Barsbüttel. Gemeinde lässt Sanierungsgutachten für Sportstätte erstellen. Experten ermitteln Kosten in Höhe von rund fünf Millionen Euro.

Dass die Barsbütteler Schwimmhalle am Soltausredder auf Sicht angefasst werden muss, ist kein Geheimnis. Was jedoch wann ansteht mit dem entsprechenden finanziellen Volumen, wollte die Gemeinde jetzt aber wissen. Sie beauftragte das Unternehmen Planteam Ruhr aus Gelsenkirchen, ein Sanierungsgutachten zu erstellen. Zudem machte ein Ingenieurbüro aus Pulheim eine Bestandsaufnahme speziell zur technischen Gebäudeausrüstung und gibt Empfehlungen. Die Experten schlagen eine Erneuerungsvariante vor, die das Gebäude 25 bis 30 Jahre sattelfest macht. Kosten: rund fünf Millionen Euro zuzüglich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Das Hallenbad wurde 1977 eröffnet, Betreiber ist seit 1998 ein Förderverein. Die Ehrenamtler sind zugleich Retter, denn im Jahr zuvor wollte die Gemeinde die defizitäre Anlage schließen. Barsbüttel ist nach wie vor Eigentümer, zahlt der Organisation jedes Jahr einen Zuschuss in Höhe von 115.600 Euro. Das ist vertraglich geregelt und für so eine Sportstätte nicht wirklich viel. Das Objekt verfügt über ein 25-Meter-Becken mit fünf Bahnen, einen 25 Quadratmeter großen Bereich für kleine Kinder zum Planschen sowie Ein- und Drei-Meter-Brett.

Hallenbad ist Haupttrainingsort der SG Stormarn Barsbüttel

Der Eingangsbereich der Barsbütteler Schwimmhalle. Darin befindet sich auch ein Café.
Der Eingangsbereich der Barsbütteler Schwimmhalle. Darin befindet sich auch ein Café. © René Soukup | René Soukup

„Die Halle ist nahezu komplett belegt“, sagt Andreas Kusznir, Vorsitzender des Fördervereins mit seinen 270 Mitgliedern. Unter der Woche an Vormittagen lernen hier Schüler nicht nur aus Barsbüttel, sich im Wasser fortzubewegen. Auch Jungen und Mädchen aus Kindertagestagesstätten werden bis 13 Uhr unterrichtet. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) hat genauso feste Termine wie die Ortsgruppe Harburg des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) für die Wasserwacht, Tauchvereine üben hier. Außerdem ist die Halle Haupttrainingsort der SG Stormarn Barsbüttel, ein Schwimmverein, in dem man Leistungs- und Breitensport betreiben kann. In der Nachwuchsgruppe mit dem Namen Orcas trainieren Kinder fünf- bis sechsmal pro Woche, starten bereits bei Landes- und norddeutschen Meisterschaften.

Mehr zum Thema

Das Barsbütteler Hallenbad ist eine Anlaufstelle für viele Menschen und hat demnach eine wichtige Funktion. Es führt also kein Weg daran vorbei, dass die Gemeinde investiert und den Betrieb sichert. So sehen es Politiker, die entscheiden, ob das Geld bewilligt wird. „Wir müssen die Investitionen tätigen und uns weiter verschulden, um die Aufgaben zu erfüllen“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Hermann Hanser. Die Gemeinde steht mit mehr als 20 Millionen Euro in der Kreide und muss weitere Kredite aufnehmen. Den größten Posten werden die Schulen ausmachen. Und hier wird es wohl auch teurer als angedacht. Ein Beispiel ist die Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule mit Oberstufe. Man war von acht bis zehn Millionen Euro ausgegangen für die Erweiterung. Nun hat ein Architekt einen Entwurf vorgelegt. „Er beinhaltet rund 3800 Quadratmeter zusätzliche Fläche, außerdem wird eine Tiefgarage empfohlen“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Henri Schmidt. Seine Partei rechne mit mindestens 15 Millionen Euro.

Lüftungsanlagen sollen auf dem Dach angebracht werden

Für die zwei Grundschulen in der Gemeinde gibt es Vorschläge für einen Ausbau von Architekten, wobei Barsbüttel für beide Projekte auf mindestens 55 Millionen Euro kommt bei einer Fertigstellung jeweils 2030. Nicht zu vergessen die geplanten Feuerwehrwachen in den Ortsteilen Stemwarde und Willinghusen. „Ich bin ratlos, wie wir das alles finanzieren sollen“, sagt Grünen-Fraktionschefin Angela Tsagkalidis. Das Hallenbad zukunftssicher zu machen, ist für sie aber alternativlos. „Kinder müssen Schwimmen lernen, das hat oberste Priorität“, sagt sie.

Laut Gutachten befindet sich das Gebäude im Wesentlichen in einem für das Alter entsprechenden Zustand. Dringenden Sanierungsbedarf sehen die Experten von Planteam Ruhr im Bereich der alten Duschen und bei der Lüftung. „Neue den aktuellen Normen und Richtlinien entsprechende Lüftungsanlagen sind circa doppelt so groß und im Bestand nicht mehr zu realisieren. Hierfür sind außenliegende Standorte zu suchen und konstruktiv zu ertüchtigen“, heißt es mit Hinweis auf eine Dachaufstellung. Dieses müsste dann ebenfalls instand gesetzt werden. Das Ingenieurbüro aus Pulheim hält es für zwingend notwendig, die gesamte Becken- und Anlagenverrohrung zu erneuern genauso wie die Mess- und Reglungstechnik.

Schwimmhalle könnte für ein Jahr geschlossen werden

Die Kostenaufstellung in dem Dokument beinhaltet auch den Abbruch von Abhangdecken und die Sanierung der Sprunganlage. Es wird der Gemeide geraten, 15 bis 20 Prozent mehr als aufgeführt einzuplanen, weil die genannte Summe nur für 2023 gilt. Die Lüftungstechnik sollte binnen zwei bis drei und der Rest innerhalb von vier bis sechs Jahren umgesetzt werden. Allerdings weist das Unternehmen aus Gelsenkirchen auf die doppelte Schließzeit hin. Man könnte auch alles auf einmal machen. Für den Fall nur eines großen Bauprojekts wäre die Schwimmhalle rund ein Jahr nicht nutzbar.

„Ich hatte gehofft, dass wir günstiger dabei wegkommen. Die Kosten sind eine Katastrophe. Eine Strategie kann sein, die Maßnahmen zu strecken“, sagt Christdemokrat Schmidt. Außerdem kann er sich nicht damit anfreunden, dass Schwimmtraining und -unterricht möglicherweise zwölf Monate am Stück ausfallen am Soltausredder. Für Donnerstag, 12. Oktober, wurde eine Sondersitzung des Planungsausschusses angesetzt. Auf der Agenda steht dann auch das Thema Hallenbad.