Glinde. Gastronom Naim Salehie hat wieder ein Lokal eröffnet mit einem in der Stadt bekannten Namen. Jetzt unterstützt er ein Hilfsprojekt.
Was er am 23. Februar kommenden Jahres am Vormittag als Erstes kredenzt, weiß Naim Salehie schon heute: Penne mit Hähnchenbrustfilet in Rahmsoße. Der 59-Jährige betreibt seit Juni das Restaurant Castello mit mediterraner Küche am Glinder Marktplatz und unterstützt künftig Bedürftige. Premiere ist an jenem Freitag. Nutznießer des Gratis-Essens sind Besucher der Suppenküche, die Barbara Bednarz mit ihrem Team im nur wenige Meter entfernten Bürgerhaus organisiert. Sie konnte den Gastronom jetzt als Sponsor gewinnen.
„Es ist sinnvoll und für mich eine Selbstverständlichkeit, für einen guten Zweck zu spenden“, sagt Salehie. Das hat er bereits vor einigen Jahren in Form von finanziellen Zuwendungen an Tafel sowie Freiwillige Feuerwehr gemacht. Der Unternehmer ist in der Stadt bekannt. Er wohnt in Glinde, führte früher das spanische Lokal Tio Pepe und den Nachfolger mit dem Namen Castello in einem der schmucken Deputathäuser an der Dorfstraße, die zwischen 1912 und 1920 gebaut wurden. Beide Lokale hatten einen exzellenten Ruf. Während der Corona-Pandemie orientierte er sich beruflich um.
Das Castello ist ein Familienbetrieb und hat Platz für 40 Gäste
Salehie ist gelernter Koch. Er übt diese Tätigkeit mit Leidenschaft aus, startete Mitte dieses Jahres ein Gastro-Comeback und setzt dabei auf die etablierte Bezeichnung Castello. Damit ist natürlich die Hoffnung verbunden, Gäste aus alten Zeiten im neuen Geschäft zu verköstigen. Es ist ein Familienbetrieb. Seine Frau regelt den Service, die beiden Söhne helfen ebenfalls. Sie studieren aber auch noch. Der Senior ist Küchenchef.
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Er hat das Restaurant geschmackvoll eingerichtet: Wände sind weiß und hellrot gestrichen sowie mit Bildern bestückt, neben dunklen Holztischen und Stühlen, die rote Sitze haben, stehen an einige Stellen Pflanzen in unterschiedlicher Größe. 40 Personen passen rein. In der warmen Jahreszeit können Gäste auch im Freien an Tischen speisen. „Als ich das erste Mal mit meinem Mann hier zum Essen gewesen bin, habe ich Herrn Salehie von unserem Projekt erzählt. Er hat sich sofort bereit erklärt, der Suppenküche zu helfen“, sagt Barbara Bednarz. Die 74-Jährige ist erfolgreich darin, Lokale als Sponsor zu generieren. Das Steakhaus Remise an der Möllner Landstraße sowie das Restaurant Heimathafen, ansässig in jenem Gebäude an der Dorfstraße, in dem Salehie viele Jahre als Selbstständiger sein Geld verdiente, liefern ebenfalls Mahlzeiten.
Band spendet Einnahmen aus Konzert an Suppenküche
Die drei Gastwirte wechseln sich ab, jeder hat vier Termine im Jahr. Der Castello-Chef sagt, er werde bei den Gerichten variieren. Auch sonst kommt nicht immer Suppe auf den Tisch am letzten Freitag eines Monats im Bürgerhaus. Den Bedürftigen werden unter anderem Frikadellen und Kartoffelsalat sowie Fisch serviert. Dazu hat Bednarz Supermärkte, die zum Beispiel Joghurt, Obst und Kekse beisteuern, und eine Bäckerei akquiriert. Eine Privatperson spendet Kaffee. Vor Kurzem gab ihr eine Band 200 Euro. Es waren Einnahmen aus einem Konzert im Gutshaus. Bei der Essensausgabe von 12 bis 14 Uhr sind die 30 Plätze in der Regel belegt.
In erster Linie ist das Hilfsprojekt für Glinder mit finanziell beschränkten Möglichkeiten gedacht. Es dürfen aber auch ältere Menschen mit Wohnsitz in der Stadt vorbeikommen, die einsam sind und Kontakte suchen. Bednarz berichtet, das Klientel umfasse beide Gruppen. „In der Mehrheit haben wir alleinstehende Seniorinnen, jüngere Menschen machen kaum von dem Angebot Gebrauch.“ Sie frage prinzipiell nicht nach den Einkommensverhältnissen.
Die Glinderin ist passionierte Ehrenamtlerin, gehört dem Vorstand des Ortsvereins des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) an und engagiert sich in der Politik für die FDP. Bednarz ist Fraktionsvizin, hat einen Sitz im Stadtparlament. Ihre Suppenküche gibt es seit Juli 2020. Die Idee dazu entstand schon 2017 beim Runden Tisch Senioren, ein loser Zusammenschluss aus Vereinen, Verbänden und Gruppen. Jedoch war es nicht einfach, einen Raum zu finden. Das Gutshaus, wo die Glinder Tafel untergebracht ist, hatte keine Kapazitäten mehr. Schließlich stellte Bürgermeister Rainhard Zug einen Bereich im Bürgerhaus kostenlos zur Verfügung.
Zwölf Ehrenamtler sind für das Glinder Hilfsprojekt im Einsatz
Mit der Essensausgabe allein ist es nicht getan an den Freitagen. Bednarz und zwei Männer sind bereits gegen 9.30 Uhr vor Ort und packen an beim Aufbau, eine Stunde später kommen weitere Helferinnen. Wenn die Gäste mit dem Speisen fertig sind, muss alles wieder zurechtgerückt und der Abwasch erledigt werden. Feierabend ist dann meistens gegen 16 Uhr. Das Team der Suppenküche umfasst zwölf Personen. Dazu gehören auch vier Frauen aus Oststeinbek.
In diesem Jahr musste Bednarz zweimal selbst kochen . Weil sie jetzt Naim Salehie ins Boot geholt hat, dürfte ihr das erspart bleiben. Der wird übrigens bald der einzige klassische Restaurantbetreiber am Marktplatz sein. Wie berichtet, muss das Sirtaki schließen. Der Vermieter hat den Vertrag gekündigt und der Grieche nur noch bis Ende Februar geöffnet. Ansonsten gibt es noch einen Döner- sowie einen Asia-Imbiss, der sich in der weiterführenden Marktpassage befindet.