Ahrensburg. Gutachter bescheinigen Hallenbad weit besseren Zustand als befürchtet. Aber die Cottage-Sauna soll geschlossen werden.
Dem bald 40 Jahre alten Ahrensburger Hallenbad geht es deutlich besser als stets befürchtet. Ein Weiterbetrieb des Badlantic für zehn Jahre ist ohne größere Investitionsaufwände möglich: Zu diesem Ergebnis kommt das auf Schwimmbäder spezialisierte Ingenieurbüro Gansloser (Hannover) in einer technischen Untersuchung. Ein geändertes Betriebskonzept – unter anderem kürzere Öffnungszeiten und Schließung der Cottage-Sauna – könnte zudem das jährliche Defizit und damit den Zuschuss für die Stadt senken.
Das Minus ist im Vorjahr wegen der immens hohen Energiekosten und der Folgen der Corona-Pandemie auf drei Millionen Euro gestiegen, wie Bürgermeister Eckart Boege den Kommunalpolitikern im jüngsten Hauptausschuss berichtete. Der Verwaltungschef warb dafür, wegen der neuen Fakten („Das hat auch mich überrascht“) den schon 2017 von den Stadtverordneten beschlossenen Hallenbadneubau zurückzustellen. Die Planung könne 2028 wieder aufgenommen werden, um gegebenenfalls 2033 zu bauen.
Im Vorjahr machte Ahrensburg mit dem Badlantic drei Millionen Euro Minus
„Im Badlantic gibt es keine Anzeichen für einen großen Investitionsbedarf“, sagte Boege, „und auch nicht für größere Ausfälle.“ Lediglich in die Legionellenvorsorge müssten 50.000 bis 100.000 Euro investiert werden. Für die Gutachter ist es zudem sinnvoll, für bis zu 1,9 Millionen Euro technisch aufzurüsten. Unter anderem sollten die Wasserkreisläufe von Sport-, Wellen- und Außenbecken getrennt und eine Photovoltaikanlage installiert werden. 3,5 Millionen Liter Wasser fassen die Becken. Fürs Freibad kommen noch einmal 1,2 Millionen Liter hinzu.
Wie das Defizit gesenkt werden könnte, hat die auf den Freizeit- und Tourismusmarkt fokussierte Hamburger Unternehmensberatung Profund Consult in einer weiteren Konzeptstudie geprüft. Die Fachleute verglichen drei unterschiedliche Zukunftsszenarien mit dem Ist-Zustand. Trotz seiner fünf Jahrzehnte sei das Badlantic dank Wellenbecken, integrierter Sauna und ganzjährig nutzbarem Außenbecken immer noch attraktiv.
27.000 Gäste jährlich sind zu wenig für die Cottage-Sauna
„Allerdings sind die Wasserfläche und die Öffnungszeiten im Vergleich überdimensioniert, während die Preise eher unterdurchschnittlich sind“, so Boege. Die Konkurrenz ist groß: In direkter Nähe liegt das Parkbad Hamburg-Volksdorf. Und in einem 30-Minuten-Radius befinden sich 18 Anlagen, davon 13 in Hamburg.
Klar ist für die Analysten, dass die seit ihrer Eröffnung defizitäre Cottage-Sauna (jährlich 27.000 Gäste) geschlossen werden sollte – zumal das Badlantic selbst eine Sauna bietet. Außerdem sollten Luft- und Wassertemperaturen um zwei Grad Celsius gesenkt, der Eintritt erhöht und die Zeiten reduziert werden. Während das Badlantic 80 Stunden wöchentlich geöffnet ist, sind es in vergleichbaren Bädern nur 68,5 Stunden. Die Tageskarte für Erwachsene würde 7,50 statt jetzt 6,80 Euro kosten.
Politik ist sich einig, dass das Freibad nicht geschlossen wird
Die Verwaltung schlägt vor, auch das Freibad dauerhaft zu schließen. Die Liegewiese könne im Sommer wie bisher freigegeben werden. Die Konzentration aufs Hallenbad spare Energie- und Personalkosten. Außerdem sei der Betrieb besser planbar. Laut Profund ist ohne Veränderungen mit einem jährlichen Defizit von rund zwei Millionen Euro zu rechnen. Ohne Freibadbetrieb wären es knapp 1,7 Millionen, mit rund 1,8 Millionen Euro.
Die Kommunalpolitiker sprachen sich allerdings geschlossen dafür aus, am Freibad festzuhalten. „Es muss im Sommer die Möglichkeit geben, auch draußen zu schwimmen“, sagte Jochen Proske (SPD). Zudem sollten die reduzierten Eintrittspreise (beispielsweise für Schüler und Familien) nicht steigen. Grundsätzlich sei es gut, nach langen Jahren voller Spekulationen über den Badlantic-Zustand jetzt „eine profunde Grundlage für eine Entscheidung“ zu haben.
Erik Schrader (Linke) teilte die Einschätzung. „Das Defizit ist mit dem Freibad-Szenario auch nur geringfügig höher als ohne“, sagte er. CDU, Grüne und Wählergemeinschaft betonten ebenfalls, dass das Freibad nicht zur Disposition stehe.
CDU und Grüne wollen neues Hallenbad trotzdem zügig bauen
Konträre Ansichten gab’s dagegen zum Verwaltungsvorschlag, die Neubauplanung bis 2028 auszusetzen. CDU und Grüne, die zusammen die Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung haben, sind dagegen. „Wir möchten das forcieren, wollen den Neubau so schnell wie möglich“, sagte Detlef Levenhagen (CDU). Den Einwand von Bürgermeister Boege und Kämmerin Sabrina-Nadine Blossey, dass die Stadt sich angesichts des neuen Heimgarten-Schulzentrums (schätzungsweise 105 Millionen Euro) keine weiteren Großprojekte wie ein Bad für 28 Millionen Euro leisten könne, wies der Christdemokrat zurück: „In zehn Jahren haben wir auch kein Geld.“
- Das ist der Plan für Ahrensburgs 105-Millionen-Euro-Schule
- https://www.abendblatt.de/region/stormarn/ahrensburg/article236479583/Wird-Abriss-verschoben-Politiker-ringen-um-Badlantic-Plan.html
- https://www.abendblatt.de/region/stormarn/ahrensburg/article237951785/Endlich-Ahrensburg-feiert-nach-drei-Jahren-wieder-Stadtfest.html
Seine Tochter Nadine Levenhagen (Grüne) ergänzte: „Die Planungen müssen auch unter dem Energieaspekt weiterlaufen, damit deutlich weniger Wärme durch das Dach verballert wird.“ Wolfgang Schäfer (FDP) erinnerte daran, bei der gesamten ökologischen Betrachtung das sogenannte „Betongold“ nicht zu vergessen. „Da müssen auch Neubau und Abriss berücksichtigt werden“, sagte er.
Vor genau 40 Jahren wurde das Spaßbad im Juni eröffnet
Detlef Steuer (Wählergemeinschaft WAB) sprach sich dafür aus, den neuen Handlungsspielraum zu nutzen. „Die Gutachten zeigen, dass der Grundsatzbeschluss für den Neubau ohne vorhandene Sachkenntnisse getroffen wurde“, sagte er. Unter den jetzigen Voraussetzungen würde sicherlich niemand auf die Idee kommen, ein neues Hallenbad zu fordern. „Die Verwaltung kann ein weiteres Großprojekt zudem personell gar nicht stemmen, deshalb sollten wir es aussetzen“, meinte Linken-Vertreter Erik Schrader.
Schließlich einigten sich die Mitglieder des Hauptausschusses darauf, die Abstimmung zu vertagen. Zunächst sollen die finanziellen Folgen eines CDU-Antrags, der unter anderem die Schließung des Außenbeckens am Badlantic vorsieht, aufgezeigt werden. Da im Mai Kommunalwahl ist, werden die Beratungen in neuer Besetzung erst im September fortgesetzt. Das Ende der Cottage-Sauna wollen die jetzigen Stadtverordneten allerdings noch bei ihrer letzten Sitzung Ende dieses Monats beschließen.
Das Badlantic, das jährlich rund 220.000 Besucher zählt, kann sich derweil auf seinen 40. Geburtstag konzentrieren. Am 10. Juni 1983 war das Hallenbad, das die damals immens hohe Summe von 24 Millionen Mark gekostet hatte, eröffnet worden. Sogar der Landesinnenminister schaute vorbei. Der Andrang war so groß, dass die Türen zeitweise geschlossen werden mussten.