Bargteheide. Schienenkonzern will seine Planungen für Bargteheide modifizieren. Wo die S4 jetzt halten soll und warum die CDU weiter schäumt.
Offenbar ist die heftige Kritik von Politik und Verwaltung an den Umbauplänen der Deutschen Bahn für den Bahnhof Bargteheide nicht ohne Wirkung geblieben. Nach Informationen dieser Redaktion ist der Konzern bereit, auf die massiven Einwände der Stadt einzugehen und die notwendige Umgestaltung der antiquierten Anlage erheblich zu überarbeiten. Das geht unter anderem aus Vorlagen für die nächste Sitzung des Ausschusses für Planung und Verkehr hervor, die für kommenden Donnerstag, 22. Februar, um 19 Uhr im Ratsaal (Rathausstraße 22) angesetzt ist. „Ich begrüße den Sinneswandel der Bahn ausdrücklich, die nunmehr eine zukunftsträchtige Planung vorsieht, die auch die Interessen der Stadt in angemessener Weise berücksichtigt“, sagte Bürgermeisterin Gabriele Hettwer dem Abendblatt.
Wie bereits berichtet, hatte die Stadtverwaltung im Zusammenhang mit dem laufenden Planfeststellungsverfahren für den Bau der S4 auf zahlreiche Schwachpunkte und Ungereimtheiten des DB-Projekts in Bargteheide hingewiesen. Kernpunkt der Kritik war die Verlagerung eines Großteils des Fahrgastverkehrs von der West- auf die Ostseite des Bahnhofs. Das hätte auch außerhalb des unmittelbaren Bahnhofsbereichs teure und aufwendige Umbauten nach sich gezogen.
S4: Deutsche Bahn lenkt nach massiver Kritik am Umbau des Bahnhofs Bargteheide ein
So hatte die Bahn geplant, den gesamten S4-Verkehr zu 80 Prozent über zwei neue Bahnsteige auf der Ostseite abzuwickeln. Das aber hätte zu einschneidenden Veränderungen entlang der Straße An den Stücken geführt. Neben einer höhengleichen Anlage von Rampen zu den Bahnsteigen hätten dort unter anderem neue Bushaltestellen, Kioske, Toiletten sowie Anlagen für Park+Ride- und Bike+Ride-Plätze geschaffen werden müssen.
„Es wurde verkannt, dass das S4-Projekt nicht an der Grundstücksgrenze zu den städtischen Flächen aufhört“, begründete Jürgen Engfer, Fachdienstleiter Planung, Klima, Umwelt, die geharnischten Einwände. Es wären gravierende Maßnahmen im Hinblick auf Infrastruktur und Barrierefreiheit notwendig geworden, die die Bahn nicht komplett auf die Stadt abwälzen dürfe. Die entstehenden Kosten für die Stadt waren auf mehr als 15 Millionen Euro taxiert worden.
Hauptverkehr soll auf der Westseite verbleiben
In mehreren Gesprächsrunden mit Vertretern der DB InfraGO und des Nahverkehrsverbunds Schleswig-Holstein (NAH.SH), unter anderem am 7. und 16. Februar, hatte die Bahn signalisiert, den Neubau eines Mittelbahnsteigs für die S4-Gleise nunmehr auf der Westseite vorzusehen, südlich des Bahnhofsgebäudes.
„Damit wäre der massive Ausbau auf der Ostseite obsolet“, so die Bürgermeisterin. Außerdem müsste dann die Gütertrasse nicht gekreuzt werden, weil die S4-Gleise in Ahrensburg ebenfalls auf der Westseite vorgesehen sind. „Das kann der Pünktlichkeit des Schienenverkehrs nur zuträglich sein“, so Hettwer.
34 P+R-Parkplätze und viele Fahrradständer würden entfallen
Allerdings bliebe der Neubau von Bahnsteig und Gleisen nicht ohne Auswirkungen auf das westliche Bahnhofsumfeld. Zum einen werden erhebliche Anpassungen an der Rampe zur Unterführung gen Osten notwendig. Zum anderen würden bis zu 34 P+R-Parkplätze und auch ein Großteil der Fahrradabstellanlagen entlang der Bahnhofstraße entfallen, die aktuell für 90 Plätze ausgelegt sind.
„Sollte diese Planvariante umgesetzt werden, müssten die entfallenden Park- und Fahrradabstellplätze auf die Ostseite verlagert werden, möglicherweise in Form einer Parkpalette“, erläutert Engfer. In jedem Fall würden die entstehenden Kosten von der Bahn getragen, gegebenenfalls mit einer Co-Finanzierung durch Fördergeld von Bund und Land.
Bis zu 24 Bäume müssten gefällt werden
Ersten Planskizzen zufolge müsste wohl auch das unter Denkmalschutz gestellte Stellwerksgebäude weichen. Auch hier fordert die Stadt, dass der historische Bau auf Kosten der DB InfraGO an anderer Stelle nach städtischen Vorgaben bahnhofsnah und originalgetreu wieder errichtet wird.
Eine weitere Folge des Flächenbedarfs im Westen wäre die notwendige Fällung von bis zu 24 Bäumen auf dem Areal der aktuell bestehenden P+R-Anlage. Ein Ausgleich gemäß Baumschutzsatzung der Stadt soll garantiert werden. Er ginge allerdings ebenfalls zulasten der Deutschen Bahn. Dass wenigstens die alte Eiche erhalten bleiben soll, um deren Fortbestand in der Vergangenheit heftig gerungen worden ist, dürfte vor allem für die Grünen nur ein schwacher Trost sein.
Bahnhof soll doch drei Bahnsteige behalten
Unterdessen zeichnet sich ein weiterer Teilerfolg für Bargteheide ab. So scheint nach Abendblatt-Informationen inzwischen keineswegs mehr in Stein gemeißelt, dass der Bahnhof künftig nur noch für einen S-Bahn-Betrieb ausgelegt sein wird. Laut einer Grafik der Deutschen Bahn sind nördlich des Bahnhofsgebäudes weiterhin die beiden Bestandsbahnsteige zu sehen, die offenbar erhalten bleiben sollen.
Während der neue Mittelbahnsteig für die S-Bahn allerdings eine Höhe von 96 Zentimetern haben soll, ist für die beiden anderen Bahnsteige nur eine Höhe von 76 Zentimetern vorgesehen. Damit wären sie nach wie vor nicht barrierefrei. Die Bahn begründet das mit möglichen Problemen beim Passieren von Güterzügen für die Fehmarnbeltquerung. Deshalb müssten hier im Bedarfsfalle transportable Rampen eingesetzt werden.
CDU fordert weiter regulären Halt des Regionalexpress
NAH.SH hat den Fortbestand des Regionalbahn-Verkehrs (RB) nach dem S4-Bau jedoch erneut ausgeschlossen. „Die S4 wird die RB81 ablösen, einen Regionalbahnhalt in Bargteheide wird es dann nicht mehr geben“, teilte Sprecherin Ina Michael auf Anfrage mit. Zudem bekräftigte sie, es sei weiterhin nicht geplant, den Regionalexpress regulär in Bargteheide halten zu lassen. „Die S4 wird künftig bis Bad Oldesloe verkehren, dort besteht dann Anschluss an die Expresszüge“, so Michael.
Kreispräsident Hans-Werner Harmuth (CDU) hält die von der Bahn angekündigten Zugeständnisse nach wie vor für völlig unzureichend. „Auffällig ist, dass sich NAH.SH nur mit Verbindungen nach Hamburg beschäftigt. Die Bedürfnisse für Reisen und Fahrten im ländlichen Raum von Schleswig-Holstein spielen bei den Planungen hingegen keine Rolle“, moniert der in Bargteheide lebende Harmuth. Der ländliche Raum werde schlicht nicht gleichberechtigt mit den großen Städten wie Kiel und Lübeck behandelt, wo ein durchgängiger Halbstunden-Takt die Regel sei.
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„Ein halbstündiger Zugverkehr zwischen Lübeck und Hamburg wäre so einfach, würde der Regionalexpress endlich regulär in Bargteheide halten“, so Harmuth. Zwar soll es mit Fertigstellung der S4 einen 20-Minuten-Takt zwischen Bargteheide und Hamburg geben. In Richtung Bad Oldesloe sei indes bislang nur ein Stundentakt vorgesehen.
„Das ist eine Katastrophe für die Nutzer, ebenso wie für die Betriebe und deren Arbeitnehmer. Mit diesem Angebot wird das Auto für viele Bürger alternativlos bleiben. Vor allem für jene, die von Bargteheide Richtung Norden wollen und müssen“, kritisiert Harmuth. Eine Verkehrswende hin zur verstärkten Nutzung des Öffentlichen Personennahverkehrs werde es so nicht geben.