Ahrensburg. Auflösung der Kommission, die umstrittene Namensgeber überprüfen sollte, stand bereits fest. Nun ist auch Minimalvariante vom Tisch.
Zahlreiche Straßen und Plätze in Ahrensburg sind nach historischen Personen benannt. Das Wirken einiger von ihnen ist aus heutiger Sicht umstritten. Ob es noch zeitgemäß ist, dass Orte die Namen von Otto von Bismarck, Heinrich Carl von Schimmelmann oder Alfred Rust tragen, damit sollte sich seit Oktober 2020 eine Expertenkommission befassen.
Die Ergebnisse sollten in einer öffentlichen Ausstellung präsentiert werden und Ausgangspunkt für eine Debatte über die Notwendigkeit von Umbenennung sowie die künftige Namensgebung von Straßen und Plätzen sein. Obwohl das Gremium seine Arbeit noch nicht abgeschlossen hat, votierte der Bildungs-, Kultur- und Sportausschuss im vergangenen Oktober mit den Stimmen von CDU, FDP und Wählergemeinschaft WAB dafür, das Projekt aus Kostengründen vorzeitig zu beenden.
Umstrittene Straßennamen: Ahrensburg beschließt endgültiges Aus für Aufarbeitung
Auch der Kompromissvorschlag der Verwaltung, auf die Ausstellung zu verzichten und die Kommission bestehen zu lassen, um sie in Einzelfällen anrufen und mit der Überprüfung von Benennungen beauftragen zu können, fand keine Mehrheit. Offen gelassen hatten die Politiker, ob zumindest die begonnene Dokumentation der Biografien aller historischen Namensgeber in Ahrensburg abgeschlossen wird, um diese sukzessive auf einer Internetseite zu veröffentlichen. Nun ist klar: Auch das wird nicht geschehen.
Noch liegen allerdings nicht alle 52 Biografien vollständig vor. Um deren Erstellung abzuschließen, müsste laut Verwaltung die dafür eingerichtete Projektstelle im Stadtarchiv mit 20 Wochenstunden bis Ende 2024 verlängert werden. Die Kosten: Rund 48.500 Euro. Doch dieses Geld wollen die Politiker nicht zur Verfügung stellen. Einen entsprechenden Antrag der Verwaltung lehnten CDU, FDP und WAB während der Haushaltsberatungen im Hauptausschuss ab.
Grüne und SPD kritisieren Entscheidung des Bildungs-, Kultur- und Sportausschusses
Vor der finalen Abstimmung in der Stadtverordnetenversammlung am Montag, 26. Februar, nutzten Grüne und SPD den Zeitpunkt, um noch einmal ihre Kritik an dieser Entscheidung zum Ausdruck zu bringen. „Von der ursprünglichen Idee war ohnehin nur noch eine Rumpfversion übrig und jetzt werden nicht einmal die Biografien vollständig der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt“, sagte Christian Schubbert (Grüne), Vorsitzender des Bildungs-, Kultur- und Sportausschusses.
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SPD-Fraktionschef Béla Randschau sagte: „Wir waren für den Verwaltungsvorschlag, weil er ein guter Kompromiss zwischen den Ideen der Kommission und den verfügbaren finanziellen Mitteln gewesen wäre.“ Auch die Leiter der vier weiterführenden Schulen in Ahrensburg hatten sich in einem Brief an die Fraktionen für einen Abschluss der Dokumentation der Biografien ausgesprochen. „Wenn diese Arbeit abgeschlossen wird, erhoffen wir uns Möglichkeiten, bei der Gestaltung von Unterricht in den Fächern Geschichte oder Wirtschaft/Politik, oder in Phasen der Projektarbeit, auf diese Quellen zugreifen zu können“, schrieben sie.
Stadtverordnete besiegeln Aus für das Projekt bei zahlreichen Enthaltungen
Weil von FDP und WAB je ein Stadtverordneter am Montag abwesend war, hätten Grüne und SPD die Fortführung mit knapper Ein-Stimmen-Mehrheit durchsetzen können. Darauf verzichteten die Fraktionen jedoch und enthielten sich. Man wolle die emotional aufgeladene Debatte nicht weiter anfachen, sondern dem Votum des Bildungs-, Kultur- und Sportausschusses Rechnung tragen. Letztlich stimmten 14 der anwesenden 29 Stadtverordneten bei 15 Enthaltungen für das endgültige Aus des Projektes.