Barsbüttel. Architekturbüro präsentiert Planungsentwurf. Politik betont Dringlichkeit von Umsetzung. Die Finanzierung bereitet ihr aber Sorgen.
Inzwischen werden pro Tag im Schnitt 200 Mittagessen verabreicht an der Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule (EKG) in Barsbüttel. Es ist nicht möglich, dass die Jungen und Mädchen allesamt parallel in der Mensa speisen. Dafür fehlt der Platz. Das ist nur ein Manko. „Die Schule platzt aus allen Nähten, Fachräume werden bereits als Klassenzimmer genutzt“, sagt Jan Greve, Fachdienstleiter Bildung und Kultur in der Gemeindeverwaltung. Und auf dem Gelände sind Container positioniert, in denen die Fächer Kunst und Musik unterrichtet werden. Die Lehranstalt muss umgebaut und erweitert werden. Jetzt ist klar, wie viel das kostet: mindestens 15,4 Millionen Euro.
Die Summe ist geschätzt vom Architekturbüro Neuwerk, das den Kommunalpolitikern nun einen Planungsentwurf präsentiert hat. Für jenen wurden Eckdaten in Workshops gelegt, an denen Vertreter der Lehranstalt, der Parteien und Mitarbeiter der Verwaltung teilnahmen. Zum Beispiel ging es darum, wie viele Differenzierungsräume für die Arbeitsgruppen benötigt werden. Das Konzept gestaltet sich so: An Vorder- und Rückseite des Komplexes wird angebaut, im Bereich hin zum Soltausredder in größerer Dimension. Und zwar dort, wo sich aktuell die Lehrerparkplätze befinden. So wächst die Schule um 3700 Quadratmeter. Dafür sind 14,8 Millionen Euro veranschlagt. Hinzu kommen rund 600.000 Euro für Umgestaltungen im Bestandsgebäude.
Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule startete 1995 den Betrieb
Bei dieser Summe muss es nicht bleiben. Sollte sich die Politik für eine Tiefgarage sowie ein Basketballfeld auf dem Areal entscheiden, wird es natürlich teurer. Für unterirdische Abstellmöglichkeiten kämen rund eine Million, für die Sportfläche mehr als 200.000 Euro hinzu. Das Architekturbüro hat einen sogenannten Rahmenterminplan vorgelegt. Demnach stehen im kommenden Jahr unter anderem Bodengutachten, das Einholen der Baugenehmigung und die Ausführungsvorbereitung auf dem Programm. Baustart wäre im Februar 2025. Laut Greve ist von da an mit zwei Jahren zu rechnen bis zur Fertigstellung.
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Die Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule startete 1995 den Betrieb in den Räumen der heutigen Grundschule am Soltausredder. Umzug in den Neubau war im August 1998. Er wurde mehrmals vergrößert. Die Lehranstalt mit Oberstufe ist beliebt. 2019 lernten dort 888 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, derzeit sind es 1030. Für das Jahr 2030 sind 1162 Schüler prognostiziert.
Die Schulden der Gemeinde Barsbüttel steigen weiter
Locker aus dem Ärmel schütteln kann die Kommune die Kosten für das Projekt nicht. Sie hatte zu Beginn 2023 rund 22 Millionen Euro Schulden und muss weitere Kredite aufnehmen für zum Beispiel den Neubau von Feuerwehrwachen in den Ortsteilen Stemwarde und Willinghusen. Außerdem haben auch die beiden Grundschulen Erweiterungsbedarf. Nicht zu vergessen die Schwimmhalle. Die Gemeinde ließ ein Sanierungsgutachten anfertigen. Experten kommen auf rund fünf Millionen Euro zuzüglich der gesetzlichen Mehrwertsteuer. Klar ist: Viele Dinge lassen sich nicht zeitgleich umsetzen.
Das EKG-Vorhaben in die Warteschleife zu schicken, ist für Parteienvertreter aber keine Option. „Wir holen jetzt die Versäumnisse auf. Dieses Projekt hat Vorrang vor den anderen“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Henri Schmidt. Sein Pendant von den Grünen, Angela Tsagkalidis: „Der dringende Handlungsbedarf ist allen bekannt und ergibt sich aus der erstellten Raumbedarfsanalyse, die durch ein Gutachten bestätigt wurde. Dem Beliebtheitsgrad der Schule und der damit wachsenden Zahl von Lernenden hätte schon viel früher bautechnisch Rechnung getragen werden müssen. Die Verzögerung zum Beispiel durch Corona muss nun schleunigst aufgeholt werden.“ Probleme sehe sie allerdings in der Finanzierung.
Für den Sozialdemokraten Hermann Hanser ist es „eine Pflichtaufgabe, die Barsbüttel erfüllen muss“. Und wenn man die Schulerweiterung nicht finanzieren könne, müssten andere Wege gefunden werden über das Land Schleswig-Holstein. Rainer Eickenrodt von der Wählergemeinschaft Bürger für Barsbüttel (BfB) moniert, dass es vier Erweiterungsoptionen in der Arbeitsgruppe gegeben habe und bei zwei von denen keine Gründe für die Ablehnung genannt seien im Dokument des Architekturbüros. Seine Hoffnung: Aufgrund der angespannten Finanzlage könnte es günstiger werden. „Dass wir die Gemeinschaftsschule zügig erweitern müssen, daran geht kein Weg dran vorbei“, so der Fraktionsvorsitzende.