Barsbüttel. Welche Materialien werden bei den Millionen-Projekten verwendet? Neue Zahlen dürften der Politik die Entscheidung erleichtern.
Dass die beiden Barsbütteler Ortsteile Willinghusen und Stemwarde neue Feuerwehrwachen bekommen, hat die Politik bereits entschieden. Um die Kosten möglichst gering zu halten, erwog man eine Hallenbauweise. Die Verwaltung prüfte daraufhin und fertigte einen Vergleich zu Gebäuden in konventioneller Art aus Stein oder mit Holzständerwerk. Jetzt ist das Ergebnis da. Und das überrascht: Die Preise sind nahezu identisch.
„Ich hätte nicht vermutet, dass sie so eng beieinander liegen“, sagt Bauamtsleiter Andreas Tiedemann. Seine Abteilung habe bei mehreren Firmen angefragt, insofern seien die Zahlen nicht nur über den Daumen gepeilt. Für das Gerätehaus in Willinghusen sind bei der Hallenvariante 3,18 Millionen Euro aufgeführt – 20.000 weniger als bei der massiven Option. In Stemwarde kostet letztere 2,82 und das andere Modell 2,8 Millionen Euro. Grundlage der ermittelten Zahlen waren die vorhandenen Raumprogramme. Demnach hat die neue Wache in Willinghusen 965 und jene im kleinsten Ortsteil der Gemeinde 850 Quadratmeter Fläche.
Entscheidung soll am 25. Januar im Planungsausschuss fallen
An einem Standort ist ein größeres Volumen erforderlich, weil dort auch Räume für Jugendwehr und Musikzug benötigt werden. Bislang hatte es zwei Arbeitsgruppen mit Parteienvertretern, Verwaltungskräften und Feuerwehrmitgliedern gegeben, die an den Projekten feilten. Inzwischen sind sie laut Tiedemann zu einer zusammengefasst. Der letzte Treff sei im Oktober gewesen.
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Das Rathaus schlägt jetzt vor, sich auf die konventionelle Bauweise festzulegen, möchte den entsprechenden Beschluss im Planungsausschuss am 25. Januar herbeiführen. „Ich würde mitgehen“, sagt die Grünen-Fraktionsvorsitzende Angela Tsagkalidis. Rainer Eickenrodt von der Wählergemeinschaft BfB will sich noch nicht festlegen: „Die Differenz erscheint uns zu gering. Wir prüfen selbst, ob das Einsparpotenzial nicht größer sein kann.“ Hermann Hanser (SPD) hat keinen Zweifel an den Zahlen: „Ich gehe davon aus, dass die Verwaltung ihre Arbeit ordentlich gemacht hat. Wichtig ist mir, dass die Gebäude eine lange Haltbarkeit haben.“ Die CDU ist ebenfalls auf einer Linie mit Bürgermeister Thomas Schreitmüller und dem Bauamtsleiter. Der Fraktionsvorsitzende Henri Schmidt sagt: „Wir müssen die Wachen gemeinsam denken und so Kosteneinsparungen hinkriegen.“
Wegen Fehlplanung: Gemeinde löst Vertrag mit Architekturbüro
Das könnte gelingen, indem der Vertrag mit dem in Mölln anssässigen Büro Bau und Stadtplaner Kontor (BSK) erweitert wird. Die Architekten sind für die Hochbauplanung am Standort Willinghusen zuständig und sollen diese Aufgabe auch in Stemwarde übernehmen. Dieses Modell ist Bestandteil der Beschlussvorlage. Der Vorteil ist die Entwicklung von zwei Gebäuden mit ähnlicher Kubatur und Optik aus einer Hand.
Die beabsichtigte Ausdehnung des Kontrakts mit BSK ist der Tatsache geschuldet, dass in Stemwarde einiges schieflief. In dem Ortsteil sollte die Wache auf dem Areal des jetzigen Gerätehauses an der Straße Dorfring errichtet werden. Das Gelände umfasst nur 868 Quadratmeter. Deswegen legte man sich auf einen dreigeschossigen Komplex samt Keller fest. Nach einer Fehlplanung des Architekten steuerte die Politik um und wählte eine andere Fläche. Der Experte hatte den Abstand zum Nachbargrundstück falsch berechnet. Die Immobilie hätte eineinhalb Meter nach vorn versetzt werden müssen. Dann aber wäre ein Teil der sogenannten Aufstellfläche für Fahrzeuge im Außenbereich auf dem öffentlichen Gehweg gewesen. Es ging vor Gericht und kam zu einem Vergleich. Der Vertrag zwischen Barsbüttel und dem Büro wurde schließlich aufgelöst. Auf dem neuen Terrain westlich der Straße Stübkamp kann in die Breite gebaut werden.
In Willinghusen ist nach wie vor ein Standortbeschluss aus 2022 existent auf gemeindlichem Grund an der Barsbütteler Landstraße Ecke Feldweg. Es gab Überlegungen, hier auch eine Rettungswache des Kreises anzusiedeln. Die wird aber mit hoher Wahrscheinlichkeit nahe der Kreisstraße 80 umgesetzt. Barsbüttels Politik tendiert inzwischen zu einer Fläche auf der anderen Straßenseite für das Feuerwehrhaus. In beiden Ortsteilen gilt es noch, Probleme zu lösen mit der Oberflächenentwässerung auf den Grundstücken. Man sei diesbezüglich im Austausch mit dem Zweckverband, so Tiedemann. Eine weitere Gemeinsamkeit: das fehlende Baurecht. Die B-Pläne müssen noch angepasst werden. Das könnte laut dem Bauamtschef im Frühjahr 2025 erledigt sein.
Barsbüttels Verbindlichkeiten sind hoch und steigen weiter
Ob es dann tatsächlich zügig losgeht und zum Beispiel der Fokus zunächst nur auf eine Wache gelegt wird, darüber werden sich die Parteienvertreter noch die Köpfe zerbrechen. Mit Blick auf die Ausgaben müssen sie nämlich jeden Cent zweimal umdrehen. Rund 22 Millionen Euro an Verbindlichkeiten hat die Gemeinde angehäuft. Und die Schulden werden weiter steigen. An der Erweiterung der Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule in den Jahren 2025 und 2026 für mindestens 15 Millionen Euro führt kein Weg vorbei. Dieses Projekt steht für die Politik an erster Stelle. Modernisierungsbedarf gibt es auch an den beiden Grundschulen, außerdem soll eine weitere Kindertagesstätte gebaut werden. Nicht zu vergessen nötige Investitionen in die Schwimmhalle.
„Wir müssen konsolidieren und bei den anstehenden Haushaltsberatungen eine Priorisierung der Bauprojekte vornehmen“, sagt Grünen-Chefin Tsagkalidis. Für den Christdemokraten Schmidt steht die Feuerwehr nach der Gemeinschaftsschule ganz oben: „Insbesondere in Stemwarde drückt der Schuh extrem.“