Ahrensburg. Medienkonzern schließt Druckerei Ende Juli. Stadt stellt die Weichen für die künftige Nutzung des 29-Hektar-Grundstücks.

Nach mehr als 60 Jahren endet in diesem Sommer die Geschichte von Axel Springer in Ahrensburg. Zum 31. Juli wird der Medienkonzern den Betrieb in der bei ihrer Einweihung „größten und modernsten Druckerei des Kontinents“ einstellen. Im benachbarten Druckzentrum von Prinovis sind bereits Ende Januar die letzten Zeitschriften und Kataloge von der Verladerampe gelaufen. Zusammen rund 650 Mitarbeiter sind von dem Aus betroffen.

Im Bau- und Planungsausschuss hat Ahrensburg jetzt die Weichen für die Zeit nach dem Springer-Aus gestellt. Um das 29 Hektar große Areal zwischen dem Kornkamp und der Bahnstrecke Hamburg–Lübeck auch künftig als Gewerbefläche zu sichern, haben sich die Politiker auf städtebauliche Ziele für das Filetgrundstück verständigt. Einig sind sie sich in diesem Punkt: Amazon oder andere Versandriesen sollen nicht dorthin ziehen.

Gelände der Springer-Druckerei: Ahrensburg will Ansiedlung von Amazon verhindern

„Unabhängig von einem konkreten Investor wollen wir einen städtebaulichen Rahmen festzurren“, sagte Ahrensburgs Bürgermeister Eckart Boege. Zwar gebe es mehrere Interessenten, die sich auf der Fläche ansiedeln wollten. Noch sei das aber nicht spruchreif, deshalb könne er auch keine Namen nennen.

Mehrere Unternehmen haben sich und ihre Ideen den Politikern bereits in den vergangenen Monaten im nichtöffentlichen Sitzungsteil vorgestellt. Das Druckerei-Gelände gehört zwar nicht der Stadt, durch die Aufstellung eines Bebauungsplans und die darin enthaltenen Vorgaben kann sie aber steuern, welche Nutzung künftig möglich ist.

Bislang gilt ein einfach Bebauungsplan, der kaum Regelungen beinhaltet

Dabei sei Eile geboten, warnte Kay Renner, Stadtplaner im Ahrensburger Rathaus. Denn bislang gilt für das Areal ein sogenannter einfacher Bebauungsplan, der kaum Regelungen beinhaltet. „Das bedeutet, dass im Prinzip jeder Bauantrag, der jetzt bei uns einläuft, genehmigt werden würde, ohne dass wir Steuerungsmöglichkeiten hätten.“ Laufe das Verfahren zur Aufstellung des neuen B-Plans erst einmal, könne die Verwaltung Antrage mit Verweis darauf zurückstellen und eine Veränderungssperre erlassen, um zu verhindern, dass vollendete Tatsachen geschaffen werden.

Für potenzielle Investoren sei es zudem wichtig, frühzeitig Klarheit darüber zu bekommen, welche städtebaulichen Ziele Ahrensburg verfolge und über welchen Handlungsspielraum er verfüge, sagte Boege. „Es ist in unserem Interesse, dass wir an dem Standort schnell eine Entwicklung bekommen“, so der Bürgermeister.

Planungsbüro warnte bereits 2014 vor Verkehrskollaps am Beimoorweg

Welche Ziele die Stadt verfolgt, darüber gibt es fraktionsübergreifend weitgehend Einigkeit. Demnach sollen sich auf dem Gelände bevorzugt „nicht-verkehrsintensive Betriebe“ ansiedeln. Andernfalls befürchtet die Verwaltung eine Überlastung der Kreuzung Beimoorweg/Kornkamp.

Das Bauamt beruft sich dabei auf ein Gutachten des Verkehrsplanungsbüros Urbanus aus Lübeck von 2014. Die Experten waren damals zu dem Schluss gekommen, dass jede zusätzliche Ansiedlung, die zusätzlichen Güter- und Lieferverkehr nach sich ziehe, nicht mehr als verkehrsverträglich eingestuft werden könne, mit Auswirkungen auf den Verkehrsfluss auf dem Beimoorweg und dem Ostring bis hin zur A1-Anschlussstelle Ahrensburg.

Bauamtsleiter nennt Amazon als Beispiel für unerwünschtes Unternehmen

Ausgeschlossen werden müssten demnach vor allem Einzelhandel, Speditionen und Logistikunternehmen, Kino- und Freizeiteinrichtungen sowie Dienstleistungsunternehmen mit hohem Publikumsverkehr. Ahrensburgs Bauamtsleiter nannte den Online-Riesen Amazon sowie andere Versandhändler als Beispiel für Unternehmen, deren Ansiedlung zu verhindern sei.

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Stattdessen wünschen sich Politik und Verwaltung bevorzugt produzierendes Gewerbe auf der Fläche. In Ausnahme von dem Kriterium eines geringen verursachten Verkehrsaufkommens sollen sich zudem Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe auf einem Teil des Druckereigeländes ansiedeln können.

Firmen wünschen sich Gastronomie und Übernachtungsmöglichkeiten

„Nach Auskunft vieler im Gewerbegebiet ansässiger Unternehmen besteht ein eklatanter Mangel an fußläufig erreichbaren Angeboten zur Mittagsverpflegung“, sagte Boege. Gemessen an der Größe der Stadt fehle es Ahrensburg zudem an Übernachtungsmöglichkeiten, besonders im unteren Preissegment. Hierfür sei die Lage in direkter Nähe zum Bahnhof Gartenholz besonders günstig. „Beides ist im wesentlichen Sinne der Stadt und eines florierenden Gewerbegebiets“, so der Bürgermeister.

Ein weiterer Punkt, auf den Politik und Verwaltung Wert legen, ist eine bessere Erschließung des Bahnhofs Gartenholz vom Beimoorweg aus. Dazu soll an der Westseite des Druckereigeländes vom Alten Postweg aus ein Fuß- und Radweg zur Bahnstation in Richtung Norden angelegt werden. Der genaue Verlauf muss noch abgestimmt werden, weil sich in dem Gebiet eine Fläche befindet, die von der Unteren Naturschutzbehörde als Wald eingestuft wird.

Politiker im Bauausschuss segnen Planungsziele einstimmig ab

Andere Vorgaben an künftige Investoren lauten: Es dürfen maximal 80 Prozent des Grundstücks bebaut werden, Bürogebäude müssen mit einem Gründach oder einer Photovoltaikanlage ausgestattet werden und zum Kornkamp sowie zum Akten Postweg hin soll ein mindestens fünf Meter breiter Grünstreifen frei bleiben. Letzteres sei für die Gewerbegebiete Nord und Beimoor-Süd charakteristisch und könne das Erscheinungsbild und Arbeitsumfeld positiv prägen.

CDU-Vertreter Burkhart Bertram regte an, zusätzlich auch eine Vorgabe zur Versickerung von Grundwasser auf dem Gelände aufzunehmen. Boege riet davon zum aktuellen Zeitpunkt dringend ab. „Zu viele Vorgaben können auf Interessenten abschreckend wirken“, warnte der Bürgermeister. Auch SPD-Fraktionschef Béla Randschau sah in zu vielen Forderungen seitens der Stadt „ein falsches Signal“.

Letztlich einigten sich die Politiker, den Punkt vorerst zurückzustellen und im weiteren Verfahren zur Aufstellung des neuen B-Plans darüber zu beraten. Für die restlichen Planungsziele gab es anschließend einstimmige Zustimmung aus dem Ausschuss.