Großhansdorf. Großhansdorf bald ohne Post? Regionalbeauftragter kündigt vage eine Lösung an. Und bittet um Nachsicht, wenn‘s mal länger dauert.
Steht Großhansdorf bald ohne Post da? Diese Sorge treibt viele Bürger und die Lokalpolitiker in der 9500-Einwohner-Gemeinde um, seit der Getränkehändler Jean Dreifke, Betreiber des derzeit einzigen Postschalters im Ort, angekündigt hat, den Service zum 31. Juli einzustellen. Nun hat sich die Gemeindevertretung mit dem Thema befasst.
Während der Sitzung am Montag, 19. Februar, musste Thorn Schütt, Regionaler Politikbeauftragter der Post, den Kommunalpolitikern auf Einladung des Gremiums Rede und Antwort stehen. Dieser hatte zwar durchaus gute Nachrichten für Großhansdorf im Gepäck. Dennoch gab es von den Gemeindevertretern Kritik.
Post in Großhansdorf: Lösung in Sicht – aber es kann dauern
Gemessen an der Einwohnerzahl stehen der Waldgemeinde laut Postuniversaldienstleistungsverordnung zwei Filialen zu. Bis vor Kurzem hat es die in Großhansdorf auch gegeben: Jean Dreifke mit seinem Getränkehandel an der Sieker Landstraße im Ortsteil Schmalenbeck und Torsten Brunner, der Postdienstleistungen in seinem Weingeschäft „Weinfass No.1“ am Eilbergweg im Ortszentrum von Großhansdorf anbot.
Bereits zum Ende des vergangenen Jahres hat Brunner seine Zusammenarbeit mit der Post beendet. Der Aufwand sei immer größer geworden, der Gewinn immer kleiner, begründete er die Entscheidung. Aus denselben Gründen hat inzwischen auch Dreifke seinen Vertrag nach 17 Jahren zum 31. Juli gekündigt.
Getränkehändler macht mit Postschalter monatlich 338 Euro Verlust
Er mache mit dem Postservice im Monat durchschnittlich 338 Euro Verlust, hatte der Getränkehändler ausgerechnet. Grund sei die niedrige Vergütung, die er von der Post erhalte. Angesichts des gestiegenen Mindestlohns reiche sie nicht mal mehr, um das Gehalt der Aushilfskraft zu bezahlen, die er beschäftigen müsse, um den Schalter zu betreiben. „Unter dem Strich finanziere ich die Post, bezahle Geld dafür, dass ich den Service anbiete“, so Dreifke.
Sollte bis zum Ende der Zusammenarbeit mit Dreifke in etwas mehr als fünf Monaten keine Nachfolgelösung gefunden sein, müssten Großhansdorfer künftig rund vier Kilometer nach Ahrensburg zur nächsten Filiale fahren, wenn sie ein Paket aufgeben oder abholen möchten. Doch dazu werde es nicht kommen, versicherte Schütt den Lokalpolitikern.
Nachfolgelösung laut Post absehbar, aber noch nicht kommunizierbar
„Wir sind derzeit in der Akquise, unsere Außendienstkollegen sind sehr aktiv“, sagte der Post-Beauftragte in der Gemeindevertretung. Gespräche mit Einzelhändlern, die den Service übernehmen könnten, liefen. Er sei „sehr, sehr zuversichtlich“, dass das Unternehmen neue Partner in der Waldgemeinde finden werde und den Bürgern auch in Zukunft „ein attraktives Angebot vor Ort“ machen könne.
Konkreter wurde Schütt nicht. „Die Verträge sind noch nicht unterschrieben, eine Lösung zeichnet sich ab, ist aber noch nicht kommunizierbar“, bat er um Geduld. Sobald die Vereinbarungen unterzeichnet seien, werde er die Gemeinde informieren. Für Schmalenbeck kündigte Schütt an, die Nachfolge Dreifkes noch regeln zu wollen, bevor dieser seinen Postschalter aufgebe.
Post-Beauftragter räumt „Durststrecke“ in Großhansdorf ein
„Im Großhansdorfer Zentrum haben wir eine kleine Durststrecke“, gestand der Post-Beauftragte. Die sei darauf zurückzuführen, dass der bisherige Partner Torsten Brunner aus gesundheitlichen Gründen von einem Sonderkündigungsrecht Gebrauch gemacht habe. „Normalerweise haben wir sechs Monate Kündigungsfrist, was uns Zeit gibt, eine Nachfolgelösung vorzubereiten“, so Schütt. „Die Post ist ein Tanker, kein Schnellboot.“
Einzelhändler könnten nicht von jetzt auf gleich einen Postschalter eröffnen. Nach Abschluss eines entsprechenden Vertrags mit dem Unternehmen müssten zunächst die erforderlichen Möbel und die Ausstattung bestellt sowie die Mitarbeiter geschult werden. „Beides braucht einige Monate Zeit.“
Als Übergangslösung soll es eine automatische Poststation am Rathaus geben
Als Übergangslösung und Ergänzung kündigte Schütt an, dass das Unternehmen in den kommenden Wochen eine Poststation am Großhansdorfer Rathaus installieren werde. Normalerweise dauere das bis zu acht Monate. Angesichts der Situation in der Waldgemeinde habe man sich aber bemüht, dass es deutlich schneller gehe.
Das Gerät ähnele den vielerorts bereits vorhandenen Packstationen, verfüge aber über zusätzliche Funktionen. „Wir bieten an der Poststation 90 Prozent der Leistungen an, die auch in der Filiale möglich sind“, sagte Schütt. Die Station sei überdacht und werde neben der Abgabe und Abholung von Paketen auch über einen Briefkasten zum Einwerfen von Briefen, eine Funktion zum Erwerb von Briefmarken und die Möglichkeit einer Videoberatung verfügen. Das Gerät funktioniere bargeldlos und sei auch ohne Smartphone nutzbar. „Die Station ist ausdrücklich eine Ergänzung und ersetzt keine der beiden Filialen“, versicherte Schütt.
Zahlreiche Bürger verfolgen die Debatte der Gemeindevertretung zu dem Thema
Großhansdorfs Gemeindevertreter wollten sich mit den Ausführungen des Post-Politikbeauftragten nicht zufriedengeben. Die Relevanz des Themas wurde auch daran deutlich, dass zahlreiche Bürger in den Waldreitersaal gekommen waren, dessen Zuschauerränge bei politischen Sitzungen sonst nur spärlich besetzt sind.
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Die Aussichten seien „nicht sehr zufriedenstellend“, sagte Torsten Köber (CDU). „In den kommenden Monaten“ sei als Zeitrahmen für eine Lösung ein „dehnbarer Begriff“. Der FDP-Fraktionsvorsitzende Carsten Pieck sieht ein „strukturelles Finanzproblem“ als Grund dafür, dass die Filialbetreiber abspringen.
FDP-Fraktionschef fordert von der Post eine Anpassung des Vergütungssystems
„Das Geschäftsmodell der Post hält offensichtlich nicht das, was es verspricht, und das stellen die Partner fest“, so Pieck. „Es wird ein Zusatzgeschäft versprochen, aber stattdessen entsteht ihnen ein exorbitanter Arbeitsaufwand, bei dem sie am Ende noch draufzahlen.“ Hier müsse die Post dringend nachsteuern und ihr Vergütungssystem anpassen.
Für Grünen-Fraktionschefin Sabine Rautenberg erschließt sich nicht, warum das Unternehmen Partnern wie Jean Dreifke nicht bessere Konditionen anbiete, um die Filialen zu erhalten. Genauso sieht es Pieck: „Es kostet doch viel mehr, neue Filialen einzurichten, als mit den vorhandenen Partnern nachzuverhandeln.“ Laut Schütt ist das jedoch keine Option. „Wir arbeiten bundesweit mit mehr als 23.000 Partnern zusammen, wir müssen bestimmte Konditionen einhalten und können nicht Einzelne bevorteilen“, erklärte er.
Im Notfall will die Post übergangsweise selbst eine Filiale betreiben
„Was passiert, wenn Sie bis Sommer keine neuen Partner finden?“, wollte Sabine Estorff (SPD) wissen. Für diesen Fall gebe es einen Plan B, versprach Schütt. „Der sieht so aus, dass wir als Post selbst Räume anmieten und übergangsweise eine Filiale durch Mitarbeiter eines Tochterunternehmens betreiben.“
An dieser Variante werde bereits parallel gearbeitet. Die Verwaltung unter Bürgermeister Janhinnerk Voß unterstütze die Post bei der Suche geeigneter Räumlichkeiten. „Dazu sind wir gesetzlich verpflichtet“, so Schütt. Der Politikbeauftragte bekräftigte aber seine Zuversicht, dass Plan B nicht notwendig werde.