Ahrensburg. Verwaltung rechnet mit Mehrkosten von 60 Prozent. Monatelanger Streit um Tiefgarage für Mitarbeiter hat Konsequenzen.

Der geplante Erweiterungsbau für das Ahrensburger Rathaus wird deutlich teurer als bislang geschätzt. Die Verwaltung rechnet mit Mehrkosten in Höhe von rund 60 Prozent. Darüber hinaus wird sich auch die Fertigstellung des Millionenprojektes verzögern. Das geht aus einer Vorlage des Fachdienstes Zentrale Gebäudewirtschaft für den Bau- und Planungsausschuss am kommenden Mittwoch, 15. November, hervor.

Bislang waren Politik und Verwaltung von Baukosten in Höhe von rund 6,6 Millionen Euro ausgegangen. Aufgrund der enormen Preissteigerungen im Bausektor, insbesondere beim Material, sei diese Summe jedoch nicht zu halten. Die aktuelle Kalkulation kommt zu dem Ergebnis, dass die reinen Baukosten voraussichtlich bei rund 10,6 Millionen Euro liegen werden. Hinzu kommen etwa 425.000 Euro Planungskosten, sodass das Gesamtvolumen des Projektes sich auf rund 11,1 Millionen Euro belaufen wird.

Rathaus-Anbau in Ahrensburg: Zeit- und Kostenrahmen ist nicht zu halten

„Die allgemeinen Preissteigerungen am Markt bekommen wir auch bei städtischen Bauvorhaben zu spüren“, sagt Ahrensburgs Bauamtsleiter Peter Kania. Seit Vorliegen des Wettbewerbsentwurfs für den Anbau im April 2021 habe der Baupreisindex um rund 31 Prozent zugelegt.

Die Planungen für eine Erweiterung des Rathauses laufen in Ahrensburg bereits seit fünf Jahren. Der 1970 errichtete, denkmalgeschützte Verwaltungssitz an der Manfred-Samusch-Straße ist zu klein für die in den vergangenen Jahrzehnten auf aktuell rund 225 angewachsene Zahl an Mitarbeitern.

Teil der Rathausmitarbeiter ist seit Jahren ins Gewerbegebiet ausgelagert

Seit Anfang 2019 sind wegen Platzmangels 65 Verwaltungsmitarbeiter in das Gewerbegebiet Nord ausgelagert. Dort hat die Stadt Büroräume an der Straße An der Strusbek angemietet, in denen unter anderem das Bauamt untergebracht ist. Von Beginn an hatte der damalige Bürgermeister Michael Sarach deutlich gemacht, dass es sich dabei nur um eine Übergangslösung handeln könne.

Dabei geht es einerseits um wirtschaftliche Erwägungen: Ahrensburg zahlt für das Rathaus Nord im Jahr rund 350.000 Euro an Miete für das 1900 Quadratmeter große Gebäude. Andererseits sei eine dauerhafte Aufteilung auf zwei Standorte eine Belastung für die Arbeitsabläufe und das Arbeitsklima in der Verwaltung.

Anbau soll zwischen Bestandsgebäude und Peter-Rantzau-Haus entstehen

Der Erweiterungsbau soll auf der Fläche zwischen dem Rathaus und dem Peter-Rantzau-Haus entstehen und auf drei Etagen insgesamt 66 Mitarbeitern Platz bieten. Im Erdgeschoss sind 18 Arbeitsplätze, Besprechungsräume und Meetingzonen vorgesehen. Der Zugang für Bürger soll durch einen Eingangsbereich vom Rathausvorplatz aus erfolgen.

Im ersten und zweiten Obergeschoss sollen je 24 Verwaltungsmitarbeiter in Einzel- oder Doppelbüros Platz finden. Außerdem gibt es je Geschoss eine Loggia, eine Teeküche und kleine Kabinen für Besprechungen. Von der ersten Etage aus soll es überdies eine Verbindungsbrücke zum Bestandsgebäude geben.

CDU, Grüne und WAB hatten ursprünglich geplante Tiefgarage gestoppt

Der Entwurf für den Anbau stammt von dem Dortmunder Büro Gerber Architekten und war ursprünglich Teil eines Gesamtkonzeptes für das Rathaus und den dahinter gelegenen Stormarnplatz. In einem Ideenwettbewerb hatten sich die Nordrhein-Westfalen gegen 71 Konkurrenten durchgesetzt.

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Teil der Planungen waren neben dem Erweiterungsbau für das Rathaus auch eine Tiefgarage mit 251 Stellplätzen unter dem östlichen Teil des Stormarnplatzes sowie ein urbaner Park, der auf dem Betondeckel der Garage angelegt werden sollte. Doch im September 2021 hatten CDU, Grüne und Wählergemeinschaft WAB, die das Projekt ursprünglich wollten, eine überraschende Kehrtwende vollzogen und die Tiefgarage gestoppt. Zuvor hatten Verkehrsplaner Ahrensburg in einem Gutachten bescheinigt, über ausreichend Parkpkätze im Stadtzentrum zu verfügen.

Streit um Garage für Mitarbeiter sorgte für monatelange Blockade

Das wiederum hatte auch Auswirkungen auf den Rathaus-Anbau. Eigentlich sollten in der Garage unter dem Stormarnplatz auch Parkplätze für die Verwaltungsmitarbeiter untergebracht werden, um den vorgeschriebenen Stellplatzschlüssel zu erfüllen. Nachdem diese Möglichkeit weggefallen war, schlug die Verwaltung den Bau einer kleineren Tiefgarage nur für Mitarbeiter unter dem Anbau vor.

Doch das stieß auf Widerstand aus der Politik. Mit Ausnahme der CDU stemmten sich alle Fraktionen gegen das Projekt und wollten die geschätzten Mehrkosten in Höhe von 700.000 Euro lieber sparen. Die Politiker pochten auf Alternativlösungen wie etwa das Anmieten von Stellplätzen. Die Verwaltung prüfte daraufhin noch einmal andere Varianten, kam aber zu dem Ergebnis, dass der Bau einer Tiefgarage alternativlos sei.

Fertigstellung des Erweiterungsbaus ist jetzt erst für Ende 2026 geplant

Anschließend kam es zu einer monatelangen Blockade, weil die Politik die Ergebnisse der Prüfung anzweifelte und eine Entscheidung über das Vorhaben immer wieder vertagte. Erst als die SPD im November 2022 umschwenkte, gab die Stadtverordnetenversammlung mit einer knappen Mehrheit von 21 zu 16 Stimmen grünes Licht und die Planungen konnten fortgesetzt werden. Bedingung: Die Anlage soll so konstruiert werden, dass die Zahl von zunächst 25 vorgesehenen Stellplätzen mit dem Einbau von sogenannten Doppelparkern auf 50 erhöht werden kann, um das Kosten-Nutzen-Verhältnis zu verbessern.

Die Verzögerung durch die Debatte ist laut Kania der Grund, warum eine Fertigstellung des Erweiterungsbaus zum geplanten Termin 2025 nicht mehr möglich ist. „Die Diskussion um die Tiefgarage hat dazu geführt, dass uns fast ein Jahr verloren gegangen ist“, sagt er. Baubeginn soll nun erst im Frühjahr 2025 sein. Ende 2026 soll das Gebäude nach 18 Monaten Bauzeit fertig sein. Die Vorentwurfsplanung wird am Mittwoch zunächst im Bau- und Planungsausschuss vorgestellt, am darauffolgenden Montag, 20. November, folgt der Hauptausschuss. Bis Sommer 2024 soll ein detaillierter Entwurf inklusive genauer Kostenschätzung vorliegen.