Oststeinbek. Klönschnack hat für immer geschlossen. Das Weinkontor Retana und den Gasthof Schwarzenbeck gibt es auch nicht mehr.
Das Oktoberfest mit anfänglich 15 und zuletzt bis zu 300 Gästen am Abend im extra aufgebauten Festzelt, ausverkaufte Krimidinner-Lesungen oder der Osterbrunch – das Restaurant und Café Klönschnack im Oststeinbeker Ortsteil Havighorst hatte sich zu einem beliebten Treff entwickelt. Solche Veranstaltungen wird es nicht mehr geben. Die Betreiber Martina und Sven Klasen haben aufgegeben.
Corona zerstört damit auch den letzten Gastronomiebetrieb in dem Dorf. Es ist die dritte Geschäftsschließung seit Beginn der Pandemie. Für einen Lokalbesuch müssen die Bürger jetzt in den Hauptort, wo es einen Chinesen, Griechen und das Avantgarde mit Schwerpunkt mediterrane Küche gibt, in umliegende Kommunen oder nach Hamburg ausweichen.
Das Ehepaar organisierte auch viele Familienfeiern
„Es tut schon weh, wenn man wieder hinfährt und etwas aufräumt. Ich habe es noch gar nicht verarbeitet, so viel Herzblut in den Laden reingesteckt“, sagt Sven Klasen, der mit seiner Frau in Quickborn lebt. Corona habe sie in die Knie gezwungen. Der Schritt war keine spontane Entscheidung, sondern wohl durchdacht. „Das Klönschnack hat viel Kraft gekostet, es geht auch darum, unserer Gesundheit vorzubeugen“, erklärt der 54-Jährige.
Er hatte sich mit der Eröffnung 2007 einen Lebenstraum erfüllt, konnte als Selbstständiger fortan in die eigene Tasche wirtschaften. Der gelernte Koch pachtete das Lokal in dem rotgeklinkerten Backsteinhaus und richtete es gemütlich ein. Auf 80 Quadratmeter Fläche stellte er die Tische so auf, dass 40 Gäste einen Sitzplatz hatten.
Und die Stühle waren oft alle belegt. Zum Beispiel beim ersten Treffen des Havighorster Stammtisches im Oktober 2014. Das Ehepaar organisierte zudem viele Familienfeiern. Es seien Freundschaften mit Kunden entstanden, so Klasen, dessen Frau (55) unterstütze, ihren Hauptjob aber seit Langem bei einem Maschinenbauunternehmen hat. Zum Gelingen des Geschäfts trugen auch vier Teilzeitkräfte bei.
Das Einkommen war vor Corona zufriedenstellend
Zum Angebot zählten Boßeltouren durch die Feldmark mit einem sogenannten Proviant-Handwagen, der mit zahlreichen Getränken gefüllt war. Anschließend gab es Barbecue, Grünkohl oder Schnitzel satt. Sowohl Erwachsene als auch Kinder schwärmten von der rund zweieinhalb Stunden andauernden Tour und leckerem Essen danach.
Sven Klasen stand für eine gutbürgerliche Küche, offerierte in den Sommermonaten als Spezialität hausgemachtes Sauerfleisch mit Bratkartoffeln. Selbstgebackener Apfel- und Pflaumenstrudel sowie die Torten kamen vor allem bei Spaziergängern gut an, die sich auf ihrem Weg durch die idyllische Umgebung im Klönschnack stärkten.
Die Klasens bauten eine Holzterrasse, legten sich vor vier Jahren noch eine neue Küche zu und investierten so einen hohen fünfstelligen Betrag. Das Einkommen war zufriedenstellend. Der Gastronom konnte es sich sogar leisten, auf feste Öffnungszeiten zu verzichten. Er beschränkte sich zuletzt auf Gesellschaften, stimmte Termine individuell ab. Trotzdem war Sven Klasen täglich vor Ort, wenn nicht in der Küche, dann waren Büroarbeiten angesagt. Oder er reinigte das Restaurant.
Neuer Job als Sachbearbeiter bei einer Bank
Seit März hatte der Koch keine Einnahmen, öffnete auch nach dem Lockdown nicht. Der Raum sei zu klein gewesen, um die Auflagen einzuhalten, sagt Sven Klasen und meint damit zum Beispiel die Abstandsregel. Stammkunden hätten ihn jüngst kontaktiert und ihr Bedauern ob der Schließung ausgedrückt. Es gebe aber immer noch Anfragen zwecks Tischreservierung.
Einen Plan B für die Coronazeit, etwa die Installation eines Lieferservice oder Mahlzeiten zum Abholen, hat das Ehepaar nicht entwickelt. „Für zehn Essen außer Haus habe ich mehr Kosten als Einnahmen“, sagt Sven Klasen. Das Lokal sei einfach zu weit abgelegen.
Trotz zentraler Lage an der Dorfstraße in Havighorst musste auch das Weinkontor Retana vor Kurzem schließen. Wegen Corona war der Umsatz eingebrochen. Der Gastronomiebetrieb war unter anderem bekannt wegen der Tapas-Abende mit Weinverköstigung und Live-Musik. Der Betreiber versuchte während der Pandemie alles, um sich über Wasser zu halten. Er bot einen Brot- und Brötchenverkauf an, die Ware wurde im eigenen Ofen gebacken. Dazu offerierte er Pizzen zum Abholen, produzierte Nudeln, die in Tüten verkauft wurden.
Schon im Frühjahr gab mit dem Gasthof Schwarzenbeck nach 143 Jahren eine Institution auf. Der Familienbetrieb wurde in sechster Generation geführt. Sven Klasen hat derweil einen neuen Job gefunden, ist als Quereinsteiger jetzt Sachbearbeiter bei einer Bank. Im Angestelltenverhältnis will er bis zur Rente bleiben.