Glinde. Sorge um Sicherheit. Bürger berichten über Belästigungen, Randale und Lärm. Politik wird sich mit dem Thema Wachdienst beschäftigen.
Anwohner des Glinder Marktplatzes sind besorgt. Sie berichten von Jugendlichen, die Passanten belästigen, übermäßig Alkohol konsumieren sowie Drogen, randalieren und Lärm machen – vornehmlich in den Abend- und Nachstunden. Die Sicherheitssituation in der City war jetzt Thema eines Bürger-Dialogs im Marcellin-Verbe-Haus. Es wurden Vorschläge gemacht, wie den Missständen entgegenzutreten ist. Zwei Beispiele: ein Alkoholverbot in dem Bereich sowie die Beauftragung eines Sicherheitsdienstes. Damit wird sich demnächst die Politik beschäftigen.
Bürgermeister Rainhard Zug hat ein offenes Ohr für die Ängste in der Bevölkerung. Er sagt: „Wir werden die Aussagen mit Polizei und Ordnungsamt bewerten und die Sache in einen Ausschuss bringen. Dort wird dann über Lösungsideen diskutiert.“ Zugleich müsse man über eine verstärkte Jugendarbeit nachdenken. Derzeit sei allerdings die Streetworkerstelle vakant. Lorella Palumbo, die den Job erst im vergangenen August angetreten hatte, ist inzwischen nicht mehr für die Stadt tätig.
Am Markt gibt es Außengastronomie mit Alkoholausschank
Triebfeder für die öffentliche Debatte ist die FDP. Sie hatte ein Treffen mit Polizei, Feuerwehr, Stadtjugendpflege und Ordnungsamt gefordert, einen entsprechenden Antrag für den Hauptausschuss im Februar gestellt. Die Partei hatte zuvor Klagen aus der Bevölkerung aufgenommen. Zug schlug daraufhin vor, sich diese erstmal in einem Dialog-Format anzuhören. Der Fraktionsvorsitzende der Liberalen, Thomas Kopsch, fühlt sich bestätigt in seiner Herangehensweise. Er sagt: „Die Sicherheit ist ein relevantes Thema. Wir haben in Glinde ein Problem, dürfen aber nicht in Panik verfallen.“
Seine Stellvertreterin Barbara Bednarz wird konkreter: „Die Polizei kann keine ständige Kontrolle gewährleisten. Deswegen befürworte ich einen Sicherheitsdienst von zum Beispiel 22 bis 2 Uhr.“ Außerdem sei sie für ein eingeschränktes Alkoholverbot, also zu bestimmten Zeiten. „Das könnte gelten, wenn das Restaurant und der Imbiss am Marktplatz abends schließen.“ Die Lokale haben auch Außengastronomie, verkaufen Bier und Hochprozentiges für den Konsum im Freien.
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Marlies Kröpke, die stellvertretende SPD-Fraktionschefin, sagt, sie halte generell nichts von Verboten. Diese seien mit Blick auf Alkohol auch schwer durchsetzbar. „Über ein Security-Unternehmen muss man reden, wenn es belegbare Zahlen gibt über Vorfälle mit Vandalismus und Belästigung.“ Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Lüder Lückel spricht bewusst im Konjunktiv, halte Einschränkungen für denkbar: „Mit einem Alkoholverbot hätte ich kein Problem, wenn übermäßig viel getrunken wird.“ Einen Sicherheitsdienst könnte er sich ebenso vorstellen. „Mir fehlt aber die Datengrundlage.“ Lärmbelästigung habe er selbst erlebt und in Sitzungen gehört, wie draußen Böller gezündet worden seien.
CDU-Fraktionschef präferiert Videoüberwachung
Sein Pendant von der CDU, Rainer Neumann, ist bezüglich der beiden Vorschläge eher zurückhaltend. „Mir sind abends noch nie Betrunkene auf und um den Markt herum unangenehm aufgefallen.“ Außerdem sei Glinde nicht das Zentrum der Kriminalität in Stormarn. Manchmal übertreiben die Leute auch mit ihren Formulierungen.“ Wenn es tatsächlich solche Brennpunkte gebe, sei er für eine Videoüberwachung. „Das scheint vom Kostenaufwand eher vertretbar als ein Sicherheitsdienst.“
Andere Kommunen haben mit dieser Variante positive Erfahrungen gemacht. Als erste Gemeinde in der Region testet Großhansdorf in einem Pilotprojekt den Einsatz von Überwachungskameras im Kampf gegen Müllsünder. Zwei Geräte filmen den Containerstandort am Waldreiterweg, an dem Unbekannte in den vergangenen Jahren immer wieder illegal Sperrmüll und Elektrogeräte abgeladen hatten. Die Videoüberwachung hat Wirkung erzielt. Das bestätigte jüngst Bürgermeister Janhinnerk Voß.
Barsbüttel setzt diese Geräte an der Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule am Soltausredder ein. Inzwischen sind 14 Kameras angebracht. Das funktioniert. Dort, wo Chaoten einst den Mensabus beschädigt, rund 40 Scheiben eingeschlagen und Müllbehälter angezündet hatten, ist es mit der Zerstörungswut vorbei. Womöglich wird auch auf dem Gelände der in der Nähe liegenden Grundschule bald gefilmt. Darüber wird die Politik in der zweiten Jahreshälfte entscheiden. Am Soltausredder mit Kita, Schwimmhalle, Bürgerhaus und Sportplatz ist zudem ein Wachdienst im Einsatz – wegen Diebstahl von Stühlen und Sitzbänken, Einbruch, Brandstiftung, Sachbeschädigung, Lärmbelästigungen und Verunreinigungen. Die Liste mit Delikten ist seitdem deutlich kürzer geworden.
In Glinde hatte zuletzt der Sportverein TSV eine Videoüberwachung in Betracht gezogen. Inzwischen sind derartige Überlegungen laut Geschäftsführer Joachim Lehmann aber verworfen. Anlass waren mehrere Vandalismusvorfälle im vergangenen Jahr. So setzten Unbekannte Umkleidekabinen unter der Geschäftsstelle unter Wasser. Sie drehten die Hähne der Waschbecken und Duschen auf, verstopften die Abflüsse mit Toilettenpapier. Das Wasser bahnte sich den Weg bis in den Flur. Zudem wurde die Tennishalle verwüstet, der komplette Inhalt eines Feuerlöschers auf dem Boden verteilt. Der Verein stellte Strafanzeige bei der Polizei. Das Verfahren ist inzwischen eingestellt. Lehmann erhielt die Mitteilung am Dienstag. Die Täter konnten nicht ermittelt werden.
Die Stadtverwaltung will übrigens nach der Sommerpause einen weiteren Innenstadt-Dialog mit Bürgern veranstalten unter Teilnahme von Ordnungsamt und Polizei. In einer Mitteilung aus dem Rathaus heißt es: „Deutlich wurde aber auch, dass die ganz große Mehrheit der Jugendlichen engagiert, offen und hilfsbereit ist – die nichts mit der kleinen Gruppe von Halbstarken zu tun hat, die sich manchmal in der Glinder Innenstadt trifft.“