Siek. Förderverein will Hallenbad bauen und war zuletzt optimistisch. Warum die Zukunft des Projektes jetzt ungewiss ist.
Die Pläne zum Bau eines Schwimmbades in Siek stehen vor dem Aus. Wie der Förderverein informierte, der das Projekt in den vergangenen Jahren maßgeblich vorangetrieben hatte, hat sich der potenzielle Hauptinvestor aus dem Vorhaben zurückgezogen. „Wir haben verschiedene Versuche unternommen, das Projekt weiter anzuschieben, aber die Wahrheit ist, dass wir noch vor einigen Monaten wesentlich optimistischer waren“, sagt Vereinssprecher Werner Evers.
Der frühere SPD-Gemeindevertreter und passionierte Triathlet Götz Reppel war Anfang 2019 erstmals mit der Idee an die Öffentlichkeit gegangen, ein Hallenbad in dem 2500-Einwohner-Ort zu bauen. Einige Monate später gründete sich ein Förderverein, mit dem Ziel, Investoren und Unterstützer für das Vorhaben zu gewinnen. Der Verein verzeichnete großen Zulauf, hat mittlerweile 90 Mitglieder. Und auch aus der Lokalpolitik gab es Zuspruch.
Investor zieht sich zurück: Schwimmbad-Projekt in Siek vor dem Aus
Doch das Projekt geriet relativ schnell ins Stocken. Einerseits gestaltete sich die Suche nach einem geeigneten Baugrundstück schwierig, andererseits war die Finanzierung weiterhin ungeklärt. Die Gemeinde Siek hatte wegen des finanziellen Risikos von Beginn an ausgeschlossen, sich zu beteiligen.
Im April 2022 verkündeten die Initiatoren des Vorhabens schließlich überraschend einen Durchbruch: Eine Investorengruppe wolle das Projekt übernehmen. Der Immobilienentwickler wolle für Planung, Bau und Finanzierung des Schwimmbades aufkommen. „Der Investor hat sich den Standort bereits angesehen und sieht großes Potenzial“, sagte Vereinssprecher Evers damals. Den Namen des Unternehmens wollte er nicht preisgeben, es handele sich aber „um eine Gruppe, die viel Erfahrung in der Projektentwicklung im Gesundheitswesen hat.“
Unternehmensgruppe wollte Gesundheitszentrum an L224 bauen
Auch ein Grundstück war gefunden: Das Schwimmbad sollte demnach auf einer etwa drei Hektar großen Fläche am Sieker Ortseingang entstehen. Das Areal an der Ecke L224/Am Bürgerpark, direkt neben dem Bauhof, gehört der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS). Geschäftsführer Ulf Hahn hat bereits seine Bereitschaft erklärt, die Fläche zu veräußern.
Das Hallenbad sollte über ein 20 mal 25 Meter großes Sportbecken mit acht Bahnen, ein sechs mal neun Meter messendes und 1,1 Meter tiefes, kleines und ein neun mal 15 Meter messendes und 1,5 Meter tiefes, großes Bewegungsbecken sowie ein zehn mal zehn Meter großes und zehn Meter tiefes Taucherbecken verfügen. An das Bad angegliedert wollte der Investor einen Gesundheitsbereich mit Praxen für Allgemein-Mediziner, Orthopäden und Physiotherapeuten errichten. Zudem waren eine Tagesklinik und Räume für Kursanbieter, etwa selbstständige Coaches, Yoga- und Meditationskurse geplant.
Verein macht Finanzsituation in der Baubranche verantwortlich
Die Pläne sahen vor, dass das Gebäude nach der Fertigstellung in das Eigentum eines Immobilienfonds übergeht, der das Schwimmbad an den Förderverein verpachtet. Dieser wollte den Betrieb der Halle übernehmen und sie Nutzern gegen eine Miete zur Verfügung stellen. Die Initiatoren hatten von Beginn an betont, es solle sich nicht um ein frei zugängliches Spaßbad handeln, sondern um ein Sportbad, das Vereine, Firmen, Schulen und die Volkshochschule gegen eine Mietgebühr nutzen können.
Der Verein avisierte einen Baustart Ende 2024. Laut Evers standen man mit der Investorengruppe kurz vor einer Einigung, zu der es dann aber doch nicht kam. In den vergangenen Monate habe man Gespräche mit verschiedenen Investoren geführt, die aber alle wieder abgesprungen seien. „Ein Grund ist sicherlich die allgemeine Finanzsituation in der Baubranche und auf dem Materialmarkt infolge von Corona und des Kriegs in der Ukraine“, sagt Evers.
Initiatoren beklagen fehlende Unterstützung aus Politik und Gesellschaft
Darüber hinaus beklagt der Förderverein mangelnde Unterstützung aus Politik und Gesellschaft. „Offenbar wird der Bedarf eines Schwimmbades nicht so hoch eingeschätzt, wie wir ihn sehen“, sagt der Sprecher. Die Initiatoren sehen vor allem Schulen und Vereine als potenzielle Nutzer.
- Ahrensburg: Rathaus-Erweiterung wird teurer – und später fertig
- SPD-Antrag kommt nur mit AfD-Stimme durch – und nun?
- Notdienste in Gefahr: 400 Bereitschaftsärzte bekommen Kündigung
Für diese fehlten in der Umgebung dringend benötigte Hallenzeiten. Seit das kleine Bewegungsbecken in der LungenClinic Großhansdorf vor einigen Jahren geschlossen wurde, müssen Sieker ins Badlantic nach Ahrensburg ausweichen oder im Sommer in das Freibad in Bargteheide. In der Schlossstadt gebe es aber insbesondere zu wenig Schwimmzeiten für die Schulen.
Förderverein will versuchen, das Projekt selbst zu finanzieren
Dass die Notwendigkeit eines weiteren Hallenbades besteht, machte der Verein unter anderem an bereits getätigten Buchungen fest. Der Förderverein hatte potenzielle Nutzer zur besseren Bedarfsplanung dazu aufgerufen, bereits jetzt ungefähre Hallenzeiten im Internet zu reservieren. „Die von uns angesetzten 400.000 Euro Betriebskosten pro Jahr wurden durch die Vorab-Buchungen bereits zu knapp 87 Prozent erreicht“, sagte Evers im September 2022. Gebucht worden seien Zeiten für Aquafitness, Schulsport, Sporttraining, Rheuma-Gymnastik, Reha-Sport, Mitarbeiterschwimmen, Feuerwehrsport und Schwimmkurse.
Um das Projekt doch noch zu retten, prüft der Förderverein derzeit Möglichkeiten, den Kauf des Grundstücks und den Bau selbst zu stemmen. Die Kosten hatte der Verein zuletzt auf rund neun Millionen Euro geschätzt. „Wir wollen versuchen, das Geld über Fundraising zusammenzubekommen“, sagt Evers. Dazu plane man die Gründung einer gemeinnützigen GmbH. „Das ist die Empfehlung eines Finanzexperten, den wir hinzugezogen haben“, sagt er.
Sprecher sieht Chancen für das Schwimmbad bei 50 Prozent
Es sei die letzte Möglichkeit, ansonsten werde man das Projekt endgültig beerdigen. Über die weiteren Schritte möchte der Vereinsvorstand die Mitglieder Mitte Dezember bei einer Mitgliederversammlung informieren. „Wir gehen ein letztes Mal in die Offensive“, so Evers. Die Chancen, dass das Schwimmbad doch noch gebaut wird, sieht er bei 50:50. Evers sagt: „Es wird nur gehen, wenn es entsprechenden Druck aus der Bevölkerung gibt.“