Oststeinbek. Das Amtsgericht ist bereits aktiv geworden. Betreiberin des Lokals im Oststeinbeker Ortsteil Havighorst will Forderungen begleichen.
Mit ihren Mahlzeiten haben sie ein Alleinstellungsmerkmal in der Region: Seit August 2021 betreiben Ekaterina Baturina-Preu und ihr Mann Kazimir das Restaurant Elbrus im Oststeinbeker Ortsteil Havighorst, bieten kaukasische Spezialitäten an. Die Gäste sind begeistert und haben das durch Beurteilungen im Internet zum Ausdruck gebracht. Jetzt gibt es jedoch ein Problem: Das Amtsgericht Reinbek hat einen vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Es ist der Rechtsanwalt Nicolas F. Grimm aus Hamburg.
Dessen Aufgabe ist es erstmal, das Vermögen zu sichten, sagt Ulrich Fieber, Direktor des Amtsgerichts in Stormarns zweitgrößter Stadt. Ein Insolvenzverfahren sei noch nicht eröffnet. Am Ende eines solchen kann es zu einer Betriebsschließung kommen. Ist das in diesem Fall denkbar? Und was steckt genau dahinter? Fieber darf keine Auskünfte über die öffentliche Bekanntmachung hinaus geben. Klar ist aber: Den Antrag, in ein Verfahren zu gehen, hat ein Gläubiger gestellt.
Laut der Betreiberin geht es um 4500 Euro für Krankenkasse
Baturina-Preu sieht die Dinge mit einer gewissen Gelassenheit, sagt: „Wir schließen nicht. Wahrscheinlich habe ich einige Sachen aus dem Blick verloren.“ Die 52-Jährige gibt an, dass die Krankenkasse DAK eine Nachzahlung in Höhe von 4500 Euro fordere und das der Grund sei für die Anordnung des Gerichts. Es handele sich dabei um Beiträge für Mitarbeiter. „Ich habe die Krankenkasse angerufen und mitgeteilt, dass ich das Geld jetzt überweise und auch das Gericht davon in Kenntnis gesetzt. In wenigen Tagen ist alles wieder in Ordnung.“
Für ihr Versäumnis nennt die Gastronomin mehrere Gründe. Ihr Mann sei aufgrund einer Operation an der Wirbelsäule im Juni nahezu fünf Monate im Betrieb ausgefallen, in der Zeit habe sie alles organisieren müssen. „Und im vergangenen September ist unser Koch im Alter von 34 Jahren gestorben. Er war ein Freund und wie ein Familienmitglied. Das hat uns sehr getroffen und belastet einen.“ Baturina-Preu ist beruflich nicht nur im Elbrus eingespannt, sie gibt auch Konzerte als Harfenistin. Früher war die Musikerin unter Vertrag am Lübecker Theater und gehörte dem NDR-Sinfonieorchester an. Durch ihren Job als Immobilienmaklerin schaffte sie die finanzielle Grundlage, um sich den Traum vom Unternehmertum in der Gastronomie zu verwirklichen.
Elbrus ist das einzige Restaurant in Havighorst
Mit Grimm hat sie bereits Kontakt gehabt und äußert sich nicht gerade positiv über das Gespräch. Es geht zwischen den beiden nicht gerade harmonisch zu. Darauf lassen auch Aussagen des vorläufigen Insolvenzverwalters schließen: „Ich benötige viele Informationen, die ich bislang nicht bekommen habe. Die Geschäftsführung hat eine Mitwirkungspflicht. Die muss ich einfordern.“ Grimm ist bereits seit 13. Februar dem Elbrus zugeordnet. Wie viele Gläubiger es gibt und wie hoch die Forderungen sind, dazu möchte sich der Rechtsanwalt nicht äußern. Baturina-Preu will die Angelegenheit am liebsten ohne ihn regeln. Das ist durchaus möglich. Macht sie ihre Ankündigung wahr und überweist die geforderte Summe an den Gläubiger, könnte dieser sein Ansinnen für nichtig erklären. Dann würde das Gericht Grimm wieder abziehen. Der sagt: „Es gibt Fälle, in denen der Antragsteller trotz Zahlung seinen Antrag nicht für erledigt erklärt hat.“
- Corona bedeutet Aus für letzten Gastrobetrieb in Havighorst
- Allergisch gegen eigenes Essen: Gastronom muss aufgeben
- Restaurant-Sterben in Glinde – auch das Castello macht dicht
Die Immobilie an der Dorfstraße in Havighorst hat Baturina-Preu gemietet. Sie und ihr Mann führen das einzige Lokal in dem Ortsteil. 2020 während der Pandemie hatten alle Gastrobetriebe aufgegeben: der Gasthof Schwarzenbeck, das Café Klönschnack in der Feldmark sowie das Weinkontor Retana mit seinen Tapas-Abenden in dem Gebäude, wo jetzt das Elbrus ist. Das Restaurant erstreckt sich über zwei Ebenen. In der ersten Etage befindet sich ein Saal mit integrierter Bar. Allein in den Umbau dieses Bereichs investierte das Ehepaar mehr als 150.000 Euro. Hier gab es in der Vergangenheit zahlreiche Konzerte, wobei die Kapazität nicht ausgeschöpft werden konnte wegen Brandschutzauflagen. Es fehlt eine Außentreppe. Die wollten die Betreiber eigentlich längst angebracht haben. Derzeit sind keine Termine für Musikveranstaltungen festgelegt.
2021 zerstörte ein Brand große Teile des Inventars
Die Gastronomen haben fünf Angestellte, an Wochenenden ist das Elbrus laut Baturina-Preu stark frequentiert durch zum Beispiel Geburtstagsfeiern. Im Erdgeschoss gibt es 76 Plätze. „Unter der Woche haben wir im Schnitt täglich zehn bis 15 Gäste. Der Verdienst reicht aus“, sagt die Unternehmerin. An fünf Tagen ist erst ab 16 Uhr geöffnet, nur sonntags zwei Stunden früher. Montags bleibt die Restaurant geschlossen.
Zwischendurch musste der Betrieb gezwungenermaßen über einen längeren Zeitraum ruhen. Im Oktober 2021 und damit zwei Monate nach der Eröffnung zerstörte ein Feuer große Teile des Inventars und richtete Schäden am Gebäude an. Den Brand hatte eine defekte Lichtleiste in einem Kühlschrank, der sich in der offenen Küche befand, ausgelöst. Nach Angaben der Betreiber glich die Betriebsausfallversicherung die Verluste bei Weitem nicht aus. Es wurde im Eiltempo saniert und kurz vor Weihnachten wieder für Gäste kredenzt.
Den Besuchern schmeckt es im Elbrus. Bei Google haben sie 260 Rezensionen verfasst. Das Lokal kommt im Schnitt auf 4,8 von fünf möglichen Sternen – ein Spitzenwert. „Alles hat so gut geschmeckt, ich komme wieder. Der Service war wirklich top“, schreibt Valentina Ventura. Auch diese Beurteilung ist ein Ritterschlag: „Sehr kompetentes und humorvolles Personal. Das Essen ist hervorragend. Ein sehr schönes, gemütliches Ambiente. Eine tolle Erfahrung. Vielen Dank.“ Ann Mil hat die identische Erfahrung gemacht und äußert sich so: „Sehr gastfreundlich. Die Spezialitäten wurden ausführlich vorgestellt. Käse und diverse Milchprodukte werden selbst hergestellt. Sehr lecker, gute Portionen. Wir kommen wieder.“
Die Gastronomen möchten es Gästen aller Altersklassen recht machen. Sie haben auch an Kinder gedacht, die nach dem Speisen nicht mehr still sitzen wollen neben ihren Eltern. Für die Kleinen gibt es ein Spielzimmer mit schicker Wandbemalung.