Ahrensburg. Bürgermeister drängt angesichts anderer Großprojekte auf Verschiebung. Doch bislang stellten sich Grüne und CDU quer.
Die Kehrtwende hatte sich bereits abgezeichnet: Die CDU in Ahrensburg möchte nun doch dafür stimmen, den Neubau des Badlantics zu verschieben. Man werde den Vorschlag der Verwaltung, den Beschluss für einen Neubau des Schwimmbades für fünf Jahre auszusetzen, mittragen, so der CDU-Fraktionsvorsitzende Wolfdietrich Siller. Der Hauptausschuss berät am Montag, 11. Dezember, über das Thema.
Auch die Grünen zeigen sich jetzt gesprächsbereit. „Wir sehen, dass es mit einem Neubau nicht so schnell gehen wird, wie wir uns das wünschen“, sagt Fraktionschefin Nadine Levenhagen. Grüne und CDU, die zusammen die Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung haben, hatten bislang trotz Warnungen aus der Verwaltung, dass der Schwimmbad-Neubau angesichts anderer Großprojekte derzeit weder finanziell noch personell zu stemmen sei, auf eine rasche Realisierung gedrängt.
Ahrensburg: Neubau des Badlantics wird wohl um zehn Jahre verschoben
In Ahrensburg gibt es schon seit geraumer Zeit Pläne, das Badlantic, das gerade erst seinen 40. Geburtstag gefeiert hat, durch ein neues Schwimmbad zu ersetzen. 2017 fassten die Stadtverordneten einstimmig den Beschluss, das im Juni 1983 eröffnete Spaßbad abzureißen und ein rein funktionales Hallenbad für den Schul- und auf der Liegewiese neben dem Freibad zu errichten.
Grund war die Sorge, dass die Technik der in die Jahre gekommen Anlage ausfallen und Ahrensburg kurzfristig ohne Schwimmbad dastehen könnte. Ein weiterer Punkt waren die hohen Betriebskosten. Jährlich erwirtschaftet das Badlantic ein Defizit von rund zwei Millionen Euro.
Ingenieurbüro hält Weiterbetrieb für zehn Jahre für möglich
Die Verantwortlichen hofften auf eine Fertigstellung im Jahr 2021. Doch auch aufgrund von Personalmangel im Bauamt und der Folgen der Corona-Pandemie hat sich bis heute nichts getan. Nach seiner Amtsübernahme im Mai 2022 veranlasste Bürgermeister Eckart Boege vor dem Hintergrund zahlreicher anderer, drängender Bauvorhaben an den Schulen und Feuerwehren – allein der für 2025 bis 2028 geplante Neubau des Schulzentrums Am Heimgarten soll 105 Millionen Euro kosten – eine Untersuchung, inwieweit sich der Badlantic-Neubau noch aufschieben ließe.
Die technische Untersuchung des auf Schwimmbäder spezialisierten Ingenieurbüros Gansloser (Hannover) ergab schließlich, dass ein Weiterbetrieb für zehn Jahre ohne größere Investitionsaufwände möglich ist. Ein geändertes Betriebskonzept – unter anderem kürzere Öffnungszeiten und Schließung der Cottage-Sauna – könnte zudem das jährliche Defizit und damit den Zuschuss für die Stadt senken, so die Experten.
Bürgermeister plädiert angesichts anderer Großprojekte für Verschiebung
Boege plädiert angesichts dieses Ergebnisses darauf, den Neubau aufzuschieben und sich zunächst den dringlicheren Projekten zu widmen. „Im Badlantic gibt es keine Anzeichen für einen großen Investitionsbedarf“, sagte der Verwaltungschef, „und auch nicht für größere Ausfälle.“ Der Vorschlag des Bürgermeisters sieht vor, das Projekt für fünf Jahre ruhen zu lassen. Die Planungen könnten 2028 wieder aufgenommen werden, um gegebenenfalls 2033 zu bauen.
Kurzfristig müssten laut Verwaltung die Brunnenanlage, die Duschen und die UV-Desinfektionsanlage saniert oder erneuert werden. Die Kosten in Höhe von rund 500.000 Euro sollen die Stadtwerke Ahrensburg als Betreiberin tragen. Auf seiner Sitzung im November hat sich auch der Aufsichtsrat des Badlantics dem Vorschlag des Bürgermeisters angeschlossen.
Grüne und CDU stemmten sich bislang gegen einen Aufschub
Die seit ihrer Eröffnung 2002 defizitäre Cottage-Sauna hat ihren Betrieb bereits im Mai eingestellt. Den Beschluss über die Zukunft des Badlantics haben die Stadtverordneten jedoch immer wieder vertagt. Von SPD, WAB und FDP gab es Zuspruch für den Vorschlag des Bürgermeisters, doch Grüne und CDU haben sich bislang gegen die Verschiebung gestemmt und auf eine zeitnahe Realisierung des neuen Hallenbades gedrängt.
Mit dem Kurswechsel der CDU ist eine Mehrheit für die Verschiebung nun sicher. „Wir sehen, dass es derzeit andere Prioritäten gibt, die vor allem im Bereich Schulbau liegen“, begründet Fraktionschef Siller die Entscheidung. Seine Partei erkenne an, dass eine Realisierung des Neubaus in den nächsten fünf bis zehn Jahren nicht möglich sei. Gleichzeitig betont der CDU-Fraktionsvorsitzende, dass die Planungen lediglich pausiert würden. „Wir haben den Beschluss, dass wir einen Neubau wollen, und der wird nicht aufgehoben.“
Kosten für Neubau sind seit Beginn der Diskussion erheblich gestiegen
Ein Grund, warum sich die CDU so lange gegen eine Verschiebung ausgesprochen habe, sei die Prognose weiter steigender Baukosten, so Siller. „Leider hat die Verwaltung das Projekt in den vergangenen Jahren vor sich hergeschoben, sodass die Kosten explodiert sind“, sagt er. Im Rathaus rechnet man inzwischen mit 28 Millionen Euro statt der ursprünglich veranschlagten 13,5 Millionen Euro. „Auch mit der Verschiebung wird ein Neubau teurer werden“, so Siller.
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Die Grünen zeigen sich verhaltener als die Christdemokraten, rücken aber ebenfalls von ihrem kategorischen Nein zu einer Verschiebung ab. „Bevor wir dem zustimmen, benötigen wir konkrete Zahlen von der Verwaltung zu dem erwarteten Defizit für die kommenden Jahre und den Instandhaltungskosten“, sagt die Fraktionsvorsitzende Nadine Levenhagen. Wenn das prognostizierte Minus zu hoch ausfalle, müsse man darüber diskutieren, den Neubau doch schon früher als in zehn Jahren umzusetzen.
SPD-Fraktionsvorsitzender hält Verschiebung für alternativlos
SPD, FDP und WAB begrüßen die sich abzeichnende Mehrheit für eine Verschiebung. „Diese Entscheidung ist alternativlos“, sagt der Fraktionsvorsitzende der SPD, Béla Randschau. Sowohl aus ökonomischer als auch aus ökologischer Sicht sei es sinnvoll, ein Gebäude bis zum Ende seiner Lebensdauer zu nutzen und nicht vorzeitig abzureißen.
Für FDP-Fraktionschef Thomas Bellizzi spiegelt der jetzt eingeschlagene Kurs die Realität wider. „Alles andere wäre unseriös“, sagt er. Der Liberale spricht sich dafür aus, den Neubau-Beschluss nicht nur auszusetzen, sondern grundsätzlich zu hinterfragen. „Die Wirtschaftlichkeitsuntersuchung, die letztlich damals zu der Entscheidung geführt hat, neu zu bauen, ist vor dem Hintergrund ganz anderer Voraussetzungen erfolgt, als wir sie heute haben“, sagt Bellizzi mit Blick auf gestiegene Bau- und Energiekosten.
Fraktionschef der Wählergemeinschaft kritisiert Neubau-Entscheidung
Peter Egan, Fraktionsvorsitzender der Wählergemeinschaft WAB, ist erleichtert, dass das weitere Vorgehen nun klar zu sein scheine. Auch er kritisiert rückblickend das Zustandekommen der Entscheidung für einen Neubau. „Damals haben uns Techniker weisgemacht, das Badlantic stünde kurz vor dem Exitus.“ Jetzt habe sich herausgestellt, dass diese Einschätzung wenig Substanz gehabt habe. „Ärgerlich ist nur, dass wir viel Zeit und Geld verloren haben.“
Hauptausschuss Mo 11.12., 19.30, Peter-Rantzau-Haus, Manfred-Samusch-Straße 9