Barsbüttel. Planungsausschuss beschließt mit Stimmenmehrheit von SPD, CDU und Grünen Standortwechsel. Wache kostet geschätzt 3,6 Millionen Euro.
Jetzt gibt es kein Zurück mehr: Die Feuerwehr im Barsbütteler Ortsteil Willinghusen bekommt eine neue Wache an einem anderen Standort. Das hat der Planungsausschuss mit Stimmenmehrheit von SPD, CDU und Grünen beschlossen. Grundlage der Entscheidung war eine Kostenschätzung der Verwaltung. Demnach sind für das Gerätehaus rund 3,6 Millionen Euro zu zahlen, eine Sanierung und Erweiterung des jetzigen Gebäudes an der Straße Am Sportplatz ist mit rund 2,6 Millionen Euro angegeben. Das Areal an der Barsbütteler Landstraße Ecke Feldweg gehört der Gemeinde. Darauf könnte zudem eine Rettungswache des Kreises entstehen. Dieser ist sehr interessiert und hat diesbezüglich mehrere Gespräche mit Bürgermeister Thomas Schreitmüller und Bauamtsleiter Andreas Tiedemann geführt.
„Wir müssen schauen, wo sich Synergien ergeben. Ich denke da zum Beispiel an gemeinsame Sachen wie Parkplätze, Waschanlage, Energieversorgung und ein Planungsbüro“, sagt Tiedemann. Barsbüttel müsse sich mit dem Kreis noch über die Kosten für den Grunderwerb einigen. Den Baubeginn für die Projekte sieht er frühestens in eineinhalb Jahren, weil noch ein entsprechender B-Plan fehlt. Im September sollen auf dem Grundstück Container für Flüchtlinge aufgestellt sein. Sie sind für zwei Jahre gemietet. Es ist nur als Übergangslösung angedacht.
Neues Gerätehaus soll für 60 Personen ausgelegt sein
Bei der Feuerwehr sorgt das jüngste Votum für Erleichterung. „Unser Wunsch war ein neuer Standort, momentan sind wir sehr eingeengt. Ein Umbau wäre nur mit Abstrichen und Kompromissen möglich“, sagt Gemeindewehrführer Frank Becker. Zudem sei die Sackgassenlage mit angrenzender Schule und Kindertagesstätte nicht optimal. Die Willinghusener Wehr hat 44 Mitglieder. Das neue Gerätehaus soll laut Becker für 60 Personen ausgelegt sein.
Die Kostenschätzung für den Umbau umfasst die Sanierung der Bestandsimmobilie, eine zusätzliche Fahrzeughalle und Umkleiden sowie die Auslagerung der Feuerwehr während der Bauzeit. Die Verwaltung erwähnte zudem, dass die ehemalige Wohnung im hinteren Bereich des Hauses renoviert wurde und nun vom Hort genutzt wird. Deswegen rät sie von einem Abriss ab.
Für Joachim Germer, Fraktionschef der Grünen, ist ein Umzug sinnvoll auch wegen der Grundschule. Er brachte den Erweiterungsbedarf ins Spiel. „Dafür ist das Gelände der Feuerwehr gut.“ Klaus-Jürgen Krüger, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD, sagte im Gremium: „Ein weiterer Ausbau ist nach der Sanierung nicht mehr möglich. Und wenn wir in Stemwarde nicht an gleicher Stelle bauen, können wir das in Willinghusen auch nicht tun.“
Im benachbarten Ortsteil sollte der Neubau des Gerätehauses auf dem jetzigen Feuerwehr-Grundstück an der Straße Dorfring umgesetzt werden. Die Politik hatte für ein dreigeschossiges Gebäude samt Keller auf dem nur 868 Quadratmeter großen Gelände votiert. Die geschätzten Kosten lagen zuletzt bei 3,2 Millionen Euro plus 100.000 Euro für die Auslagerung. Dann kam heraus, dass sich der Architekt verplant hatte. Der Abstand zum Nachbargrundstück wurde falsch berechnet. Die Immobilie müsste eineinhalb Meter nach vorn versetzt werden mit der Folge, dass die sogenannte Aufstellfläche für Fahrzeuge im Außenbereich in den öffentlichen Gehweg hineinreichen würde. Inzwischen haben sich die Entscheidungsträger umorientiert und einen Acker westlich des Baugebiets Stübkamp ausgewählt. „Prinzipiell sind wir uns mit dem Landwirt einig, der Kaufvertrag ist noch nicht unter Dach und Fach. Ich bin aber guter Dinge, dass es klappt“, sagt Schreitmüller.
In Willinghusen an der Barsbütteler Landstraße auf Höhe des Feldwegs kann die Gemeinde mit Blick auf die Gebäudebreite großzügig planen, denn das Grundstück misst 3,4 Hektar. Grünen-Politiker Germer spricht in diesem Zusammenhang von einer „besseren Nutzbarkeit“. Die Wählergemeinschaft BfB, stärkste Kraft in der Gemeinde, überzeugt das nicht. Sie stimmte geschlossen gegen einen Umzug. „Die Kostenschätzung bezieht sich auf ein anderes Grundstück an der Straße, bei dem nun ausgesuchten haben wir große Probleme mit der Oberflächenentwässerung. Ein Neubau dort wird meiner Einschätzung nach mindestens 2,5 Millionen Euro teurer als die Sanierung. Diese reicht, um die Leistungsfähigkeit der Feuerwehr zu erhalten“, sagt Fraktionschef Rainer Eickenrodt.
Dorfgemeinschaftshaus-Projekt wurde bis 2024 zurückgestellt
Ursprünglich war die Wache weiter südlich geplant. Die jetzige ist zu klein und erfüllt nicht mehr die Sicherheitsanforderungen. Eickenrodt begründet seine Sympathie für die Sanierung unter anderem so: „Wir müssen alle Investitionen im Gesamtzusammenhang sehen.“ Ende 2021 hatte die Kommune 21 Millionen Euro Schulden. Auch in diesem Jahr nimmt sie weitere Kredite auf. Die BfB ist bekannt dafür, auf Kostendisziplin zu achten.
Beim Thema Dorfgemeinschaftshaus in Willinghusen hatte die Politik auf die Bremse getreten. Es sollte neben dem Kunstrasenplatz erstellt werden. Ortsbeirat, Sport- und der Bürgerverein erarbeiteten ein Konzept samt Raumgrößen. Man einigte sich auf ein Gebäude mit Satteldach und einer 850-Quadratmeter-Fläche, hoffte auf Baubeginn im Frühjahr 2019. Dann wurde das Vorhaben bis 2024 zurückgestellt. Ob es in zwei Jahren umgesetzt wird, ist allerdings fraglich. „So wie sich die finanzielle Lage derzeit darstellt, können wir uns kein Dorfgemeinschaftshaus vorstellen“, sagt Eickenrodt.