Glinde. Mehrere Fälle von Vandalismus. Chaoten setzen Sanitärbereich im Vereinsgebäude unter Wasser. Der Sportverein reagiert jetzt.

Die Verwüstungen sind auf zwei Videos dokumentiert. Zu sehen ist unter anderem die hintere Tennishalle des TSV Glinde. Der Boden ist feucht, nachdem der komplette Inhalt eines Feuerlöschers versprüht wurde. Bänke, Schläger, Balleimer, Sitzkissen und Hürden für das Konditionstraining sind über den vorderen Platz verteilt. Auch ein Kabinenschlüssel mit der Nummer sieben ist dort zu erkennen. Es ist das Werk von Vandalen. Das digitale Material wurde an die Polizei weitergeleitet, der Sportverein hat Strafanzeige gegen Unbekannt erstattet. Doch damit nicht genug: Um solchen Vorkommnissen entgegenzuwirken, erwägt Joachim Lehmann, der hauptamtliche Vorsitzende, Videoüberwachung im Gebäudekomplex an der Straße Am Sportplatz.

„Wir überprüfen die Installation von Kameras, haben schon den Datenschutzbeauftragten des Landessportverbands kontaktiert“, sagt der 65-Jährige. Es gelte nun zu klären, was man genau dürfe. „Denn wir wollen rechtlich auf der sicheren Seite sein.“ Wie berichtet, hatten Chaoten vor Kurzem gleich dreimal zugeschlagen. An den Wochenenden 20. und 21. sowie 27. und 28. August setzten sie Umkleidekabinen unter der Geschäftsstelle unter Wasser. Sie drehten die Hähne der Waschbecken und Duschen auf, verstopften die Abflüsse mit Toilettenpapier. Das Wasser bahnte sich den Weg bis in den Flur. Von dort geht es eine Treppe hinunter ins Fitnessstudio, das allerdings verschont blieb.

Im Frühjahr schnitten Unbekannte Granulatsäcke auf und verteilten das Material

Frauen des Reinigungsdienstes bemerkten das Desaster jeweils an einem Sonntagmorgen. Angestellte des in der Immobilie ansässigen Restaurants halfen beim Wischen. Laut Lehmann stand das Wasser an einigen Stellen rund fünf Zentimeter hoch. Einbruchspuren habe man nicht festgestellt.

Mit Toilettenpapier verstopften Vandalen die Abflüsse im Sanitärbereich und drehten die Hähne von Waschbecken und Duschen auf.
Mit Toilettenpapier verstopften Vandalen die Abflüsse im Sanitärbereich und drehten die Hähne von Waschbecken und Duschen auf. © privat

„Der Boden ist gefliest, insofern gab es keine Sachschäden. Wir haben aber zusätzliche Reinigungskosten.“ Das trifft auch auf den dritten Vorfall in der Nacht zum 1. September zu, als die Vandalen in der Tennishalle ihr Unwesen trieben. Der Bereich wurde anschließend drei Tage gesperrt, dann reinigte eine Firma zwölf Stunden – an einem Sonntag. Die Kosten der Säuberungsaktionen schätzt Lehmann im vierstelligen Bereich, eine Rechnung erwartet er in Kürze.

Der Vereinschef hat sich mit der Versicherung in Verbindung gesetzt und hofft auf Kulanz. Wasserschaden aufgrund von Vandalismus ist nicht Bestandteil des Vertrags. „Man fragt natürlich nach dem Warum und welche Motivation dahinter steckt. Das ist kein Dummejungenstreich, sondern Vorsatz mit krimineller Energie“, sagt Lehmann. In seinen 14 Jahren beim TSV habe er so eine Häufung von Delikten noch nicht erlebt. Ärger gab es bereits im Frühjahr, als Unbekannte Granulatsäcke, die für den Kunstrasenplatz bestimmt sind, aufschnitten und das Material auf der Sportanlage verteilten. Dazu verunstalteten sie Werbebanner. Auch das wurde zur Anzeige gebracht, die Suche der Polizei nach den Tätern blieb erfolglos.

Polizei fährt häufig Streife auf der Straße Am Sportplatz

Nach den jüngsten Geschehnissen hat der Verein für sachdienliche Hinweise eine Belohnung in Höhe von 1000 Euro ausgesetzt. Tipps aus der Bevölkerung sind bislang ausgeblieben. Wem in den genannten Zeiträumen verdächtige Personen aufgefallen sind, den bittet Lehmann, sich mit der Geschäftsstelle unter Telefon 040/
710 72 15 in Verbindung zu setzen oder eine E-Mail an info@tsv-glinde.de zu schreiben. Glindes Polizeichef Axel Schindler bestätigt, dass sich die Ermittlungen wegen fehlender Zeugenhinweise schwierig gestalten. Er sagt: „Wir fahren häufig Streife am Sportplatz.“

Den Boden der hinteren Tennishalle besprühten Unbekannte mit dem Feuerlöscher. Sie warfen zudem diverse Utensilien auf den Platz.
Den Boden der hinteren Tennishalle besprühten Unbekannte mit dem Feuerlöscher. Sie warfen zudem diverse Utensilien auf den Platz. © Privat

Das TSV-Gebäude ist von 6 bis 22.30 Uhr, wenn das Restaurant schließt, für jedermann zugänglich. „Wenn sich jemand einschließen lassen will, ist das kein Problem“, sagt der Vorsitzende. Die Notausgangstüren sind nicht abgeschlossen. Man kommt durch diese zwar nicht von außen ins Gebäude, kann auf diesem Weg aber unbemerkt ins Freie gelangen. „Wir haben alle Übungsleiter aufgefordert, mit offenen Augen über die Anlage zu gehen“, so Lehmann. Zudem werden jetzt alle Armaturen in den Umkleidekabinen auf Start-Stopp-Automatik umgerüstet. So strömt das Wasser nur für eine begrenzte Zeit aus den Hähnen. Ein neues Schließsystem für den Sanitärbereich und die Tennishalle ist ebenfalls angedacht.

In den Umkleidekabinen wurden inzwischen Waschbecken und Duschen stillgelegt. Bei Letzteren ist die Zahl pro Raum von vier auf zwei reduziert. Abschreckung verspricht sich der Verein aber vor allem durch den Einsatz der Videokameras. „Im Sanitärbereich sind die natürlich tabu. Ich würde diese Art der Überwachung aber an allen Eingängen vornehmen“, sagt Lehmann.

Der TSV Glinde zählt mit seinen rund 2600 Mitgliedern zu den größten Sportvereinen im Kreis Stormarn. Das Angebot ist vielfältig. So gibt es zum Beispiel neben Fußball, Handball, Leichtathletik, Tennis, Tischtennis, Turnen, Badminton sowie Judo eine Ballett-, Box-, Floorball- und Tanzabteilung. Außerdem werden jede Menge Kurse angeboten, darunter Kinderschwimmen und Yoga für Vier- bis Zehnjährige Nicht zu vergessen Reha in einer orthopädischen Trainingsgruppe. Beliebt sind die Ferienfahrten für Kinder.