Ahrensburg. Ahrensburgs Bürgermeister überrascht mit Vorstoß die Politik. Wie die Verwaltung die Parkplatz-Debatte entschärfen will.
Es wäre eine sensationelle Kehrtwende: Nach dem im Juli 2021 beschlossenen Aus für die Tiefgarage unter dem Stormarnplatz ist der Bau zusätzlicher Parkplätzein Nachbarschaft zu den Fußballfeldern nun doch wieder eine Option – zumindest wenn es nach Ahrensburgs Bürgermeister Eckart Boege geht. Die Verwaltung hat dem Bau- und Planungsausschuss und dem Umweltausschuss jetzt verschiedene Varianten präsentiert, wie ein Parkhaus im südlichen oder westlichen Bereich des Stormarnplatzes realisierbar wäre.
Es handele sich bislang lediglich um „Ideenskizzen“, Detailprüfungen seien nicht erfolgt. „Ich bitte die Politik um ein Meinungsbild, ob wir eine dieser Varianten weiter verfolgen sollen“, sagte Boege. Ihm sei bewusst, dass die Vorschläge mit der aktuellen Beschlusslage in Bezug auf die Gestaltung des Stormarnplatzes kollidierten.
Parkplatz am Stormarnplatz: Vollzieht Ahrensburg die Kehrtwende?
Bereits vor vier Jahren war der Bau eines Parkhauses am Rand des Stormarnplatzes diskutiert worden. Damals war Matthias Timm, Geschäftsführer des Kaufhauses Nessler, an die Stadt mit dem Wunsch herangetreten, die Fläche südlich der Fußballplätze für ein solches Vorhaben zu erwerben. CDU und Grüne gaben mit ihrer Mehrheit einer Tiefgarage unter dem östlichen Teil des Stormarnplatzes den Vorzug, ehe sie das Projekt aus Kostengründen ganz kassierten. Zuvor hatten Hamburger Verkehrsplaner Ahrensburg bescheinigt, über ausreichend Stellplätze im Zentrum zu verfügen.
Im April 2021 beschlossen Ahrensburgs Politiker, mittelfristig einen Neubau für die Bücherei und die Volkshochschule (VHS) auf dem derzeitigen Parkplatz am südlichen Rand des Stormarnplatzes zu errichten, direkt neben dem Jugendzentrum JuKi 42. Dieses Vorhaben wäre bei keiner der jetzt vorgestellten sieben Varianten mehr an der Stelle umsetzbar.
Genehmigung für provisorischen Parkplatz ist bis 2027 befristet
Im östlichen Teil des Stormarnplatzes befindet sich derzeit ein provisorischer Parkplatz, dessen Baugenehmigung aber bis Ende Februar 2027 befristet ist. Dann soll der neue Edeka-Markt auf der Alten Reitbahn samt Tiefgarage fertig sein. Auf der Fläche soll anschließend ein urbaner Stadtpark angelegt werden.
Alle neuen Vorschläge der Verwaltung sehen den Bau eines oberirdischen Parkhauses mit mehreren Ebenen vor, unterscheiden sich aber in dessen Positionierung. Die erste Variante entspricht weitgehend dem Vorschlag von Nessler-Chef Timm. Das Parkhaus würde auf dem derzeitigen Sandparkplatz südlich der Sportanlage entstehen. Dafür müssten jedoch im Süden zahlreiche Bäume weichen.
Eines der Fußballfelder müsste für ein Parkhaus weichen
Alternativ könne das westliche Fußballfeld nach Norden verschoben werden. Dann müssten aber am nördlichen Rand Bäume für die Verlegung des Fußballfeldes gefällt werden. Zudem würde der Lärm des Sportbetriebs dichter an die Wohnbebauung im Norden heranrücken.
Sollen alle Bäume trotz Parkhaus erhalten bleiben, ist das nur auf Kosten der Fußballplätze möglich. Je nachdem, würde das westliche Feld entweder komplett wegfallen oder durch ein Kleinspielfeld mit halber Platzgröße ersetzt. Das wäre laut Verwaltung denkbar, weil Ligaspiele derzeit ohnehin nur auf dem östlichen Platz ausgetragen werden und die Kinder- und Jugendfußballer für den Trainingsbetrieb kein großes Feld benötigen.
Politiker reagieren zurückhaltend bis kritisch auf den Vorstoß
Das Parkhaus könnte dann entweder im Westen, direkt an der Stormarnstraße, entstehen, oder im Süden, wenn das verbleibende Fußballfeld gedreht würde. Nördlich des Parkhauses würde das Kleinspielfeld angeordnet. Die einzige Variante, bei der zusätzliche Parkplätze geschaffen werden könnten, ohne einen der Fußballplätze zu verlieren, sieht den Bau einer Parkpalette mit Spielfeld auf dem Dach vor. Dadurch stehe jedoch voraussichtlich nur eine Ebene für Autos zur Verfügung, sodass die Zahl der zusätzlichen Stellplätze deutlich geringer wäre als bei den anderen Lösungen.
Aus der Politik, die von dem Vorstoß des Bürgermeisters überrascht wurde, kamen zurückhaltende bis kritische Reaktionen. „Einige der Ideen hören sich durchaus interessant an“, sagte Christian Schmidt (Grüne), kritisierte aber, dass die Verwaltung mit der Erarbeitung der Varianten ohne politischen Beschluss tätig geworden sei. Zudem habe Ahrensburg viele andere Investitionsvorhaben auf der Agenda, besonders an den Schulen.
Bürgermeister will „widerstreitende Beschlusslagen“ auflösen
Boege begründet seinen Vorstoß mit dem erfolgreichen Bürgerentscheid im September 2022. Damals hatte eine knappe Mehrheit entschieden, dass Stellplätze im Zentrum nur noch abgebaut werden dürfen, wenn in unmittelbarer Nähe Ersatz geschaffen wird. „Wir haben derzeit widerstreitende Beschlusslagen in Bezug auf die künftige Gestaltung der Innenstadt, die es aufzulösen gilt“, sagte der Bürgermeister.
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Der Bürgerentscheid verhindere die Umsetzung bereits beschlossener Maßnahmen zur Aufwertung der Innenstadt, etwa den Umbau der Hamburger Straße. „Der Stormarnplatz ist die letzte städtische Fläche, auf der wir Ersatzparkplätze herstellen können“, so Boege. Andernfalls riskiere Ahrensburg, aus der Städtebauförderung zu fallen und Millionenzuschüsse für die Innenstadtsanierung zu verlieren.
Wählergemeinschaft sieht „keine Not“ für ein Parkhaus
Der Bürgermeister warnte zudem vor dem Signal, das es aussenden würde, das Ergebnis des Bürgerentscheides nach Ende der zweijährigen Bindungsfrist im September 2024 per Beschluss sofort wieder aufzuheben. „Von den Kaufleuten ist bei den Gesprächen, die wir seit dem Bürgerentscheid regelmäßig führen, der Wunsch an mich herangetragen worden, den Stormarnplatz noch einmal zu betrachten“, sagte Boege.
Detlef Steuer von der Wählergemeinschaft WAB kritisierte den Vorstoß. „Erhebungen haben gezeigt, dass wir über ausreichend Parkplätze verfügen“, sagte er. Es gebe „keine Not“ für ein Parkhaus. „Wir verrennen uns, wenn wir den Grundlagen unserer Beschlüsse nicht mehr glauben.“ Burkhard Bertram (CDU) forderte, zunächst müsse sich die Verwaltung Gedanken über einen alternativen Standort für einen Neubau von Bücherei und VHS machen.
Kein Widerspruch zum Beschluss, die Kunstrasenplätze zu sanieren
Boege bat die Politiker, die Vorschläge in den Fraktionen zu beraten. Der Beschluss des Bildungs-, Kultur- und Sportausschusses von Donnerstagabend, die maroden Kunstrasenfelder beginnend mit dem linken Platz ab dem kommenden Jahr zu sanieren, steht dem Bürgermeister zufolge indes nicht im Widerpruch zu den Ideen.
Die Entscheidung sei notwendig gewesen, weil die Stadt nur noch bis Jahresende die Möglichkeit habe, Fördermittel in Höhe von bis zu 250.000 Euro für das 1,12 Millionen Euro teure Projekt zu beantragen und entspreche der derzeitigen Beschlusslage. „Sollte sich herausstellen, dass die Verwaltung eine der jetzt vorgestellten Varianten weiterverfolgen soll, besteht die Möglichkeit, die Planungen wieder zu ändern“, so der Bürgermeister.