Trittau. Bernd Geisler arbeitet seit 60 Jahren für Geldinstitut. Der Trittauer ist ein klassischer Macher und hat ein Herz für den HSV.

Es gibt so einige Gemeinsamkeiten, die Bernd Geisler und Jürgen Klopp haben. Beide lieben den Fußball. Ihnen eilt der Ruf voraus, Menschenfänger zu sein, also andere für ihre Ideen begeistern zu können. Und sie sind ihrem Arbeitgeber extrem treu. Der eine trainiert seit 2015 den FC Liverpool, im schnelllebigen Profigeschäft ist diese Dauer keineswegs die Regel. Der andere toppt das allerdings um Längen. Geisler ist seit 60 Jahren für die Sparkasse Holstein aktiv und denkt nicht daran, sein Engagement zu beenden. Man könnte auch sagen: Er ist mit dem Geldinstitut verheiratet. Bei Betrachtung seiner Vita wundert es kaum, dass der Trittauer auch im fortgeschrittenen Alter täglich in der Filiale seines Heimatorts aufschlägt. Rund 20 Stunden pro Woche ist er noch im Einsatz, nimmt auch Außentermine wahr. Sich auf die faule Haut zu legen, ist nämlich überhaupt nicht sein Ding.

„Ich komme morgens immer mit bester Laune hierher. Außerdem habe ich viel mit Menschen zu tun, das hält mich jung“, sagt der 76-Jährige und schreitet in sein Büro. Die Räume der Kollegen sind übrigens kleiner. Geisler hält es schlicht mit der Einrichtung. Ein kleiner Tisch mit drei Stühlen für Kundengespräche, ein größerer, auf dem Bildschirm, Laptop und ein eingerahmtes Foto von ihm und seiner Frau platziert sind, dazu ein Bild mit Strand und Wasser an der Wand – mehr braucht es nicht, damit sich der Senior wohlfühlt. Als einen Vorzug des Raums nennt er den direkten Blick auf die Hauptstraße. „Ich gucke raus und sehe wer kommt.“ Geisler kennt viele Personen im Ort und ist bekannt wie ein bunter Hund.

2016 ernannte ihn Trittau zum Ehrenbürger

Die Sparkassen-Filiale in Trittau. Von seinem Büro blickt Bernd Geisler auf die Poststraße. In der Regel schlägt der Senior hier gegen 9 Uhr auf.
Die Sparkassen-Filiale in Trittau. Von seinem Büro blickt Bernd Geisler auf die Poststraße. In der Regel schlägt der Senior hier gegen 9 Uhr auf. © René Soukup

Er trägt heute Jeans, ein weißes Hemd sowie ein blaues Jacket – seine Lieblingskombination. „Früher war ausschließlich Anzug angesagt, aber es ist lockerer geworden.“ Von Auszubildenden lässt er sich duzen. Bevor er sein Büro betritt an diesem Morgen um 9.05 Uhr, wird noch kurz Klönschnack mit einem Kollegen gehalten. Aus seiner Ledertasche ragen eine Banane und Äpfel heraus. Gesunde Ernährung fördert die Leistungsfähigkeit.

Nach der Schule hatte Geisler zwei Ideen für den Berufseinstieg: Polizei oder Geldinstitut. Mit seiner ersten Bewerbung war er erfolgreich, startete die Ausbildung bei der damaligen Kreissparkasse Stormarn im April 1963. Geisler verrichtete seinen Dienst in diversen Zweigstellen im Kreis, unter anderem als Leiter in Stapelfeld. Er war in der Bilanzbuchhaltung, sein Steckenpferd ist jedoch seit jeher die Kundenberatung. In Hamburg-Wandsbek kümmerte sich der Mann mit Handschlagqualitäten um Firmen. Noch mit 68 arbeitete der Trittauer in Vollzeit, wechselte dann zur Immobiliengesellschaft des Unternehmens und reduzierte den Zeitaufwand. Geisler geht klassischen Maklertätigkeiten nach, besichtigt Objekte, schätzt deren Wert und verkauft. „Ich behaupte mal, dass ich ein gutes Gefühl für Preise habe.“ Er ist jetzt auf Provisionsbasis beschäftigt.

„Die Sparkasse ist mein Leben. Erst kommt der Beruf und dann das Ehrenamt“, sagt der Tierfreund. Er hat einen Mischlingshund. Greta stammt aus Rumänien. Seine Katze hat Geisler aus dem Tierheim. Früher gehörten ihm fünf Pferde. Er war Vorsitzender des Reit- und Fahrvereins Trittau, organisierte große Turniere. Was er macht, packt er richtig an. Halbe Sachen gibt es nicht. Das Gemeinwohl liegt ihm am Herzen. Er ist ein Gestalter, machte 35 Jahre Kommunalpolitik, 31 davon als Gemeindevertreter für die CDU. Die Mitgliedschaft in der Partei hat Bestand, aktiv ist der Ur-Trittauer aber nicht mehr. Ab und zu besucht er den Planungsausschuss. Die Rolle als Zuschauer gefällt Geisler. Nichts zieht ihn zurück. Seine Begründung: „Zu meiner Zeit kam ein Vorschlag, dann wurde diskutiert und schnell entschieden. Heutzutage wird zu lange debattiert.“

Geisler hat beste Kontakte zu HSV-Größen

Geisler ist einer, der zügig vorankommen will bei Dingen, für die er sich einsetzt. Immer klare Kante, das ist seine Devise. Er trägt sein Herz auf der Zunge, auch das macht ihn sympathisch und bringt Anerkennung. 2011 zeichnete ihn das Land Schleswig-Holstein mit der Freiherr-vom-Stein-Verdienstnadel aus für Verdienste in der Kommunalpolitik. 2016 wurde Geisler zum Ehrenbürger Trittaus ernannt. Als Vorsitzender des Trittauer Schulverbands hinterließ er Spuren. Unter anderem wurden Ausbau von Grundschule und Gymnasium in seiner Amtszeit umgesetzt. Der Stormarner ist ein Netzwerker mit vielen Kontakten und Organisationstalent. Aktuell fungiert er als Vorsitzender der Senioren-Union und Vize der Bürgerstiftung, kümmert sich um Treffs mit der Partnerstadt Gadebusch.

Einen Namen hat sich Geisler auch gemacht als Gründer des HSV-Freundeskreises in Trittau. Seit 1957 ist er Fan des Vereins. Der 2022 verstorbene Uwe Seeler war ein Duzfreund, zuletzt holte Geisler Vize-Präsident Bernd Wehmeyer zu einer Gesprächsrunde ins Sportlerheim. Andere HSV-Größen wie Horst Hrubesch, Manfred Kaltz, Holger Hieronymus und Bernd Hollerbach waren ebenso zu Besuch – in Geislers Scheune auf einem 650-Quadratmeter-Areal. Diese ist mit diversen Utensilien wie Trikots und Bildern geschmückt. Dort hat Geisler Jahrzehnte immer am Gründonnerstag einen Preisskat veranstaltet. Ins Stadion geht der Trittauer inzwischen nicht mehr, schaut sich die Spiele im TSV-Sportlerheim in geselliger Runde an. Sein Tipp für das Saisonfinale am kommenden Sonntag: „Heidenheim patzt, wir gewinnen und steigen als Zweiter in die Bundesliga auf.“