Bargteheide. Stadtvertretung Bargteheide beraumt Sondersitzung am 11. Oktober an. Einziges Thema: Standorte für neue Notunterkünfte
Angesicht des wachsenden Drucks durch steigende Zuweisungen von Flüchtlingen trifft sich die Stadtvertretung Bargteheide am Mittwoch, 11. Oktober, zu einer Sondersitzung. Einziger Tagesordnungspunkt: Die Suche nach neuen Standorten für Notunterkünfte. „62 Geflüchtete hat die Stadt in diesem Jahr bereits aufgenommen. Dabei wird es aber nicht bleiben angesichts der Tatsache, dass dem Kreis aktuell bis zu 50 Flüchtlinge pro Woche zugewiesen werden“, sagte Bürgermeisterin Gabriele Hettwer dem Abendblatt. Jüngsten Prognosen der Kreisverwaltung zufolge ist im vierten Quartal mit der Ankunft von weiteren 400 bis 600 Flüchtlingen in Stormarn zu rechnen. „Davon entfielen auf Bargteheide anhand der Aufnahmequote von 6,51 Prozent rein rechnerisch 26 bis 39 Personen“, so Oliver Lövenforst vom Fachdienst Eingliederungshilfe. 1077 Geflüchtete sind dem Kreis in diesem Jahr bislang zugewiesen worden. Laut Lövenforst könnten es bis zum Jahresende bis zu 1700 werden.
Bislang 162 Wohnungen für 287 Personen angemietet
Wie bereits berichtet, will die Stadt die Belegung einer kleinen Sporthalle der Dietrich-Bonhoeffer-Schule im Schulzentrum möglichst vermeiden. Dort stehen zwar bis zu 40 Plätze zur Verfügung. Diese Unterbringung sei im Hinblick auf die räumliche Enge, fehlender Intimsphäre und Schwierigkeiten bei der Integration der Geflüchteten aber nur eine Notlösung. Die nun aber kaum noch abzuwenden sein dürfte.
„Die Stadt bemüht sich zwar weiter intensiv um die Anmietung anderer Unterkünfte. Wegen der angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt wird das aber immer schwieriger“, so Hettwer. Bislang seien 162 Wohnungen für insgesamt 287 Personen angemietet worden. 110 sind Flüchtlinge aus der Ukraine, Tendenz steigend, 154 stammen aus anderen Ländern, 23 sind Obdachlose.
Architekt soll mögliches Einsparpotenzial ermitteln
Weil sich die Erweiterung der Flüchtlingsunterkunft am Haferkamp mit dem Bau eines dritten Gebäudes für bis zu 24 Personen voraussichtlich bis ins Frühjahr kommenden Jahres verzögert, war im Rathaus laut darüber nachgedacht worden, die Villa Wacker möglichst zeitnah zu ertüchtigen. Ein Architekturbüro aus Hamburg hatte nach einer Zustandsanalyse dazu zwei Varianten vorgelegt mit einem Kostenvolumen zwischen 850.000 und 919.000 Euro.
„Die im Bericht dargestellten Kosten für eine Sanierung zur vorübergehenden Unterbringung von geflüchteten Personen sind aber kaum zu rechtfertigen“, sagt Hettwer. Deshalb sei der Architekt beauftragt worden, Möglichkeiten für eine Kostensenkung zu eruieren. Das Ergebnis liege jedoch noch nicht vor.
Fahrradwerkstatt wird weiter dringend benötigt
Damit gab die Bürgermeisterin zugleich Entwarnung für die im Erdgeschoss der Villa ansässige Fahrradwerkstatt des Vereins Bunte Vielfalt. Die ehrenamtlichen Velomonteure hatten schon befürchtet, die von ihnen genutzten Flächen räumen zu müssen. „Grundsätzlich soll die Fahrradwerkstatt im Gebäude bleiben, etwas anderes ist derzeit nicht geplant“, so Hettwer. Das Angebot sei wichtig und werde weiter dringend benötigt.
Das bestätigt Olaf Flieth von der Fahrradwerkstatt. „Wir erfreuen uns nach wie vor einer regen Nachfrage durch in der Stadt untergebrachte Flüchtlinge und sozial Benachteiligte“, berichtet der Ehrenamtler. Zweimal in der Woche, am Dienstag- und Mittwochnachmittag, würden in der Villa Fahrräder repariert und instandgesetzte Räder an Flüchtlinge abgegeben.
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Vor einem Jahr bereits ausgezogen sind hingegen die Sozialarbeiter der Hilfsorganisation tohus. Sie hatten Räume im Obergeschoss seit 2017 für verschiedene Workshops, inklusive Projekte und die Einzelfallbetreuung genutzt, dann aber eine neue Anlaufstelle in einem ehemaligen Ladengeschäft im Mittelweg eröffnet.