Oststeinbek. Valentina Großklaus ist jüngstes Mitglied der Oststeinbeker Grünen. Vertreter anderer Parteien stellen ihr merkwürdige Fragen.
Biologie als Profilfach: Das hatte Valentina Großklaus vorgeschwebt als Schülerin des Glinder Gymnasiums. Es wurde jedoch nicht angeboten, deshalb wählte sie notgedrungen Wirtschaft und Politik (WiPo). Eine kluge Entscheidung. In der Abi-Klausur erreichte die junge Frau 14 Punkte, also die Note eins. Doch damit nicht genug: „Ich habe erst im Unterricht so richtig Interesse für Politik entwickelt und entschieden, mich im privaten Bereich zu engagieren.“ Die heute 19-Jährige trat im Sommer 2022 den Grünen bei und gehört seit Kurzem dem Vorstand der Partei in Oststeinbek an. In neuer Funktion kümmert sich die Psychologiestudentin um die Gewinnung junger Mitglieder.
„Wir sind jugendfreundlich. Ich habe das Gefühl, dass andere Parteien Themenschwerpunkte eher für ältere Menschen haben“, sagt Großklaus. Eine genaue Strategie, um das genannte Klientel zu generieren, hat sie noch nicht entworfen. „Aber neben den geplanten Info-Veranstaltungen der Partei zu vielen Dingen werde ich wohl auf Social-Media-Kanälen wie Instagram werben.“ Sie wolle Menschen inspirieren für ein Mitmachen. „Nur rumzumeckern, weil irgendetwas nicht läuft, ist der falsche Weg. Man kann auf kleiner Ebene viel bewegen, ich denke da nur an die Ausstattung der neuen Grundschule im Ort.“
Die Psychologiestudentin hat einen Mini-Job im Vabali Spa
Oststeinbek baut derzeit eine Bildungseinrichtung für Erst- bis Viertklässler für mindestens 26 Millionen Euro in Sichtweite der jetzigen Lehranstalt. Nach den Sommerferien in diesem Jahr soll der Betrieb aufgenommen werden. Im Kultur-, Sozial- und Jugendausschuss wird über schulische Belange votiert. In diesem sitzt auch Großklaus. Einen Sitz in der Gemeindevertretung will sie noch nicht. Bei der Kommunalwahl im vergangenen Mai hatte ihr die Partei Listenplatz drei angeboten, den sie aber ausschlug. Der reichte für den Einzug ins Parlament. Die Grünen kamen auf 12,2 Prozent und stellen drei Vertreter. Großklaus erhielt von allen Wahlkreis-Kandidaten ihrer Partei die meisten Stimmen. In sämtlichen Gebieten siegte die CDU.
„Mir reicht die Arbeit im Ausschuss vorerst. Denn oberste Priorität hat das Studium“, sagt die Jungpolitikerin. Sie ist im dritten Semester, besucht die MSH Medical School Hamburg in der Hafencity. An drei Tagen in der Woche hat sie dort bis 19 Uhr Unterricht und zudem einen Mini-Job in der Glinder Wellness-Oase, verdient im Vabali Spa Geld als Gastronomiekraft.
Fraktionschefin steht der Newcomerin mit Rat zur Seite
Großklaus hat Bekannte in ihrem Alter, die sich CDU oder FDP angeschlossen haben. „Für mich kamen nur die Grünen infrage wegen des Klimaschutzes und etwa der Gleichberechtigung.“ Sie habe sich in Oststeinbek schnell gut integriert gefühlt, lobt diesbezüglich Jan Schwartz und insbesondere dessen Frau Petra Grüner, die das Amt der Fraktionsvorsitzenden bekleidet. Die 62-Jährige ist ihre politische Ziehmutter, steht jederzeit mit Rat zur Seite. „Wir beiden besprechen uns vor den Ausschusssitzungen, das hilft mir enorm“, sagt Großklaus. Auf der einen Seite werde sie gefördert, auf der anderen stünden Forderungen, eigene Vorschläge einzubringen. So sollte sie für die Kommunalwahl Punkte aufzeigen, die junge Menschen interessieren. Am Programm feilte die Oststeinbekerin mit.
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„Wir müssen den Ort attraktiver gestalten für Jugendliche, vor allem sollte man an den Marktplatz rangehen“, nennt Großklaus eines ihrer zentralen Anliegen. Zwecks Umgestaltung schlägt ihre Mentorin einen „Jungen-Erwachsenen-Tisch“ vor, eine Versammlung, bei der Einwohner ihre Wünsche äußern. Grüner ist froh, die Psychologiestudentin in ihren Reihen zu haben, sagt: „Valentina Großklaus repräsentiert eine Altersgruppe, die bei uns sonst nicht vorhanden ist. Sie hat gute Ideen, die sollen sich in Oststeinbek widerspiegeln.“ Ihre Unterstützung für den Nachwuchs will die Fraktionschefin nach und nach zurückfahren. Die Newcomerin soll sich immer mehr allein freischwimmen in Oststeinbeks von Männern dominierter Politiklandschaft.
Grünen-Vorstand von drei auf fünf Personen erweitert
Die junge Frau sagt, sie werde von anderen Parteien noch nicht ernst genommen. „Zuletzt wurde ich auf einer Ausschusssitzung von der Wählergemeinschaft gefragt, ob ich für den Jugendbeirat dabei bin.“ Dieser Satz sei keineswegs im Spaß gefallen. Solche Bemerkungen können ihrem Selbstwertgefühl aber nichts anhaben. Großklaus wurde für zwei Jahre in den Vorstand gewählt. Das Gremium ist um zwei Köpfe gewachsen. Neben dem etablierten Trio um den Vorsitzenden Norbert Hogelücht (63), Schwartz (64) und Grüner mischt jetzt auch Sven Sommer mit. Der 42-Jährige ist Lehrer an der Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule in Barsbüttel.
Der Grünen-Ortsverband in Oststeinbek hatte sich im Dezember 2021 neu gegründet mithilfe von Grüner und Schwartz, die im darauffolgenden Jahr von Glinde in den Ort gezogen sind. Dort waren sie auch führende Köpfe der Partei. Die hat in Oststeinbek inzwischen 18 Mitglieder. Für Großklaus ist das ehrenamtliche Engagement in der Politik das einzige Hobby mit regelmäßigen Terminen. Sie hat früher Paartanz gemacht, Ballett und Hip-Hop sowie Tennis im Verein gespielt. Eine Knieoperation mit langer Genesungszeit zwang sie zum Aufhören. Ob die Oststeinbeker Grünen mit ihr langfristig planen können, ist ungewiss. Nach dem Studium kann sich Großklaus, die noch bei ihren Eltern lebt, einen anderen Wohnort wegen des Berufs vorstellen. Eines hat sie schon jetzt entschieden: Ist der Abschluss an der Uni geschafft, geht es erst mal für mehrere Monate nach Australien und Neuseeland.