Ahrensburg. Stadt stellt Bebauungsplan für das 29 Hektar große Areal auf. Dort stellen Offset- und Tiefdruck den Betrieb nächstes Jahr ein.
Wenn die Geschichte der bei der Einweihung „größten und modernsten Druckerei des Kontinents“ nach fast 60 Jahren in Ahrensburg endet, sollen an gleicher Stelle andere Unternehmen in eine erfolgreiche Zukunft starten können. Die Stadt stellt einen Bebauungsplan für das 29 Hektar große Areal von Axel Springer und Prinovis auf, um es als Gewerbegebiet zu sichern. Zugleich soll geprüft werden, ob dort zusätzlich auch Wohnungsbau möglich ist. Das Verfahren haben die Kommunalpolitiker von Grünen, CDU, SPD, FDP und Wählergemeinschaft WAB einstimmig im jüngsten Bau- und Planungsausschuss auf den Weg gebracht.
Schon in einem Jahr – am 31. Juli 2024 – will Springer die Offsetdruckerei, die auch das Hamburger Abendblatt druckt, aus wirtschaftlichen Gründen schließen. Die Bertelsmann-Tochter Prinovis stellt den Tiefdruck schon Ende Januar ein. Das Aus trifft zusammen rund 650 Mitarbeiter. Zu besten Zeiten waren es dreimal so viele.
Springer und Prinovis schließen den Standort Ahrensburg
„Wir möchten auf dem Areal Gewerbeansiedlungen ermöglichen“, sagte Bürgermeister Eckart Boege. Die Nachfrage nach Grundstücken sei von Unternehmensseite weiterhin sehr groß. „Und im Gebiet Beimoor-Süd haben wir nur noch drei freie Flächen, die nicht verplant sind“, so der Verwaltungschef. Katja Hadler, Stadtplanerin im Rathaus, ergänzte: „Wenn wir die Nachnutzung steuern möchten, brauchen wir einen qualifizierten Bebauungsplan.“
Denn aktuell besteht für das Gelände zwischen der Bahnstrecke Hamburg–Lübeck und der Straße Kornkamp nur ein sogenannter einfacher B-Plan mit wenig Regelungen. So haben die Druckereien zwar Bestandsschutz, mehr aber nicht. „Bei einer nicht vergleichbaren Folgenutzung droht die Zuordnung des Geländes zum planungsrechtlichen Außenbereich, welcher im Prinzip von Bebauung frei zu halten ist“, stellt das Bauamt im Rathaus fest.
Bei der Aufstellung des neuen B-Plans mit der Nummer 110 („Ehemaliges Druckereigelände“) sind mehrere Faktoren zu berücksichtigen. „Beispielsweise hat die Untere Forstbehörde einen Teil als Wald eingestuft“, sagte Katja Hadler. Weitere Fragen sind, wie bei einer Aufteilung in kleinere Einheiten die Erschließung geregelt wird und welche Rolle die Wohnbebauung im Gartenholz auf der anderen Seite der Bahngleise spielt. Auf jeden Fall soll ein direkter Fuß- und Radweg vom Bahnhof Gartenholz bis zum Beimoorweg eingeplant werden.
Kommunalpolitiker regen an, auch über Wohnungsbau nachzudenken
Die Kommunalpolitiker regten außerdem an, über Wohnbebauung nachzudenken. „Bietet sich eventuell der hintere Bereich in Richtung Bahnhof für Wohnungen an?“, fragte Nadine Levenhagen (Grüne). Dieselbe Idee hatte Uwe Gaumann (CDU). Der Ausschussvorsitzende Markus Kubczigk (SPD) schlug vor: „Eine Doppelnutzung mit Wohnungen für Mitarbeiter im oberen Geschoss sollte geprüft werden.“ Denn immer wieder wiesen Unternehmen darauf hin, dass bei der Personalsuche das knappe Immobilienangebot in Ahrensburg ein wichtiger Aspekt sei.
Bauamtsleiter Peter Kania wies allerdings auf rechtliche Hürden hin. „Für Firmen ist je nach Gewerbe ein Abstand zu Wohnungen vorgeschrieben“, sagte er. Das seien im Schnitt 100 Meter, was den Gestaltungsspielraum sehr einenge. Im Gewerbegebiet Beimoor-Süd sei es wegen der Auflagen beispielsweise nicht gelungen, einen Nussröster anzusiedeln, der nach Ahrensburg ziehen wollte.
Bürgermeister steht „in intensivem Austausch mit allen Beteiligten“
Für Danny Liew (FDP) ist es wichtig, die Voraussetzungen für „Unternehmen der Zukunftstechnologie mit einer hohen Anzahl an qualifizierten Arbeitsplätzen“ zu schaffen. Eine „Amazon-Lagerhalle“ sei dagegen alles andere als anstrebenswert.
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Zu Nachfragen der Kommunalpolitiker, ob sich die Stadt auch selbst in dem Projekt engagieren könne, mochte sich Bürgermeister Eckart Boege ausschließlich im nichtöffentlichen Teil der Sitzung äußern. Er sagte nur so viel: „Wir stehen seit Bekanntwerden der Schließungspläne im intensiven Austausch mit allen Beteiligten.“
Axel Springer eröffnete 1967 das Druckhaus, in dem rund um die Uhr gearbeitet wird
Im Juni 1967 eröffnete Verleger Axel Springer das „Druckhaus der Superlative“, wie es die Ahrensburger Zeitung damals nannte. Allein die Rotations- und Weiterverarbeitungshalle ist 165 mal 67 Meter groß. Von Beginn an gab es einen Drei-Schicht-Betrieb, sodass ununterbrochen rund um die Uhr gearbeitet wurde. Die Programmzeitschriften „Hörzu“ und „Funk Uhr“, „Bild“ und das Abendblatt, aber auch der „Spiegel“ und die „ADAC Motorwelt“ wurden dort gedruckt. Hinzu kamen Hochglanzkataloge für Versandhäuser in Millionenauflage.
1982 legte Springer an seinem 70. Geburtstag den Grundstein für Europas größte Offsetdruckerei, die 1984 eröffnet wurde. Von 2000 bis 2003 investierte das Unternehmen einen dreistelligen Millionenbetrag in Erweiterung und Modernisierung. 2005 führten die Axel Springer AG und Bertelsmann ihren Tiefdruck mit Prinovis zusammen.
Die beiden benachbarten Betriebe teilen sich nach wie vor die Energieversorgung. Nach dem Prinovis-Aus hätte Springer mehrere Millionen Euro in eigene Leitungen investieren müssen. Das war für den Konzern in einem seit Jahren rückläufigen Print-Bereich jedoch nicht zukunftsfähig.