Barsbüttel. Steigende Schülerzahlen und größerer Raumbedarf: Architekten skizzieren Neubauvarianten. Die Gemeinde ist jedoch hoch verschuldet.
Da mussten sie erst einmal kräftig schlucken, die Kommunalpolitiker in Barsbüttel. Sollte die Gemeinde ihre Schulen modernisieren und auf den neuesten Stand bringen, kostet das mehr als 60 Millionen Euro. Viel Holz für eine Kommune, die finanziell ohnehin arg zu knabbern und rund 22 Millionen Euro Schulden hat. Laut Plan steigen die Verbindlichkeiten auf 43 Millionen im Jahr 2026 – wenn alle angedachten Projekte umgesetzt werden. „Wir müssen die Grundschule in Barsbüttel von Drei- auf Vierzügigkeit und jene im Ortsteil Willinghusen von Zwei- auf Dreizügigkeit umstellen. Das ist eine Herausforderung“, sagt Jan Greve, Fachdienstleiter Bildung und Kultur im Rathaus. Auch die Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule muss erweitert werden. Doch wie will man das bezahlen?
Einmal im Jahr aktualisiert Barsbüttel seinen Kita- und Schulentwicklungsplan. Hierbei wird die Zahl der Kinder und Jugendlichen an den Standorten prognostiziert über mehrere Jahre. Das schützt vor bösen Überraschungen und versetzt die Kommune in die Lage, rechtzeitig zu reagieren, indem die Einrichtungen erweitert werden. Das ist in der Vergangenheit öfter geschehen. Weil die Schülerzahlen weiter steigen und sich die pädagogischen Konzepte immer weniger umsetzen lassen, braucht es langfristige und damit große Lösungen. Deshalb hatte die Politik Architekten beauftragt mit der sogenannten Leistungsphase null. Dabei geht es um die Entwicklung eines Rohentwurfs. Die Experten haben Raumprogramme kreiert unter Berücksichtigung des offenen Ganztags, also der Nachmittagsbetreuung an Schulen.
Für die Grundschulen gibt es jeweils drei Bauvarianten
Bei dieser Phase sind zahlreiche Akteure eingebunden, darunter auch Eltern und die Lehrerschaft. Sie sind in einer Arbeitsgruppe organisiert, der auch Mitglieder aus Parteien, die Verwaltung und Betreuungsvereine angehören. Für die beiden Grundschulen liegen Vorschläge der Architekten jetzt vor. In dem 113 Seiten umfassenden Dokument für die Lehranstalt am Soltausredder, die nach der Kinderbuchautorin Kirsten Boie benannt ist, sind Zeitintervalle und Kosten gelistet sowie diverse Skizzen und Visualisierungen zu sehen.
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Es werden drei Varianten gezeigt: Sanierung und Erweiterung, Neubau mit einem Gebäude oder mit drei Häusern. Der Zeitplan: zwölf Monate politische Willensbildung, 20 Monate Planung und Fertigstellung 2029 oder 2030. Die Preisspanne reicht von rund 30,4 bis 31,8 Millionen Euro bei einer Baukostensteigerung von fünf Prozent im Jahr ab dem Zeitpunkt der Vergabe. Dabei ist die Turnhalle noch außen vor. Dort sind für Sanierung und Vergrößerung 2,5 Millionen Euro veranschlagt, bei einem Neubau sogar 4,7 Millionen.
Im vergangenen Schuljahr wurden in der Kirsten Boie Schule 335 Erst- bis Viertklässler unterrichtet. Die durchschnittliche pädagogische Fläche pro Klassenverband beträgt 151 Quadratmeter und setzt sich wie folgt zusammen: Unterrichts-, Fachunterrichts- sowie Differenzierungsräume, Freilern- und Teambereiche, Bibliotheken, Ganztag, Inklusion und Förderung. Es wird eine Erhöhung auf 182 Quadratmeter vorgeschlagen. Die Architekten haben auch andere Szenarien berechnet, etwa jene mit einer Baukostensteigerung von 15 Prozent. In diesem Fall würde so ein Projekt bis zu 41,5 Millionen Euro kosten.
In Willinghusen steigt Schülerzahl von 217 auf 259 bis 2027
Die identischen Zeitintervalle mit Fertigstellung 2029 oder 2030 sind auch für die Grundschule im Ortsteil Willinghusen, wo zuletzt 217 Kinder unterrichtet wurden, aufgeführt. Für 2027 werden 259 Jungen und Mädchen prognostiziert. Dort gibt es ebenfalls drei Varianten: Sanierung samt Erweiterung, Teilsanierung und Vergrößerung sowie Neubau mit einem Atriumhaus. Kosten: 25,2 bis 27,8 Millionen Euro.
Nach den Sommerferien präsentiert ein Architekturbüro Zahlen für die Gemeinschaftsschule. Auch dabei handelt es sich um die Leistungsphase null. Politiker rechnen mit bis zu zehn Millionen Euro für Ausbauarbeiten. 2022 hatte die Lehranstalt mit Oberstufe erstmalig die 1000-Schüler-Marke überschritten. Laut Entwicklungsplan lernen in neun Jahren 1204 junge Menschen an der weiterführenden Schule.
SPD-Idee: Investor baut und vermietet Gebäude an Gemeinde
„Um den aktuellen und künftigen Herausforderungen gewachsen zu sein, müssen wir bei der Gemeinschaftsschule jetzt investieren. Schon heute reichen in vielen Bereichen die Räume für den täglichen Unterricht nicht aus, ganz zu schweigen von der Umsetzung moderner pädagogischer Konzepte“, sagt die Grünen-Fraktionsvorsitzende Angela Tsagkalidis. Bei den Grundschulen müsse nach der Sommerpause ein interfraktioneller Gedankenaustausch zu den Ergebnissen stattfinden. „Aus meiner Sicht können diese dann eine Art Leitbild darstellen, das wir dann mit klugen, finanziell darstellbaren Investitionsschritten erreichen wollen.“
SPD-Fraktionschef Hermann Hanser, sagt über ein 60-Millionen-Euro-Paket: „Aus dem normalen Haushalt und durch den Verkauf von gemeindeeigenen Grundstücken kann Barsbüttel das nicht bezahlen. Wir brauchen Unterstützung von Land und Bund.“ Es müssten neue Finanzierungsmodelle entwickelt werden. Eine Idee des Sozialdemokraten: Die Schule wird von einem Investor gebaut, der das Gebäude dann an die Gemeinde vermietet.
Alle drei Schulen bis 2030 komplett auf Vordermann zu bringen, ist für Henri Schmidt nicht machbar. Der CDU-Fraktionsvorsitzende sagt: „Ansonsten müssten wir die Steuern drastisch erhöhen, das will aber keiner. Es gilt nun, einen Weg zu finden, wie wir die Konzepte für die Schulen nach und nach realisieren können.“