Ahrensburg. Fraktionen in Ahrensburg streiten über weiteres Vorgehen. Mehrheit will Arbeit des Gremiums vorzeitig beenden. Kritik von den Grünen.
Der Umgang mit historisch belasteten Straßennamen ist am Donnerstag, 5. Oktober, erneut Thema im Ahrensburger Bildungs-, Kultur- und Sportausschuss. Die Politiker wollen entscheiden, ob die im Oktober 2020 eingerichtete, achtköpfige Expertenkommission ihre Arbeit fortsetzen kann oder das Projekt vorzeitig beendet wird.
Das Gremium war auf Initiative der Grünen berufen worden, nachdem es Kritik daran gegeben hatte, dass Straßen und Orte in der Schlossstadt die Namen von Personen tragen, deren Würdigung aus heutiger Sicht unangemessen sei. Unter den Namensgebern sind etwa der frühere Ahrensburger Schlossherr Heinrich Carl von Schimmelmann, der durch den Sklavenhandel reich wurde, und der Autor und Biene-Maja-Erfinder Waldemar Bonsels, der erwiesenermaßen Antisemit war.
Umgang mit belasteten Straßennamen sorgt für Streit in Ahrensburg
Im September hatte die Kommission nach dreijähriger Arbeit einen Leitfaden für künftige Benennungen sowie einen Kriterienkatalog vorgelegt, nach dem die Biografien der Namensgeber vorhandener Straßen und Gebäude geprüft werden sollen. Eine inhaltliche Bewertung nahm das Gremium bislang nicht vor, sie soll nach dem Willen der Experten jetzt folgen. Aus Akzeptanz- und Legitimitätsgründen empfiehlt die Kommission die Einbindung der Bürger in den Prozess, etwa durch Workshops und eine Ausstellung. Die Kosten dafür lägen bei rund 205.000 Euro.
Die Mehrheit der Fraktionen in Ahrensburg lehnt das aus Kostengründen ab. CDU, FDP und Wählergemeinschaft WAB kritisieren zudem, dass die Kommission bislang keine konkreten Empfehlungen bezüglich des Umgangs mit belasteten Namen und möglichen Umbenennungen vorgelegt habe.
Verwaltung will Biografien nur im Einzelfall überprüfen lassen
Die Verwaltung empfiehlt, die von der Kommission gesammelten Informationen anstatt in einer Ausstellung auf einer Internetseite zugänglich zu machen. Außerdem soll der Vorlage zufolge auf eine Überprüfung aller 52 nach Personen benannten Orte verzichtet werden. Eine Untersuchung der Biografien soll stattdessen nur im Einzelfall erfolgen, wenn die Stadtverordneten dem Gremium einen Prüfauftrag erteilen.
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Bei den Grünen stößt das auf Kritik. „Der Beschlussvorschlag der Verwaltung bedeutet de facto eine vorzeitige Beendigung der Arbeit der Kommission“, sagte deren Vertreter Stefan Gertz. Ohne abschließende Bewertung der Biografien „landen die erarbeiteten Dokumentationen wahrscheinlich in einer Schublade im Archiv und ein Großteil der guten Arbeit der Kommission wäre nutzlos gewesen“, kritisiert er. Die Grünen haben einen Änderungsantrag eingereicht, der eine umfassende Prüfung der Namen vorsieht.
Bildungs-, Kultur- und Sportausschuss Do 5.10., 19.30, Peter-Rantzau-Haus, Manfred-Samusch-Straße 9