Glinde. Villa aus dem Jahr 1887 war Sitz des weithin bekannten San Lorenzo. Eigentlich war der Abriss gar nicht geplant.

Die Schaufel des gelben Baggers kracht in das Gebäude, der Teil einer Außenwand fällt ab. Ein Kollege des Fahrers besprüht den noch stehengebliebenen Überrest und am Boden liegenden Schutt mit Wasser, damit nur wenig Staub entsteht. Er trägt einen Mund-Nasen-Schutz. Jetzt ist es also so weit: Die Villa Bode am Glinder Mühlenteich, in der einst das über die Grenzen der Stadt bekannte Restaurant San Lorenzo gewesen ist, wird abgerissen. „Bis Mitte nächster Woche ist der Abbruch erledigt“, sagt Holger Heidenreich, der als Ersatz einen Komplex mit acht Luxus-Mietwohnungen baut.

Der Bauingenieur mit Büro in Aumühle hatte das Anwesen 2021 von Lokalbetreiber Giuseppe Dellavecchia gekauft, wollte eigentlich Eigentumswohnungen erstellen und über die Sparkasse Holstein anbieten. Nun hat er aber an einen Hamburger Investor veräußert mit der Auflage, dass das Haus im Dezember 2024 fertig sein muss. Es ähnelt seinem Vorgänger mit weißem Anstrich, hat drei Geschosse, eine Tiefgarage und Fahrstuhl. Auf zwei Ebenen gibt es drei Wohnungen, ganz oben zwei. Pro Geschoss beträgt die Fläche 300 Quadratmeter. Die Einheiten mit Balkon oder Terrasse, die der neue Eigentümer aus der Hansestadt allesamt im Bestand hält und vermietet, sind zwischen 80 und 120 Quadratmeter groß.

San Lorenzo zählte zu den besten italienischen Restaurants hierzulande

Die Villa Bode auf dem 1317-Quadratmeter-Grundstück in exklusiver Lage diente viele Jahrzehnte als Gaststätte unter verschiedenen Betreibern. 1998 stiegen Iris und Giuseppe Dellavecchia als Pächter ein und etablierten das San Lorenzo, ein Nobelrestaurant. Es wurde vom Guide Michelin erwähnt und erhielt diverse Auszeichnungen. Die Zeitschrift „Der Feinschmecker“ wählte das Lokal auf Platz zehn der besten Italiener hierzulande.

2007 kaufte das Gastronomenpaar die Immobilie, trat zehn Jahre später zwecks Erweiterung an die Politik heran. Ein erster Entwurf wurde wegen des Volumens abgelehnt, der Bebauungsplan dann aber doch im Januar 2021 verabschiedet, was zugleich einen Neubau legitimierte. Der wäre ohne das Wohlwollen der Entscheidungsträger nämlich nicht möglich gewesen. Diese wollten aber keinen Ersatz. Mit dem Beschluss war beabsichtigt, ausschließlich den Erhalt des Restaurants zu sichern. Doch es kam anders. Während der Corona-Pandemie gab Giuseppe Dellavecchia den Betrieb auf und verkaufte das Areal mit einem gültigen B-Plan.