Glinde. Liberale nehmen Anwohnerbeschwerden auf. Mehr Lärm, Verschmutzung und Vandalismus? Polizei soll im Hauptausschuss vorsprechen.
Die Glinder FDP fordert ein Treffen mit Polizei, Feuerwehr, Stadtjugendpflege und dem Ordnungsamt. Deren Vertreter sollen den Parteien über die Sicherheitssituation am Marktplatz berichten. Grund für den Vorstoß der Liberalen sind laut Fraktionschef Thomas Kopsch Klagen von Anwohnern. Er sagt: „Wir hatten Kontakt mit mehreren Personen, die sich über Vorkommnisse beschwert haben.“
In ihrem Antrag für den Hauptausschuss am 14. Februar wird die FDP konkret. „Im Innenstadtbereich, aber besonders in Fußgängerzone und am Marktplatz, nehmen Lärmbelästigung, Verschmutzung, Vandalismus und das Zünden von Feuerwerkskörpern stark zu. Inzwischen wurden sogar Motorräder bei der Querung des Marktplatzes beobachtet – eine ernstzunehmende Gefahrenlage“, heißt es.
Vandalismus: Liberale begründen Antrag auch mit City-Konzept
Kopsch und seine Mitstreiter sind in Sorge. Sie wollen nach eigener Auskunft Akzente setzten und gegebenenfalls Lösungen erarbeiten – auch mit Blick auf das Ortsmittenkonzept und den Gesprächen mit Investoren. „Alle Bürger und Bürgerinnen sowie Unternehmen sollen den Markt bedenkenlos nutzen können, ohne dass einzelne Gruppen unangemessen dominieren“, steht im letzten Absatz des Schreibens von Kopsch an die anderen Fraktionsvorsitzenden, Bürgermeister Rainhard Zug und Bürgervorsteher Martin Radtke (CDU).
2020 hatte die Politik einen Rahmenplan für die City beschlossen. In ihm sind die Leitlinien für die städtebauliche Entwicklung festgelegt. Zentraler Bestandteil sind die Schaffung von 300 Wohnungen, 100 davon öffentlich gefördert, sowie 4000 Quadratmeter zusätzliche Einzelhandelsflächen. Ziel ist es, die Attraktivität Glindes zu erhöhen. Die Stadt ist allerdings auf die Eigentümer von Grundstücken und Gebäuden angewiesen. Nur wenn diese investieren oder veräußern, kann das Zentrum komplett umgestaltet werden.
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Vor mehr als eineinhalb Jahren hatte das Architekturbüro „SKAI“ einen Entwurf vorgelegt, überplante dabei ein 30.000-Quadratmeter-Gebiet. Die Hansestädte Wismar oder Lübeck waren Vorbild für die Skizze. Sie ist durch jede Menge Gebäude mit Giebeldächern, die in unterschiedlichen Farben geklinkert sind, gekennzeichnet. Lediglich Rathaus, Bürgerhaus und ein Komplex im Norden bleiben bestehen. In Gesprächen mit den Eignern ist Zug nicht wie gewünscht vorangekommen. Bei den gestiegenen Baukosten warten viele lieber ab und hoffen auf bessere Zeiten.
Vandalismus: Polizei nennt Zahl der Einsätze seit November
In seinen bisherigen Unterredungen sei Vandalismus kein Thema gewesen, sagt Glindes Bürgermeister. „Das Anliegen der FDP muss man aber ernst nehmen, zumal das Sicherheitsgefühl der Menschen unterschiedlich ist.“ Er habe aber nicht den Eindruck, dass sich Lärm und Vandalismus extrem verstärkt hätten. Glindes Polizeichef Axel Schindler kann diese Aussage durch eine Zahl bestätigen: „Wir hatten vom 1. November 2022 bis 8. Januar dieses Jahres zehn Einsätze rund um den Marktplatz und damit keine Zunahme. Mitunter wurden wir gerufen, sind gekommen und haben keine Personen angetroffen. Und wenn ja, war es nichts Großes, also keine Straftat.“ Man fahre zudem verstärkt Streife in diesem Bereich.
Dass sich Gruppen von Jugendlichen zu später Stunde auf dem Marktplatz aufhalten, ist für CDU-Fraktionschef Rainer Neumann kein Problem. „Ich habe mich noch nie belästigt oder bedroht gefühlt.“ Die Ausschusssitzungen im Bürgerhaus, an denen er teilnimmt, enden manchmal erst nach 22 Uhr. „Ich kann den Antrag der FDP nicht nachvollziehen“, so Neumann. SPD-Fraktionsvizin Marlies Kröpke sagt: „Ein Treffen mit Polizei und Feuerwehr schadet nicht. Die Kommunalpolitik hat die Aufgabe und Pflicht, einmal nachzufragen, wenn es massive Beschwerden von Anwohnern gibt. An uns wurde aber nichts herangetragen.“