Glinde. Mediterranes Lokal am Marktplatz hält nur rund acht Monate durch. Grieche schließt ebenfalls. Die Gründe sind unterschiedlicher Natur.

Am kommenden Sonntag, 18. Februar, steht Naim Salehie zum letzten Mal in der Küche seines Restaurants am Glinder Marktplatz, um Gästen mediterrane Speisen zuzubereiten. Er hatte das Geschäft neben dem Rathauseingang erst im Juni vergangenen Jahres eröffnet. Das Castello ist ein Familienbetrieb, seine Frau und die beiden Söhne packen mit an, sowie ein Angestellter. Jetzt ist Schluss. Und zwar nicht nur für den erfahrenen Gastronom. Binnen weniger Tage werden gleich zwei Lokale im Stadtzentrum schließen. Auch der Grieche mit dem Namen Sirtaki macht Ende dieses Monats dicht. Die Ursachen sind unterschiedlicher Natur.

„Aus gesundheitlichen Gründen bin ich leider gezwungen, diesen Schritt zu gehen“, sagt Salehie. Seine Söhne seien nicht daran interessiert, ohne ihn weiterzumachen. Sie sehen ihre Zukunft in anderen Branchen. Der 59-Jährige, ein gelernter Koch, hatte große Ambitionen und wollte an die Erfolge der Vergangenheit anknüpfen. Er wohnt in Glinde, führte früher das spanische Lokal Tio Pepe und den Nachfolger Castello rund zwei Jahrzehnte in einem der weiß gestrichenen Deputathäuser an der Dorfstraße, die zwischen 1912 und 1920 gebaut wurden. Beide Restaurants hatten einen exzellenten Ruf. Während der Corona-Pandemie machte Salehie einen Schnitt wie so viele andere Gastronomen hierzulande, orientierte sich um. Schließlich zog es ihn aber doch zurück zu seinen Wurzeln. Dass er den Betrieb am Marktplatz ebenfalls Castello nannte, ist nachvollziehbar.

Gäste loben Qualität des Essens und den freundlichen Service

Im neuen Geschäft integrierte der Unternehmer einen Lieferservice mit einem Mindestbestellwert von 15 Euro. Auf der Karte stehen Vorspeisen wie Bruscetta und gebratene Champignons, Salate, Pizzen, Lasagne mit Lachs und diverse Pasta-Variationen. Einige Beispiele: Penne mit Rinderfiletspitzen in Trüffelsoße, Spaghetti mit Scampi sowie kurze Nudeln mit pikanter Tomatensoße und Mozzarella. Den Gästen schmeckt es offenbar. Bei Google sind 33 Rezensionen verfasst. Das Castello erreicht im Schnitt 4,2 von fünf möglichen Sternen.

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Martin Busch schreibt: „Leckere Gerichte mit hoher Qualität, auch für Vegetarier. Sehr freundlicher Service. Das war mein erster Besuch seit der Wiedereröffnung an neuer Adresse und bestimmt nicht der letzte. Vorbehaltlose Empfehlung.“ Kathrin Schulz hat es ebenfalls gefallen: „Waren zum ersten Mal da. Service sehr freundlich, das Essen sehr lecker, Preis-Leistung stimmt! Endlich kann man in Glinde auch eine leckere Pizza essen und einen guten Wein trinken. Schnell um die Ecke. Wir erscheinen gerne wieder.“ Ein anderer Besucher drückt seine Begeisterung so aus: „Das Ambiente des Restaurants war warm und einladend mit einer angenehmen Mischung aus mediterraner Eleganz und gemütlichem Flair. Die entspannte Atmosphäre machte das Essen noch angenehmer.“

Castello-Betreiber will künftig mit Gastronomie-Artikeln handeln

Im Castello mit seinen 40 Plätzen sind die Wände weiß und hellrot gestrichen, an mehreren Stellen Bilder angebracht. Dunkle Holztische und Stühle mit roten Sitzen sowie diverse Pflanzen ergeben ein farblich stimmiges Bild. So gern Salehie in dieser selbst geschaffenen Umgebung eigentlich arbeitet und die Kommunikation mit Kunden genießt, den Stress hinter dem Herd an sechs Tagen in der Woche will er sich nicht mehr antun. Der Unternehmer hat Pläne für die Zeit danach, sagt: „Ich werde mit Gastronomie-Artikeln handeln.“

Erst im Dezember hatte er angekündigt, die Glinder Suppenküche mit Gratis-Essen zu versorgen. Vorgesehen war die Spende einmal pro Quartal. Das Hilfsprojekt organisiert Barbara Bednarz an jedem letzten Freitag eines Monats im Bürgerhaus. Am 23. Februar, wenn das Lokal für Kunden nicht mehr zugänglich ist, wird Salehie wie versprochen liefern. Eine einmalige Sache? Womöglich nicht. „Ich habe eine mobile Küche und könnte mir dauerhaftes ehrenamtliches Engagement vorstellen, wenn es die Gesundheit zulässt.“ Er werde sich diesbezüglich mit Bednarz zusammensetzen.

Wirt des griechischen Restaurants wurde vom Vermieter gekündigt

Fast parallel mit dem Castello-Aus endet eine Ära am Marktplatz: jene des Lokals Sirtaki. Wie berichtet, wurde den Betreibern gekündigt. Ioannis Bakirtzis und seine Frau Dimitra führen das Restaurant seit 2003. Letztmalig werden Gäste am 29. Februar mit Gyros, Zaziki, Souvláki, Lammfilet und Calamari verwöhnt. Ihr Vermieter ist Glunz Immobilien. Die Firma mit Sitz in Hamburg-Bergedorf will das Gebäude sanieren und eine Photovoltaikanlage aufs Dach setzen. „Fette aus dem Abzugskanal würden die Module bei ungünstigen Windverhältnissen verunreinigen“, sagte Sven Rau, Berater der Eheleute, jüngst dieser Redaktion und begründete damit die Vertragsauflösung.

Ioannis Bakirtzis und seine Frau Dimitra müssen ihr Restaurant Sirtaki aufgeben.
Ioannis Bakirtzis und seine Frau Dimitra müssen ihr Restaurant Sirtaki aufgeben. © René Soukup | René Soukup

Ioannis Bakirtzis wird sich nicht nach alternativen Räumen in Glinde und Umgebung umschauen. Er beendet die Selbstständigkeit und möchte künftig als Angestellter in einem Lokal arbeiten. Beim Castello könnte sich zeitnah eine Nachfolge ergeben. Dem Vernehmen nach gibt es einen Interessenten, der die Fläche mieten und griechische Küche offerieren will.