Oststeinbek. Neugründung des Grünen-Ortsverbands in Oststeinbek. Im Vorstand arbeiten bekannte Glinder mit. Ein Ziel ist bereits gesteckt.

Heute sitzt Norbert Hogelücht auf einem Stuhl in der hintersten Ecke des Bürgersaals in Oststeinbek und gibt Auskunft über Beweggründe, sich politisch zu engagieren. Bald möchte er in dem Raum zentraler positioniert sein, wenn die Ausschüsse tagen und die Tische in U-Form angeordnet sind. Der 61-Jährige will mitbestimmen über die Zukunft der 9000-Einwohner-Gemeinde. Deswegen hat er jüngst mit Gleichgesinnten den Grünen-Ortsverband neu gegründet und fungiert als Vorsitzender. Neben ihm sind im Vorstand zwei bekannte Gesichter aus der Kommunalpolitik vertreten: Jan Schwartz als Kassenwart und Beisitzerin Petra Grüner aus Glinde.

Das Polit-Trio hat ambitionierte Ziele. „Bei der Kommunalwahl 2023 wollen wir 18 Prozent erreichen“, sagt Schwartz. Auf dem Weg dahin gilt die Devise, nicht den großen Zampano in der Partei zu spielen. Der 62-Jährige setzt auf das Prinzip Augenhöhe und formuliert es so: „Wir sagen nicht, wo es langgeht. Die Mitglieder sollen nicht nur abnicken. Es geht um den Austausch.“ Mit dieser Ausrichtung wollen sie auch jüngere Menschen einbinden. Bislang hat der Ortsverband elf Mitglieder. Um zu wachsen, gibt es Ideen: zum Beispiel einmal pro Monat auf dem Marktplatz mit einem Stand zu sein, um eine Bürgersprechstunde anzubieten. Transparenz ist den Grünen sehr wichtig.

Ein Anliegen ist die Verbesserung der Radwege

„Dazu könnten wir Musik machen und Kuchen ausgeben“, sagt Hogelücht. Er spielt Gitarre, Keyboard und Mandoline in einer Band. Wegen der Corona-Pandemie will die Partei in Oststeinbek vorerst digital über Zoom sichtbar werden und sich den Anliegen der Bevölkerung widmen. Petra Grüner sieht große Chancen, dass die Grünen im übernächsten Jahr Gemeindevertreter stellen. Ihren Optimismus zieht sie aus dem Bundestagswahlkampf vor Ort. „Wir waren als einzige Partei mit einem Stand in der Einkaufspassage, haben über sechs Wochen um Stimmen geworben.“ Sie habe gemerkt, dass es viel Interesse an grüner Politik gebe.

Was Grüner konkret in Oststeinbek verbessern will? „Die ganze Radwegesituation ist hier eine Katastrophe. Radstreifen mit roter Farbe zu markieren, das reicht nicht aus und kann nur der Anfang sein.“ Weitere Themen, mit denen man punkten will: Ausbau der E-Mobilität, Schutz vor Starkregen und die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum. Eine Sache stört Grüner ganz besonders an Oststeinbek: In der Gemeindevertretung sind nur vier von 20 Plätzen durch Frauen besetzt. „Das ist zu wenig und bildet nicht die Gesellschaft ab.“ Die Vorstandsmitglieder betonen, sie haben kein Gesamtkonzept für die Kommune, wollen dieses mit der Bevölkerung und anderen Parteien entwickeln.

Christdemokraten sind stärkste Kraft in der Gemeinde

Dem Gemeindeparlament gehören vier Parteien oder Gruppen an. Stärkste Fraktion ist die CDU vor der SPD und der Wählergemeinschaft OWG. Vierte Kraft ist Ostbek.net. Den Verein hatten frühere FDP-Mitglieder gegründet. Eigentlich wollten auch die Grünen längst mitgestalten. Mit der Gründung eines Ortsverbands 2014 waren die Voraussetzungen geschaffen. „Damals waren keine Leute an Bord, die sich bei den Grünen zu Hause gefühlt haben“, sagt Schwartz. Es kam zur Auflösung. Vom Ex-Team ist jetzt keiner dabei.

Nun macht es also Hogelücht als Vorsitzender. Er lebt seit rund 25 Jahren in Oststeinbek, hat immer die Grünen gewählt, sich in der Deutschen Friedensgesellschaft engagiert. Der EDV-Berater trat 2017 in die Partei ein, überzeugte seine Frau und die Schwiegermutter (79), den gleichen Schritt zu gehen. Hogelücht arbeitete bislang im Glinder Ortsverband mit. So lernte er Schwartz und Grüner kennen, die beide der dortigen Stadtvertretung angehören. Zusammen kam man zum Entschluss, den Neustart in Oststeinbek anzugehen.

Grüner ist zudem Fraktionschefin der Glinder Grünen, Schwartz leitet den Hauptausschuss. 2017 kandidierte er bei der Bürgermeisterwahl, musste sich Amtsinhaber Rainhard Zug geschlagen geben. Nun ist das Ehepaar aus dem Glinder Ortsverband ausgetreten, um sich jenem beim Nachbarn anzuschließen. Gremiumsarbeit verrichten Grüner und Schwartz weiterhin in Glinde. Wollen sie nach einer erfolgreichen Kommunalwahl in Oststeinbeker Ausschüssen votieren, müssen sie umziehen. Ausgeschlossen ist das nicht.

Soweit wollen die erfahrenen Kommunalpolitiker noch nicht vorausblicken. Jetzt gilt es, das Profil zu schärfen, Unterschiede zu den Kontrahenten kenntlich zu machen und Mitglieder zu rekrutieren. „Es ist ziemlich verkrustet in Oststeinbek. Viele wählen die CDU, weil sie es seit 30 Jahren machen und nicht wegen der Inhalte“, sagt Hogelücht. Er ist froh, dass Grüner und Schwartz ihre Expertise einbringen. „Das mit uns passt zusammen.“ Wer an einer Mitarbeit bei den Grünen interessiert ist oder Fragen hat, kann den neuen Ortsvorsitzenden per E-Mail erreichen an norbert.hogeluecht@web.de.