Ahrensburg. Stormarner Behörde bemängelt Pläne der Deutschen Bahn und fordert Nachbesserungen. Diese Aspekte sorgen für Kritik.
Neben dem Ahrensburger Verein Jordsand sieht auch der Fachdienst Naturschutz der Stormarner Kreisverwaltung Mängel beim Tier- und Umweltschutz in den Planungen für die S4. Grundsätzlich werde dem Bau der neuen S-Bahn-Verbindung zwar zugestimmt, allerdings wiesen die von der Deutschen Bahn zur Genehmigung eingereichten Pläne mehrere kritische Punkte auf, so der Fachdienst, der in Stormarn die Funktion der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) wahrnimmt.
Problematisch seien vor allem die vorgesehenen Baustelleneinrichtungsflächen, so die Behörde auf Anfrage unserer Redaktion. „Diese befinden sich in der aktuell vorgelegten Planung teilweise im Naturschutzgebiet Stellmoor-Ahrensburger Tunneltal und widersprechen den Schutzzielen“, kritisiert die UNB.
S4 nach Ahrensburg: Naturschutzbehörde kritisiert Pläne der Deutschen Bahn
Obwohl Flächen außerhalb der Schutzgebiete bei der Auswahl zu priorisieren seien, habe es keine nachvollziehbare Alternativenprüfung gegeben. Daher müsse die Planung in diesem Punkt überarbeitet werden. Auch bei weiteren Unterlagen fordert die UNB von der Bahn Nachbesserungen. „So kommen Untersuchungen beispielsweise zum Schluss, dass der Lebensraum des Kammmolchs erheblich beeinträchtigt wird. Konsequenzen werden aus dem Ergebnis nicht ausreichend gezogen, sodass die Folgerungen nicht schlüssig sind“, heißt es.
Außerdem verlangt die Naturschutzbehörde den Bau von Querungsmöglichkeiten für Wildtiere. Die vorhandenen Bahntrassen, an die sich die S4 anschließt, verursachten bereits massive Zerschneidungswirkungen. „Die Planung der S4 wäre eine Chance, der Zerschneidung mit entsprechenden Querungshilfen entgegenzuwirken, die leider nicht genutzt wird“, so die Behörde.
Für die S-Bahn sollen zwei zusätzliche Gleise verlegt werden
Diese und weitere Kritikpunkte seien auch Teil der Stellungnahme, welche die UNB in dem aktuell laufenden Planfeststellungsverfahren für den dritten Bauabschnitt eingereicht habe. Dieser reicht von der Landesgrenze bis zum Ahrensburger Stadtteil Gartenholz und befindet sich komplett auf Stormarner Gebiet.
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Die S4 soll ab Ende 2029 zwischen Hamburg-Altona, dem Hauptbahnhof und Bad Oldesloe fahren und die Regionalbahnen der Linie RB81 ersetzen. Für die S-Bahn möchte die Bahn zwischen Hamburg-Hasselbrook und Ahrensburg parallel zur Bestandsstrecke Hamburg–Lübeck zwei zusätzliche Gleise verlegen. Eines wird anschließend weiter bis Gartenholz geführt, wo die S4 auf die Fernbahngleise einfädelt.
Verein Jordsand sieht Verstöße gegen europäische Schutzbestimmungen
Die Gleise sollen teilweise direkt an der Westgrenze des Tunneltals verlaufen, das geschützte Tier- und Pflanzenarten wie den Kammmolch und den Moorfrosch beheimatet. Durch die S4 soll die Bahnverbindung von Stormarn nach Hamburg zuverlässiger, regelmäßiger und weniger störungsanfällig werden. Zudem werden die Bestandsgleise nach der Fertigstellung des Fehmarnbelttunnels Ende des Jahrzehnts verstärkt für den Güterverkehr benötigt.
Doch die Pläne sorgen für Kritik, besonders bei Umweltschützern. Erst vor wenigen Tagen hatte der Naturschutzverein Jordsand mit Sitz in Ahrensburg, der das Tunneltal betreut, der Bahn vorgeworfen, mit den Planungen gegen europäisches Gebiets- und Artenschutzrecht zu verstoßen. Das Tunneltal genießt als Flora-Fauna-Habitat (FFH) den höchsten europäischen Schutzstatus.