Oststeinbek. 2020 hatten alle drei Lokale im Oststeinbeker Ortsteil Havighorst aufgegeben. Jetzt gibt es das Elbrus – bald mit Konzertsaal.
Ihr liebstes Stück steht im Büro, das nur durch eine Tür vom größten der drei Speiseräume getrennt ist: eine Harfe. Ekaterina Baturina-Preu beherrscht das Spielen auf dem Saiteninstrument, hat vor langer Zeit an der Musikhochschule Lübeck ein Diplom gemacht und ist in bekannten Häusern aufgetreten. Ihr Drang, Neues auszuprobieren und das mit der großen Leidenschaft zu verbinden, hat sie jetzt in den Oststeinbeker Ortsteil Havighorst verschlagen. Vor Kurzem eröffnete die 50-Jährige mit ihrem Mann Kazimir (34), der über reichlich Erfahrung in der Gastronomie verfügt, das Restaurant Elbrus. Sie offerieren kaukasische Spezialitäten und georgische Weine, sind mit dem Projekt aber noch nicht fertig. Derzeit baut das Paar den ersten Stock des Gebäudes zu einem Konzertsaal um.
Die Unternehmer haben nicht nur einen Treffpunkt geschaffen, wo sich in gemütlichem Ambiente schlemmen lässt, sondern zugleich das Gaststättengewerbe wiederbelebt. Im vergangenen Jahr während der Pandemie hatten alle drei Betriebe im Ort aufgegeben: der Gasthof Schwarzenbeck, das Café Klönschnack in der Feldmark sowie das Weinkontor Retana mit seinen Tapas-Abenden und Live-Musik an der Dorfstraße, in dessen Räumen jetzt das Elbrus ist.
Im Konzertsaal habenrund 50 Personen Platz
An das frühere Lokal erinnert nur noch der geflieste Boden, alles andere ist neu. Überall helle Holztische und gepolsterte Stühle, eine offene Küche und die Wände in diesem Bereich in beiger Stein-Optik. Die dicken Holzbalken der Decke sind dunkel gestrichen, dort ist auch ein 80 Kilogramm schwerer Kronleuchter verankert. Nebenan der Hauptraum mit direktem Zugang zu einem Kinderspielzimmer sowie ein Separee, das von Gruppen gebucht werden kann. Bis zu 72 Gäste finden hier Platz. 40 weitere Sitzmöglichkeiten gibt es auf den Terrassen, jene hinter dem Haus ist mit vielen Blumenkübeln versehen.
Rund 100.000 Euro haben die Betreiber allein in den Umbau des Erdgeschosses investiert und inzwischen sieben Angestellte, darunter ein Sterne-Koch aus Moskau. Über die kaukasische Küche sagt Ekaterina Baturina-Preu: „Sie ist bekannt für Walnuss-Gerichte, viele Kräuter wie zum Beispiel Koriander und Fleischspieße.“ Nicht zu vergessen Borschtsch, eine Suppe, die traditionell mit Roter Bete zubereitet wird. Ein beliebtes Teiggericht ist Megruli Khachapuri mit eingebackener Käsefüllung – es sieht aus wie eine Pizza. Käse produzieren die Fachkräfte selbst, dafür kaufen die Gastronomen fast täglich 40 Liter Milch bei einem Havighorster Landwirt.
Das Restaurant hat montags Ruhetag, öffnet sonst um 16 Uhr und nur sonntags zwei Stunden früher. Feierabend ist um 23 Uhr. „Wir wollen auch noch ein bisschen was vom Leben haben“, sagt Ekaterina Baturina-Preu. Außerdem gebe es in Havighorst keine Büros, es mache daher keinen Sinn, einen Mittagstisch anzubieten. Für die Verköstigung der Gäste ist ihr Mann zuständig. Die Geschäftsfrau hat noch andere Dinge zu tun, versteht sich in erster Linie weiterhin als Berufsmusikerin.
Sie hat bereits als Kind auf der Bühne gestanden, kam im Alter von 16 Jahren aus Moskau nach Deutschland. Hier startete sie als Harfenistin durch, spielte bereits während des Studiums beim Phantom der Oper. Im Lübecker Theater war die Künstlerin sechs Jahre unter Vertrag, war Bestandteil des NDR-Symphonieorchesters und präsentierte sich dem Publikum in der Hamburger Staatsoper. Nebenbei wurde Baturina-Preu Immobilienmaklerin. Auftritte hatte sie in Corona-Zeiten nicht. Wieder vor Zuschauern spielt sie am 2. Oktober in Hamburg-Wandsbek.
Wenn die Frau über Musik redet, merkt man ihr an, wie sehr sie sich danach sehnt, Konzerte zu geben – und solche zu organisieren. Auch deswegen ist die Wahl auf die Immobilie in Havighorst gefallen, die das Paar erst einmal für fünf Jahre gepachtet hat. Im ersten Stock, bislang ein Wohnbereich, sind zurzeit Handwerker aktiv. Es entsteht ein Konzertsaal mit Platz für rund 50 Personen. Die Arbeiten an der Bühne samt Treppe sind weit vorangeschritten. Rechts auf der Erhöhung ist eine Tür. Dahinter verbirgt sich ein Bad mit Wanne. „Das ist für die Künstler, um sich frisch zu machen“, sagt Baturina-Preu.
Hinter der Bühne steht ihnen zudem ein Zimmer mit Couch zur Entspannung zur Verfügung. Ab November soll es hier regelmäßig Klassik- und Jazzkonzerte geben. Baturina-Preu zeigt auf die Stelle, wo die Bar hinkommen soll. Sie hat den Umbau konzipiert, alles ist bis ins kleinste Detail geplant. Zum Beispiel auch, dass ein Klavier die Bühne schmücken wird. „Allein hätte ich mir das nicht zugetraut. So etwas muss man zusammen machen“, sagt die Unternehmerin und greift nach der Hand ihres Mannes. Konzerte und kaukasische Köstlichkeiten – dieses Geschäftsmodell gibt es nirgends in der Region und nährt die Hoffnung, erfolgreich zu sein.
Auf Sicht soll mehr Personal eingestellt werden
Wenn der Musikbetrieb erstmal angelaufen ist, benötigen die Gastronomen mehr Personal. Ekaterina Baturina-Preu blickt schon weiter voraus und liebäugelt damit, ein weiteres Projekte anzugehen im Bereich Rehabilitation und Kinder-Hospiz. Trotz der vielen Arbeit findet sie auch Zeit für sich und zum Abschalten: beim Angeln und Pilzesammeln. Das Handy hat sie dann übrigens nicht dabei. Eines ist sicher: Beim ersten Konzert im Elbrus wird es sich die Künstlerin nicht nehmen lassen, dem Publikum ihr Können auf der Harfe zu zeigen.