Barsbüttel. Verwaltung schlägt fünf Flächen für Container vor. Die CDU will lieber Zimmer in Hotel mieten und hat das Gewerbegebiet im Blick.
Noch hat Barsbüttel etwas Luft und kann zugewiesene Flüchtlinge problemlos unterbringen. Doch schon zum Jahresende wird es voraussichtlich knapp. Bis dahin rechnet die Verwaltung mit bis zu 30 weiteren Schutzsuchenden, denen sie eine Bleibe stellen muss. Aktuell sind 313 von 346 Plätzen in den 41 Notunterkünften belegt. Einige werden wegen Renovierungsarbeiten demnächst vorübergehend nicht bewohnbar sein, was mit einer Verringerung der Kapazität einhergeht. Und für 2024 sind nochmal bis zu 68 Menschen aus Kriegs- und Krisenregionen prognostiziert. Es besteht also Handlungsbedarf. Das Rathaus schlägt der Politik daher einige Flächen vor, wo innerhalb von drei bis sechs Monaten Container aufgestellt werden könnten.
In einer Vorlage, über die in allen Fachausschüssen beraten und schließlich in der Gemeindevertretung entschieden wird, sind 15 Standorte gelistet. Fünf sind grün markiert und damit priorisiert. Hauptkriterium ist die Schnelligkeit bei der Umsetzung. Vorteil des Quintetts: Die gemeindeeigenen Areale sind bereits erschlossen. Dazu zählt zum Beispiel das Grundstück mit den maroden Schlichtwohnungen am Nahversorgungszentrum an der Straße Am Akku. Der Komplex wird in Kürze abgerissen. Ein weiterer Punkt im Hauptort ist die Friedhofserweiterungsfläche. Hinzu kommen zwei Gebiete an der Barsbütteler Landstraße am Ortseingang von Willinghusen. Auf einem sind bereits Container platziert. „Hier könnte man eine Etage draufsetzen“, sagt Bauamtsleiter Andreas Tiedemann. Auch die Freifläche am Willinghusener Sportplatz nahe von Grundschule und Kita wird als machbar eingestuft.
Vorrangig will Barsbüttel für Flüchtlinge Wohnungen mieten
Die Herrichtung dieser Grundstücke, was zum Beispiel Wegebefestigung und das Legen von Versorgungsleitungen beinhaltet, kostet 325.000 Euro. Werden überall Container errichtet, kommt die Verwaltung auf 108 Plätze. Die Mietkosten für die Module beziffert sie auf 510.000 Euro pro Jahr. Vorrangig will man aber Wohnungen mieten. So steht es in der Beschlussvorlage. „Ich habe nicht den Eindruck, dass wir den Bedarf auf diesem Weg decken können. Die Gemeinde hat schon viel abgegriffen, und die Lage auf dem Wohnungsmarkt ist maximal angespannt“, sagt Florian Bittner, Fachbereichsleiter Bildung und Soziales.
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Die Verwaltung schlägt zudem einen Verteilungsschlüssel vor. Die zu schaffenden Plätze sollen im Verhältnis der Einwohnerzahl der Gemeinde zur jeweiligen eines Ortsteils gesetzt wird. In diesem Zusammenhang wird das Wort fair genannt. Setzt man diesen Schlüssel an, ergibt sich derzeit folgendes Bild: Der Hauptort ist mit 23 Menschen über dem Soll, Willinghusen erfüllt die Quote, Stemwarde (minus neun) und Stellau (minus 14) nicht.
Hotel nimmt zehn bis zwölf Euro pro Nacht für eine Person
Die CDU will vermeiden, die fünf Areale mit Containern zu bestücken . „Wir müssen die Ortsentwicklung im Blick haben. Es gibt bessere Lösungen“, sagt Fraktionschef Henri Schmidt. In seiner Funktion als Bürgervorsteher hat er für den 9. November eine Einwohnerversammlung einberufen. Dort sollen Bürger Vorschläge zur Gestaltung des Zentrums an der Straße Am Akku machen. Ein Architekt im Ruhestand, Mitglied der Christdemokraten, hat bereits Ideen präsentiert. Am Standort der Schlichtwohnungen schwebt ihm ein mehrgeschossiges Gebäude mit Tiefgarage vor, ebenerdig Gastronomie, darüber Praxen und oben Wohnungen.
„Wir haben uns um Alternativen gekümmert und sind damit an die Verwaltung herangetreten. Sie hat zugesagt, sich das anzuschauen. Im Gewerbegebiet gibt es Leerstandsflächen für den Containerbau, die gut mit dem Bus zu erreichen sind. Die A-Variante ist jedoch die Anmietung von Hotelzimmern“, sagt Schmidt. Diesbezüglich hat sein Parteikollege Andreas Pein beim „1/2/sleep Boardinghouse“ angefragt, das an der Straße Am Bondenholz liegt, und ein Angebot eingeholt. Die Preise: zehn bis zwölf Euro pro Nacht für eine Person bei Buchung von Drei-, Vier-, Fünf- oder Sechsbettzimmern über einen Monat und voller Belegung. „Wir könnten 50 bis 70 Betten bekommen“, so Schmidt.
SPD-Chef findet Fläche nahe Schule für Container unpassend
„Wir müssen alle Option prüfen, natürlich auch Hotelzimmer zu mieten. Barsbüttel braucht auf jeden Fall nachhaltige Regelungen bei der Flüchtlingsunterbringung. Wir müssen unbedingt vermeiden, dass Sporthallen für diesen Zweck genutzt werden“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Hermann Hanser. Die von der Verwaltung priorisierten Flächen halte er für vernünftig mit Ausnahme jener in Nähe der Schule in Willinghusen. Rainer Eickenrodt von der Wählergemeinschaft BfB findet die Hotelvariante „aus finanzieller Sicht zwar attraktiv“. Es wisse aber nicht, ob die Gegebenheiten passend seien. „Dort sind nach meinem Kenntnisstand Handwerker untergebracht, die nur zum Schlafen einkehren und tagsüber arbeiten.“ Barsbüttel müsse sich jetzt sehr schnell darum kümmern, auf grün gekennzeichneten Grundstücken Container aufzustellen.
Die Grünen werden sich an diesem Montag auf einer Sitzung mit dem Thema beschäftigen. „Ich persönlich würde der Beschlussvorlage so folgen. Eine dezentrale Unterbringung ist unter dem Integrationsaspekt auch aus der Erfahrung der Jahre seit 2015 in Barsbüttel die beste Variante“, sagt Fraktionschefin Angela Tsagkalidis. Sie legt das Hauptaugenmerk auf Wohnungsanmietung. „Mir ist allerdings auch klar, dass uns die Zeit davonläuft. Deshalb ist eine gleichzeitige Prüfung von Grundstücken für eine zügige Unterbringung sinnvoll.“ Hier müsse eine kluge Abwägung erfolgen.