Barsbüttel. Ali Demir und seine Frau Sibel haben Restaurant in Sportvereinsgebäude renoviert. Was die neuen Pächter jetzt planen.
Das Gebäude mit seinem roten Klinker, den hohen Fensterfronten und Flachdach ist nicht wirklich ein Hingucker. Das ändert sich beim Eintreten. Neben der Geschäftsstelle des Barsbütteler SV befindet sich ein Restaurant, das zugleich Vereinstreff ist. Die Räume sind geschmackvoll eingerichtet: Kunstlederbänke, Stühle und Barsitze in einem Grauton sowie Vinylboden in Holzoptik, dazu hellbraune Tische und rote Vorhänge, die Wände und Decken sind größtenteils hell gestrichen. Es ist ein modernes Ambiente, lädt zum Verweilen ein. Ali Demir und seine Frau Sibel haben hier renoviert und beleben die Gastronomie in der 13.700-Einwohner-Gemeinde. Ihr Lokal heißt „YouVa“und hat einen Schwan im Logo – genauso wie der Sportverein.
Der hatte den Pachtvertrag mit dem vorherigen Betreiber nicht verlängert, suchte einen Nachfolger. Es gab mehrere Interessenten. Die Demirs machten das Rennen. „Ich habe im Verein eine Kinder-Fußball-Mannschaft trainiert und mich mit dem Vorstand gut verstanden. Das Gesamtpaket hat gestimmt“, sagt der 41-Jährige. Im vergangenen Dezember starteten er und seine Gattin (42), werden von einem Angestellten unterstützt. Seit diesem September leben sie auch in dem Komplex an der Straße Hinterm Garten in einer Vier-Zimmer-Wohnung. „Ich wollte eigentlich ein Geschäft auf dem Kiez oder in der Schanze eröffnen. Aber hier habe ich die Familie um mich herum, kann die Kinder auch während der Arbeit sehen.“ Der Sohn ist 14 Jahre alt, die Tochter neun. Beide spielen beim BSV Fußball.
Betreiber investierten 50.000 Euro in Inventar
Der Verein erneuerte mit der Neuvergabe den Sanitärbereich. Die Demirs investierten rund 50.000 Euro in Mobiliar und Küchenausstattung. Auf einem großen Bildschirm werden zum Beispiel die Spiele des Hamburger SV in der Zweiten Bundesliga gezeigt. „Beim Vorpächter gab es immer weniger Gäste. Jetzt kommen viele neue Kunden durch Mundpropaganda“, sagt Henri Schmidt, Kassenprüfer beim Barsbütteler SV. Meistens sind es Menschen aus dem Ort, die dort speisen. Doch nicht alle Bürger wissen, was es so alles gibt. Das wird sich ändern. Ali Demir lässt gerade Flyer drucken und demnächst an alle Haushalte verteilen. Der Chef steht selbst an Herd und Ofen, hat dabei eine schwarze Schürze umgebunden.
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„Die Grünen, die CDU und der Bürgerverein haben bei mir Sitzungen abgehalten, an guten Tagen verköstigen wir bis zu 50 Gäste“, sagt der Gastronom. Mit dem Aufkommen sei er aber nur bedingt zufrieden. Man habe noch Luft nach oben, schließlich kämen manchmal auch nur 15 Personen. In den Sommerferien war zweimal das HSV-Jugendcamp in Barsbüttel – 92 Kinder und sechs Trainer wurden jeweils bekocht. Am Büfett gab es ordentlich Nachschlag. Die Demirs richten auch Hochzeiten, Konfirmationen und Geburtstagsfeiern aus, Catering etwa für Firmen rundet das Angebot ab.
Restaurant hat 75 Plätze im Innenbereich und 70 auf der Terrasse
Rund 35 Gerichte stehen auf der Speisekarte. Pasta, Fleisch, Pizza, Ofenkartoffeln, Fisch, Salate – die Auswahl ist groß. „Besonders nachgefragt ist orientalisches Essen“, sagt Ali Demir. Er greift dabei auf Rezepte seiner Großmutter zurück, nennt zum Beispiel in Kräutermarinade gebratene Kalbsleber mit speziellen Zutaten. Seine Oma in der Türkei hat der in Hamburg geborene und aufgewachsene Mann als Kind immer in den Sommerferien besucht und dadurch früh Interesse gewonnen an der Zubereitung von Speisen.
Die Schule schloss Ali Demir mit der mittleren Reife ab, machte eine Lehre als Koch im „Jena Paradies“. Es folgten mehrere Stationen in der Hansestadt, darunter das Fisch- und Steakrestaurant „Ocean“ an den Landungsbrücken. Im Lokal eines Cousins übernahm er administrative Aufgaben, war zuletzt Küchenchef einer italienischen Kette mit Restaurants am Hamburger Rathaus, in Eppendorf und Wellingsbüttel. Jetzt also die Selbstständigkeit mit einer 70-Stunden-Woche und nur einem Ruhetag – dienstags ist geschlossen, was bis vor Kurzem auch nicht der Fall gewesen ist. „Das macht mir nichts aus. Ich habe schon während der Ausbildung den Laden aufgeschlossen und bin als letzter gegangen“, sagt Ali Demir. Er liebe seinen Job.
Ab 2. Oktober gibt es ab 11.30 Uhr einen Mittagstisch
Das Lokal in Barsbüttel hat 75 Plätze im Innenbereich und 70 auf der Terrasse. Von dort blickt man auf das Helmut-John-Stadion. An der Auffahrt zum Wohnbereich, unter dem sich Vereinsfitnessraum sowie Sauna befinden, baut der Gastronom in einem Beet Tomaten, Chili und Kräuter an. Kartoffeln kauft er bei einem Landwirt in der Umgebung, andere Dinge im Großhandel. Um mehr Kundschaft zu gewinnen, erweitern die Demirs ab 2. Oktober die Öffnungszeiten unter der Woche von 11.30 bis 22 Uhr, bieten dann einen Mittagstisch an, der um 15.30 Uhr endet. Die für vier Stunden gültige Karte listet zum Beispiel Kohlrouladen, Currywurst oder getrüffeltes Risotto mit Garnelen. Wöchentlich wird gewechselt. Die Preise liegen zwischen acht und zehn Euro. Schüler sowie Senioren erhalten einen Rabatt und zahlen nur 6,50 Euro. Demnächst wird zudem der Montag zum Pizzatag mit Gratis-Lieferung ab drei Exemplaren plus Freigetränk.
Sollte das neue Konzept greifen, muss sich Ali Demir Gedanken machen, eine weitere Kraft einzustellen. Die könnte auch für neue Freiräume des Unternehmers sorgen. Die 2. C-Jugend hat er wegen der Selbstständigkeit abgegeben. „Ich würde gern zumindest wieder den Co-Trainer machen“, so der Fußball-Liebhaber. In seiner Jugend spielte er in der Leistungsklasse und war ambitioniert. Die Ausbildung mit Diensten am Abend und ein Kreuzbandriss sorgten für das Karriereende.
In diesem Jahr haben die Demirs alles reingelegt für einen guten Start in die Selbstständigkeit, unter anderem auf den Urlaub in der Türkei verzichtet. Normalerweise geht es nach Gaziantep in Südostanatolien. 2024 will die Familie wieder dorthin, dafür sind drei Wochen Betriebsferien geplant. Nach Hamburg sehnt sich Ali Demir übrigens nicht zurück. Die Familie hatte vor dem Umzug in Horn gewohnt. Über sein neues Leben in Barsbüttel sagt der Gastronom: „Ich finde den Charakter des Ortes herzlich. Man kennt einander, begrüßt sich beim Einkaufen.“