Ammersbek. Eltern berichten von lebensgefährlichen Situationen auf Schulweg. Eigene Tempomessanlage soll Argumente liefern.
In Ammersbek sind sich alle Fraktionen einig: Die Verkehrssicherheit auf der Landesstraße 225 am Eingang zum Ortsteil Rehagen sollte dringend verbessert werden. Einstimmig haben CDU, Grüne, SPD, Wählergemeinschaft UWA und FDP jetzt im Bauausschuss beschlossen, sich bei der Verkehrsaufsicht des Kreises Stormarn für einen stationären Blitzer einzusetzen, der sowohl Raser als auch Rotlichtsünder erfasst. Zuvor sollen mit einer eigenen Geschwindigkeitsmessanlage über mehrere Wochen Daten erhoben werden. Damit will die Gemeinde beweisen, dass sich die meisten Autofahrer an der Stelle nicht an Tempo 50 halten.
Nach Beschwerden von Anwohnern hatte die SPD einen entsprechenden Antrag gestellt. „Wir alle haben die Schulwegsicherung im Programm, deshalb sollten wir dort tätig werden“, sagte der Bauausschussvorsitzende Holger Lehmann (SPD) zu seinen Kollegen der anderen Parteien. Der Weg zur Grundschule und zur Kita Bünningstedt führt über die Fußgängerampel an der Kreuzung von L225 (Alte Landstraße) mit Bramkampredder und Weg zum Brook, die direkt am Ortseingang liegt. Ältere Kinder und Jugendliche müssen dort die Hauptverkehrsstraße überqueren, um zum Schulbus nach Bargteheide zu kommen.
Eltern sprechen von lebensgefährlichen Situationen auf dem Schulweg
Eltern berichteten, dass nach ihren Beobachtungen ein Großteil der Autofahrer in beiden Richtungen zu schnell sei. Wer aus Richtung Hoisbüttel komme, nehme den Schwung von der breiten und geraden Landesstraße – dort gilt wegen Wildwechselgefahr offiziell Tempo 70 – mit in den geschlossenen Ort. Wer aus Richtung Bargteheide komme, beschleunige gern mal vorzeitig.
Schwere Lastwagen seien so rasant unterwegs, dass sie gar nicht rechtzeitig bremsen könnten, wenn die Ampel für sie auf Rot springe. Regelmäßig komme es deshalb zu lebensgefährlichen Situationen, so mehrere Mütter und Väter. Unfälle seien bislang vermieden worden, weil den Kindern immer wieder gesagt werde, auch bei Grün im Zweifelsfall stehen zu bleiben.
Eigene Anlage soll Tempo rund um die Uhr in beiden Richtungen messen
„Wir unterstützen mehr Verkehrssicherheit ohne Wenn und Aber, sollten aber erst Argumente sammeln, um letztlich auch erfolgreich zu sein“, sagte Bernd A. Sutter (CDU). Mit objektiven Verkehrsdaten könne man die subjektiven Eindrücke belegen. Er erinnerte an eine ähnliche Diskussion in der Georg-Sasse-Straße: Dort hätten Kontrollen keine gravierenden Geschwindigkeitsüberschreitungen gezeigt.
„Es ist gut, wenn wir jetzt erst mal selbst messen“, sagte Frank Spanehl (UWA). Auch er sei bereits mehrfach von Bürgern auf die Verkehrsgefahren an der Stelle hingewiesen worden. Ähnliches berichtete sein UWA-Mitstreiter Gordian Okens. Vor allem auf der Ortsausfahrt gäben viele Autofahrer ordentlich Gas, was auch erheblichen Lärm bedeute. „Wir sollten auch an andere Möglichkeiten wie Fahrbahnverschwenkungen und Verkehrsinseln denken“, so Okens. Diese Variante hatte die Nachbarstadt Ahrensburg bei der Sanierung der Büningstedter Straße gewählt, die ebenfalls Teil der L225 ist.
Da es eine Landesstraße ist, entscheidet am Ende der Kreis
„Wir sollten das Tempo in beiden Richtungen messen und auch nachts. Das ist ein guter Weg, um unser Anliegen zu untermauern“, sagte Olaf Willuhn (Grüne). Und Tim Grevenitz (Grüne) ergänzte, dass man die Daten sowohl mit offen sichtbarer Tempotafel für die Autofahrer als auch verdeckt erheben sollte. Das könnte durchaus Differenzen ergeben.
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Heiko Steenhagen (CDU) schlug vor, die Anlage nicht nur für eine Woche, sondern über einen längeren Zeitraum aufzustellen. Nach dem einstimmigen Votum im Bauausschuss will Bürgermeister Horst Ansén zügig den nächsten Schritt gehen. „Wir haben drei mobile Tempotafeln in der Gemeinde, von denen wir eine kurzfristig am Rehagen aufstellen“, sagte er. Fahrzeugzahlen und Geschwindigkeiten können damit rund um die Uhr erfasst werden – Rotlichtverstöße natürlich nicht.
Bei Kontrolle fuhren drei von vier Autofahrern mehr als 50 km/h
Da es sich um eine Landesstraße handelt, ist bei allen weiteren Entscheidungen die Zustimmung der Kreisverkehrsaufsicht notwendig. Laut Polizeistatistik handelt es sich nicht um einen Unfallschwerpunkt. Seit Anfang 2020 seien nur vier Fälle registriert worden. „Es muss ja gar nicht erst so weit kommen, wenn wir das vorher verhindern können“, sagte der Bürgermeister.
Tatsächlich hat die Verwaltung das Tempo auf der Alten Landstraße am Ortseingang Rehagen im Juli 2014 schon mal überprüft. Damals waren drei von vier Verkehrsteilnehmern (73 Prozent) mit mehr als den erlaubten 50 km/h unterwegs. Die sogenannte 85-Prozent-Geschwindigkeit (V85) lag bei 71 km/h. Das bedeutet, dass die ersten 85 Prozent aller Fahrzeuge unter dieser Grenze lagen. 18 von rund 12.600 erfassten Autofahrern hatten mehr als 110 km/h auf dem Tacho.
Bislang gibt es in Stormarn keine fest installierten Blitzer. Der Kreistag hat sich stets mehrheitlich dagegen ausgesprochen, weil mobile Radarkontrollen flexibler einsetzbar sind.