Barsbüttel. Sparkasse Holstein plant neues Gebäude auf ihrem Areal mit Filiale und 31 Wohnungen für Senioren. Diakonie soll Mieter betreuen.

Eigentlich sollte das eingeschossige Gebäude der Sparkasse Holstein am Stiefenhoferplatz in Barsbüttel schon abgerissen sein. Das Geldinstitut wollte im Herbst 2023 mit dem Neubau starten. Das war jedenfalls Bürgermeister Thomas Schreitmüller so mitgeteilt worden. Passiert ist bislang jedoch nichts. Jetzt wird die Sache wieder konkreter. In Kürze will man erneut bei der Kommunalpolitik vorstellig werden, um das Vorhaben endlich in die Umsetzung zu bringen. Verläuft der Abstimmungsprozess reibungslos, plant die Sparkasse, dass die Handwerker 2026 oder 2027 zur Tat schreiten.

Dass sich das Projekt hinzieht, hat mehrere Gründe. Mit dem Erweiterungswunsch war die Sparkasse Holstein schon 2016 an die Gemeinde herangetreten. Sie wurde erst vertröstet und in die Warteschleife geschickt, weil nicht klar war, in welchem Umfang das gegenüberliegende Rathaus saniert wird. An einer später vorgelegten Visualisierung übten die Parteienvertreter Kritik, lehnten wegen des Bauvolumens ab. Skizziert war ein Haus mit drei Geschossen plus Staffelebene. Ein Sparkassensprecher brachte Eigentumswohnungen ins Spiel mit zwei bis vier Zimmern, die 60 bis 80 Quadratmeter groß sind.

Gemeindevertretung fasste den Aufstellungsbeschluss einstimmig

Das Finanzunternehmen blieb jedoch hartnäckig, nahm Veränderungen an der Kubatur vor und präsentierte die Diakonie Nord-Nord-Ost, damals noch unter dem Namen Vorwerker, als Partner. Ihre Aufgabe: das Betreiben der 31 Mieteinheiten für Betreutes Wohnen. Im Erdgeschoss soll weiterhin eine Filiale der Sparkasse sein und zudem Platz für Gewerbe wie zum Beispiel ein Café. Nur der Keller der aktuellen Immobilie bleibt erhalten. Der Vorschlag kam bei der Politik gut an. Im Juni 2022 fasste die Gemeindevertretung einstimmig den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan.

Im nächsten Schritt muss die Sparkasse dem Gremium einen Entwurf zur Abstimmung vorlegen, bevor der B-Plan abgesegnet wird. Das ist bislang nicht geschehen. „Wir hatten Ende vergangenen Jahres das letzte Mal Kontakt. Es ging um Inhalte des städtebaulichen Vertrags, etwa die verkehrliche Anbindung und die Zusicherung, dass ein Betreuungsangebot fixiert wird über mindestens zehn Jahre“, sagt Barsbüttels Bauamtsleiter Andreas Tiedemann. „Mit dieser Dauer tat sich das Geldinstitut zuletzt immer wieder schwer“, berichtet der CDU-Fraktionsvorsitzende Henri Schmidt. „Das Modell des seniorengerechten Wohnens ist für uns nicht diskutabel und war auch Voraussetzung für die bisherigen Zugeständnisse.“

Sparkasse Holstein geht von 18 Monaten Bauzeit aus

Wird im Kontrakt zwischen Gemeinde und Investor keine Zeitspanne für diese Wohnform verankert, könnte die Sparkasse zügig einen Strategiewechsel vornehmen und die Wohnungen verkaufen. „Die Diakonie Nord-Nord-Ost ist weiterhin Partner in dieser Maßnahme und in die Abstimmungen mit der Gemeindeverwaltung integriert“, sagt Sparkassensprecherin Svantje Lieber. Sie macht damit klar, dass man voll hinter dem Konzept steht. Eine Garantie, dass es zu einer vollen Auslastung kommt und die Diakonie rentabel wirtschaftet, gibt es aber nicht.

Mehr zum Thema

Wohin Gutgläubigkeit führen kann, hat man in Glinde gesehen. Dort genehmigte die Politik eine Erweiterung der 1887 errichteten Villa Bode am Mühlenteich. Sie galt als „abzubrechendes Gebäude“. Wäre das Haus zusammengefallen, hätte das Areal Grünfläche bleiben müssen. Bauliche Änderungen waren bis dato ausgeschlossen. Der Eigner betrieb darin das bekannte Restaurant San Lorenzo und wollte unter anderem mehr Plätze für Gäste schaffen. Den Parteien war der Erhalt des Objekts wichtig. Sie stimmten dem Bebauungsplan nur zu, um dem Unternehmer eine Perspektive zu bieten. Der schloss dann das Nobellokal und verkaufte das Gebäude. Der neue Besitzer hat die Villa inzwischen abgerissen. Dort wird ein Komplex mit acht Luxus-Mietwohnungen gebaut.

Die Sparkasse will in Barsbüttel jetzt Tempo machen. „Das Gesamtkonzept soll in einer der nächsten Planungsausschusssitzungen, voraussichtlich im März, vorgestellt werden“, sagt Lieber. Sie meint damit jenen Entwurf, der nötig ist, um im Bauleitverfahren voranzukommen. Circa 18 Monate nach dem Baustart soll das Gebäude fertiggestellt sein. Aber nur, wenn Lieferengpässe ausbleiben. Amtsleiter Tiedemann verbreitet Zuversicht, dass der städtebauliche Vertrag endlich besiegelt wird: „Ich denke, wir sind auf dem finalen Weg.“

Auf dem Stiefenhoferplatz herrscht Tristesse

Über das geplante Investitionsvolumen macht die Sparkasse Holstein noch keine Angaben. Eine exakte Summe kann ohnehin erst genannt werden, wenn die Ausschreibung getätigt ist und Gewerke zugesagt haben. Ihr Grundstück am Stiefenhoferplatz ist rund 1900 Quadratmeter groß. Wo einst der Wochenmarkt und viele Geschäfte gewesen sind, herrscht nun Tristesse. Läden sind Eigentumswohnungen gewichen. Die neue Ortsmitte ist nun an der Straße Am Akku mit Ärztehaus und Supermärkten.

Die Parteien möchten den Platz attraktiver gestalten und ihm mehr Aufenthaltsqualität verleihen. Der Gemeinde gehört ein acht Meter breiter Streifen. Sie hat ihn bislang nicht angefasst, weil die Fläche dem Geldinstitut für die Lagerung von Baumaterialien zur Verfügung gestellt werden soll.