Glinde. VHH suchen 100 Fahrer und auch Kfz-Mechatroniker. Ein besonderer Tag der offenen Tür macht den Einstieg ganz einfach.

Kurz die Kollegen per Handschlag begrüßen, ein paar nette Worte wechseln, dann der Blick auf den Bildschirm im Aufenthaltsraum. Dort steht, welche Linien Mujo Sabotic heute bedient: 337, 333 und 133 in der Zeit von 12 bis 21 Uhr. Der 58-Jährige ist Busfahrer bei den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein (VHH) und startet jetzt vom Glinder Betriebshof in die Schicht. Er war früher selbstständiger Handwerker, kam vor fünf Jahren als Quereinsteiger ins Unternehmen. Das sucht solche Menschen wie ihn, die beruflich etwas Neues machen möchten, aber auch Auszubildende. In der Hoffnung, schnell fündig zu werden, organisiert die VHH am Sonnabend, 2. Dezember, einen Kennenlerntreff auf dem Firmenareal in der Stormarner Kommune (Berliner Straße 1). Offiziell heißt das Job-Date.

Von 10 bis 14 Uhr können sich Interessierte über Berufsbilder im Fahrdienst, in der Werkstatt und in der Verwaltung informieren. Angestellte stehen für eine Beratung zur Verfügung, berichten über ihren Arbeitsalltag. Wer sich sicher ist und seine Zukunft in dem Unternehmen sieht, soll seine Bewerbungsunterlagen gleich mitbringen. Es besteht die Möglichkeit eines Vorstellungsgesprächs vor Ort.

Am Standort Glinde sind 190 Busfahrer beschäftigt

„Wir haben so eine Veranstaltung das erste Mal im vergangenen Jahr gemacht und dadurch für diesen Standort zehn Busfahrer sowie einen Auszubildenden rekrutiert“, sagt Betriebshofleiter Patrick Fischer. In Glinde arbeiten derzeit mit ihm eingerechnet drei Personen im Büro, 190 Busfahrer sowie 31 Werkstattkräfte. 2018 sind es noch 150 Beschäftigte gewesen. Wegen neuer Linien und Taktverdichtung wurde aufgestockt. Davon profitierte Sabotic. Er sagt: „Als Selbstständiger habe ich kaum Freizeit gehabt. Jetzt bin ich total zufrieden. Der Kollegenkreis ist perfekt, meine Dienstwünsche werden erfüllt.“

Timo Bürger macht eine Ausbildung zum Kraftfahrzeugmechatroniker mit dem Schwerpunkt System- und Hochvolttechnik.
Timo Bürger macht eine Ausbildung zum Kraftfahrzeugmechatroniker mit dem Schwerpunkt System- und Hochvolttechnik. © René Soukup | René Soukup

Seinen Dienstplan erhält Sabotic immer ein Jahr im Voraus, weiß also schon im Januar, ob er Weihnachten antreten muss. Über die jeweiligen Schichten besteht spätestens elf Tage vorher Klarheit. Im Monat sind 169 Stunden zu leisten, wobei es mal mehr und mal weniger sind wegen der unterschiedlichen Schichtlängen. Quereinsteiger werden drei bis vier Monate eingearbeitet, in Theorie und Praxis geprüft, bevor sie Kundschaft chauffieren. Das Gehalt: 2676 Euro brutto drei Monate lang während der Kurzausbildung in der Fahrschule, dann ein halbes Jahr 2929. Anschließend steigt man mit 3058 Euro ins fünfstufige Tarifsystem ein. Der Höchstverdienst ist 3558 Euro im Monat plus Zuschläge für Sonn-, Feiertags- und Nachtarbeit. Darüber hinaus zahlt die VHH 900 Euro Urlaubs- und 700 Euro Weihnachtsgeld. Urlaubstage pro Jahr: maximal 30. Berufsanfänger haben 25.

Kfz-Mechatroniker haben auch Wochenenddienst

Derzeit haben die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein mit Hauptsitz in Hamburg-Bergedorf 100 offene Stellen im Fahrdienst, 30 in der Verwaltung sowie 25 in der Werkstatt. Der Personalmangel im Nahverkehr ist ein bundesweites Problem. „Um alle Linien abzudecken, haben wir Subunternehmen beauftragt“, sagt Fischer. Mithilfe des Job-Dates soll sich das ändern. Frank Kleinfeld sitzt nur noch gelegentlich hinterm Steuer. Er ist mit kurzer Unterbrechung seit 1989 bei der VHH. Zwischendurch fuhr der 60-Jährige Busse in Dänemark. Seine jetzige Bezeichnung: stellvertretender Diensteinteiler. Kleinfelds Büro ist in der ersten Etage des Glinder Betriebshofs. Durch die hohen Fensterfronten hin zum Flur sieht er jeden, der die Aufenthaltsräume und weitere Verwaltungszimmer betritt. Auf seinem Tisch sind zwei Bildschirme platziert, darauf zu sehen diverse Spalten mit unterschiedlichen Farben. Dahinter verbergen sich zum Beispiel die jeweiligen Schichten der Kollegen sowie die Besetzung der Linien.

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Was er an seinem Arbeitgeber besonders schätzt: „Man ist sehr tolerant bei Dienst- und Urlaubswünschen.“ Ein Vorteil seiner Dienststelle ist der kurze Anfahrtsweg. Kleinfeld lebt im benachbarten Reinbeker Stadtteil Neuschönningstedt. Ein bisschen weiter hat es Timo Bürger, der in Billstedt wohnt und in Glinde eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker mit dem Schwerpunkt System- und Hochvolttechnik macht. Die dauert dreieinhalb Jahre, jene zum Busfahrer für Jugendliche und junge Erwachsene übrigens drei. Am 6. Dezember hat der junge Mann Prüfung und wird dem Unternehmen treu bleiben. „Ich mache alles an den Motoren, schraube viel und fahre auch auf Einsätze, wenn der Bus irgendwo liegen bleibt. Man hat hier eine Menge Eigenverantwortung“, sagt Bürger.

Eine Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemintegration ist möglich

Er hat ölverschmierte Hände, wechselt gerade die Lichtmaschine eines 18 Tonnen schweren Gelenkbusses. Ein Kollege hilft. Nach 60 Minuten sind sie fertig. In dieser Woche hat der Auszubildende die Schicht von 4 bis 12 Uhr. Die Werkstatt ist auch sonnabends und sonntags besetzt. Bürger hatte nach seiner Bewerbung noch ein Praktikum bei der VHH gemacht. So konnte er eruieren, ob der Job tatsächlich passt. Auszubildende starten bei dem Verkehrsunternehmen mit 1210 Euro brutto im Monat und verdienen am Ende der Lehrzeit 1376. Danach beginnen Elektroniker mit knapp 40.000 Euro Jahresgehalt plus Weihnachts- und Urlaugsgeld sowie den Zuschlägen.

Frank Kleinfeld ist stellvertretender Diensteinteiler. Sein Büro befindet sich in der ersten Etage des Glinder Betriebshofs.
Frank Kleinfeld ist stellvertretender Diensteinteiler. Sein Büro befindet sich in der ersten Etage des Glinder Betriebshofs. © René Soukup | René Soukup

Die VHH hat 76 Azubis in drei Jahrgängen. Beim Job-Date in Glinde sind auch die Ausbildungsleiter vertreten, werden die verschiedenen Berufe vorstellen, die 2024 für Einsteiger zu erlernen sind. Dazu zählen Fachinformatiker für Systemintegration, Elektroniker für Betriebstechnik und Industriekauffrau oder - mann. Im vergangenen Jahr konnten Besucher beim Kennenlerntreff mithilfe eines Fahrlehrers Busse auf dem Glinder Betriebshof bewegen. Diese Möglichkeit besteht diesmal nicht. Fischer sagt, bei künftigen Veranstaltungen wolle man das Angebot wieder unterbreiten.

Die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein sind mit 2477 Mitarbeitern aus 60 Nationen, davon 2080 am Steuer, und 693 Bussen an 17 Standorten der drittgrößte kommunale Busbetreiber in Deutschland. Das Unternehmen beförderte 2022 mehr als 100 Millionen Fahrgäste. Man bedient 166 Linien in der Metropolregion Hamburg.