearbeitet, mit einem Bekannten geschraubt, gestrichen und Dekoelemente an die Wände angebracht. Er renoviert derzeit das frühere Lokal Castello am Glinder Marktplatz und ist schon weit vorangekommen. Für die zweite Monatshälfte plant der 40-Jährige die Eröffnung seines eigenen Restaurants. Der Name: Yamas, zugleich der gebräuchlichste Trinkspruch in Griechenland. Er bedeutet übersetzt so viel wie „auf die Gesundheit“ oder „zum Wohl”. Dass ausgerechnet Gyros, Zaziki, Souvláki, Lammfilet und Calamari auf der Speisekarte des neuen Gastrobetriebs stehen, kommt nicht von ungefähr.

Singh hat zuletzt als Kellner im Sirtaki sein Geld verdient – nur wenige Meter entfernt von seinem Geschäft. Wie berichtet, wurde dem Betreiber Ioannis Bakirtzis gekündigt. Der Vermieter, Glunz Immobilien, will das Gebäude sanieren. Seit 1. März ist der Laden dicht. Dass es zur Schließung kommt, wusste der gebürtige Inder bereits im Oktober. „Für mich war klar, dass ich in Glinde bleiben möchte. Stammkunden haben mich animiert, den Weg in die Selbstständigkeit zu gehen“, sagt Singh. Er kannte den Castello-Inhaber Naim Salehie. Der signalisierte ihm vor Monaten, dass er wegen gesundheitlicher Probleme an eine Aufgabe denkt. Es dauerte eine Weile, bis dieser Fall eintraf. Am 18. Februar war die mediterrane Restaurant letztmalig geöffnet. Zu diesem Zeitpunkt hatte Singh die Sache natürlich eingetütet und begann sofort mit der Umgestaltung.

Drehgrill für Gyros und Stühle hat der Gastronom vom Sirtaki übernommen

Er hat eine zusätzliche Wand im Gästeraum gezogen. Der Laden ist in Weiß und Hellblau gestrichen, beide Farben sind an den meisten Stellen getrennt durch Leisten mit Muster. Der Tresen wurde erhöht durch drei Säulen im griechischen Stil. Es sieht schon ganz schnieke aus. Den Drehgrill für Gyros sowie einen weiteren für anderes Fleisch hat Singh vom Sirtaki genauso wie Stühle und Tischdecken. Er übernimmt auch die Telefonnummer sowie die Speisekarte. Bei den Mappen muss er nur zwei Seiten austauschen, darunter das Deckblatt. Die Preise der Gerichte bleiben unverändert.

Der Tresen wurde durch drei Säulen im griechischen Stil erhöht.
Der Tresen wurde durch drei Säulen im griechischen Stil erhöht. © René Soukup | René Soukup

Auch Castello-Inventar ist in seinen Besitz übergegangen, manches wird als Ersatz gelagert, die Kühlschränke benötigt der Unternehmer demnächst. „Ich möchte auf jeden Fall vor Ostern öffnen“, sagt Singh. Das Personal ist komplett. Er beschäftigt drei Köche in Vollzeit sowie einen Mitarbeiter am Tresen. Der Chef regelt den Service und bringt Gästen das Essen, seine Frau unterstützt an Abenden. Zu Beginn soll das Restaurant mit Platz für 40 Personen an sieben Tagen in der Woche geöffnet sein: montags bis sonnabends von 11.30 bis 15 Uhr mit Mittagstischangebot sowie von 17 bis 22 Uhr. Sonntags entfällt die Pause, Einlass ist dafür erst ab 12 Uhr.

Singh setzt auf Stammkundschaft seines früheren Arbeitgebers

Singh bedient sich der gleichen Lieferanten wie das Sirtaki. Vom ehemaligen Arbeitgeber ist auch ein Koch zu ihm gewechselt. Man kennt sich schon lange und schätzt einander. Natürlich soll der Mann auch Garant sein, dass die Qualität der Speisen unverändert bleibt. „Denn die Stammkundschaft wird auch zu mir kommen“, so der Unternehmer. Er kennt alle Vornamen der regelmäßigen Sirtaki-Besucher, man duzt sich. Singh ist ein kommunikativer Zeitgenosse. Das Kellnern bedeutet für ihn nicht nur, den Gästen Gerichte und Getränke zu servieren. „Wir haben uns auch persönliche Dinge erzählt.“

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Es ist bezeichnend, dass aus diesem Kreis Vorschläge kamen für die Namensgebung seines Lokals. Singh zeigt auf seinem Handy Screenshots von zwei Zetteln mit mehr als 30 Bezeichnungen, darunter Thessaloniki Geschmackswelt, Olympos-Taverne, Poseidons Delight und Mykonos Küche. In der kommenden Woche erwartet er das Schild mit dem Yamas-Schriftzug zum Anbringen im Außenbereich. Dort will er in der warmen Jahreszeit eine Terrassenatmosphäre schaffen mit diversen Blumenkübeln.

Existenzgründer startete in Glinde als Tellerwäscher

„Eine gewisse Anspannung ist vorhanden wegen der neuen Situation. Ich bin aufgeregt“, sagt Singh, der mit seiner Familie nahe dem Marktplatz wohnt. Sein Sohn ist sieben Jahre alt. Gleichwohl ist dem Existenzgründer bei seinen Ausführungen Vorfreude anzumerken. Den Mietvertrag hat er für die Dauer von zehn Jahren abgeschlossen. „Die Stammgäste geben Hoffnung, dass es läuft.“ Mit seinen Speisen will Singh selbstverständlich auch Menschen verköstigen, die noch nicht im Sirtaki gewesen sind. Er sieht den Betrieb personell gut aufgestellt ob der Erfahrung seiner Mitarbeiter, wirbt so um Kunden: „Wir lassen uns zum Beispiel keine fertigen Spieße für Gyros liefern, schneiden das Fleisch selbst. Bifteki wird in der Küche geformt und gewürzt. Das ist viel Handarbeit und kostet Zeit. Deshalb brauche ich drei Köche.“

Nach der Schule hat er in Indien als Koch gearbeitet. Während einer Europa-Tour mit Stationen in den Niederlanden, Deutschland, Spanien und Portugal entschloss sich Singh, seine Heimat zu verlassen. Ab 2008 arbeitete er in Lissabon, drei Jahre später folgte der Umzug nach Glinde. Singh fing im Sirtaki als Tellerwäscher an, nach sechs Monaten durfte er kochen. Die längste Zeit machte sich der passionierte Dartspieler im Betrieb jedoch als Kellner verdient. Dieser Job ist seine Leidenschaft. In neuer Funktion als Unternehmer wird sich für Singh einiges ändern, zwei freie Tage in der Woche wie bislang sind vorerst nicht mehr drin. Dem Flair des Glinder Zentrums tut sein Mut zum Unternehmertum jedenfalls gut. Direkt am Marktplatz gibt es jetzt wieder ein klassisches Restaurant.