Bad Oldesloe. Das Erzbistum Hamburg will fünf Gotteshäuser aufgeben. Doch das Konzept ist überraschend durchgefallen. Wie geht es jetzt weiter?

Paukenschlag beim geplanten Verkauf der katholischen Kirchen in Stormarn: Das Konzept der Immobilienkommission, das die Schließung von fünf Gotteshäusern im Kreis vorsah, wurde überraschend noch nicht genehmigt. Wie berichtet, hatte das Erzbistum Hamburg im Februar bekannt gegeben, im Zuge einer großen Immobilienreform fast alle Kirchen der Pfarrei St. Ansverus im Kreis aufgeben zu wollen.

Die katholischen Kirchen St. Vicelin in Bad Oldesloe, Heilig Geist in Großhansdorf, St. Marien in Reinfeld, St. Michael in Bargteheide und St. Marien in Trittau sollten demnach in den kommenden Jahren verkauft werden. In Stormarn sollte nur St. Marien in Ahrensburg bleiben, außerdem die Standorte in Mölln und Ratzeburg im Nachbarkreis Herzogtum Lauenburg. Nach Bekanntwerden der Pläne hatten viele Gemeindemitglieder schockiert reagiert und angekündigt, für den Erhalt ihrer Kirchen zu kämpfen. Katholiken schrieben Briefe an den Bischof, sammelten Unterschriften.

Möglicherweise trägt der Widerstand tatsächlich Früchte

Möglicherweise trägt der Widerstand nun tatsächlich Früchte. Denn das Konzept wurde bislang überraschend noch nicht abgesegnet. Das Papier muss in letzter Instanz noch vom Hamburger Erzbischof Stefan Heße genehmigt werden. Ursprünglich hieß es, es solle dem Bischof bis Ende März vorgelegt werden. Diese Frist ist längst verstrichen. Es handele sich um einen rein formalen Akt, er rechne fest mit der Zustimmung, sagte Diakon Tobias Riedel zuletzt gegenüber unserer Redaktion.

Doch ganz so einfach scheint es nun doch nicht zu sein. „Erzbischof Dr. Stefan Heße liegt noch kein Immobilienkonzept der Pfarrei St. Ansverus zur Genehmigung vor. Die Pfarrei und die zuständigen Stellen im Generalvikariat sind weiterhin im Austausch“, sagte Generalvikar Pater Sascha-Philipp Geißler auf Anfrage unserer Redaktion.

Statt wie ursprünglich angedacht zwei wurde nur ein Konzept erarbeitet

Dass sich die Vermögens- und Immobilienreform verzögert, wurde den Gemeindemitgliedern im Newsletter Ansverus-News bereits schriftlich mitgeteilt. „Hintergrund ist ein Dissens zwischen dem Erzbischöflichen Generalvikariat und der Pfarrei über das Verfahren der Erarbeitung des Konzepts“, heißt es darin. Die Regelungen des Erzbistums hätten ursprünglich vorgesehen, dass die Pfarreiliche Immobilienkommission (PIK) mindestens zwei Konzepte erarbeitet, die pastoral sinnvoll und finanziell nachhaltig sein müssen. Davon sollte eines ausgewählt und vom Kirchenvorstand beschlossen werden.

Doch: „Der Kirchenvorstand unserer Pfarrei hatte bereits im Herbst 2021 angeregt, abweichend von diesem Verfahren die PIK zu beauftragen, in einem geistlich geprägten Prozess konsensorientiert lediglich ein Konzept zu erarbeiten“, so der Newsletter. Das Erzbischöfliche Generalvikariat habe dazu seinerzeit mündlich seine Zustimmung gegeben. Entsprechend sei die Kommission verfahren. Sie habe sich letztlich auf nur ein Konzept verständigt. „Dieses wurde dann dem Kirchenvorstand zur Genehmigung vorgelegt und positiv beschieden“, heißt es in den Ansverus-News.

Gemeindemitglied Hans-Georg Smak: „Die Nachricht war eine Genugtuung“

Doch nun das: „Auf den formellen Ausnahmeantrag der Pfarrei vom 11. März hat das Generalvikariat wider Erwarten negativ reagiert“, verkündet der Newsletter. „Der Kirchenvorstand hat diese Entscheidung in seiner Sitzung vom 6. Juni ausdrücklich missbilligt – dennoch kam er nicht umhin, die Kommission zu bitten, sich erneut mit der Thematik zu befassen und mindestens ein weiteres Immobilienkonzept vorzulegen, um den Regelungen des Erzbistums zu genügen.“ Die Kommission werde daher in Kürze wieder ihre Arbeit aufnehmen. Bis wann die Ergebnisse vorliegen, sei noch nicht absehbar.

„Als ich von den Neuigkeiten erfahren habe, war da ein Stück weit Genugtuung“, sagt Gemeindemitglied Hans-Georg Smak. Ihn und viele andere gläubige Katholiken in Stormarn hatte die Nachricht über die geplanten Schließungen einst „ins Mark getroffen“. Smak hatte seinerzeit die fehlende Kommunikation und Beteiligung der Gemeindemitglieder seitens der Immobilienkommission kritisiert. Seine Einschätzung: Dass die Kommission übereilt gehandelt habe, falle ihr nun auf die Füße. Smak: „Möglicherweise hat auch die mediale Aufmerksamkeit dazu beigetragen, dass der Sachverhalt nun neu bewertet wird.“

Ob doch einige Standorte in Stormarn gerettet werden können, ist noch völlig offen

Für ihn und viele weitere Katholiken im Kreis bedeutet das: „Es gibt Hoffnung“, so Smak. Wie es mit den fünf von der Schließung bedrohten katholischen Kirchen in Stormarn weitergeht, ob möglicherweise doch einige Standorte gerettet werden, scheint aktuell völlig offen zu sein. Smak und weitere Gemeindemitglieder haben sich organisiert und wollen weiterhin alles dafür tun, „um das Ruder herumzureißen“.

Anfang September soll ein Verein zum Erhalt der St. Vicelin Kirche in Bad Oldesloe gegründet werden. Smak: „Wir werden ungefähr 20 Gründungsmitglieder sein.“ Obgleich ihm vor allem die Oldesloer Kirche am Herzen liege: „Es wäre natürlich wünschenswert, wenn auch noch weitere Kirchen gerettet werden können.“ Wichtig sei ihm trotz allem, was nicht ideal gelaufen sei, nun nicht in den Rückspiegel zu schauen, sondern, so Smak: „Dass wir mit dem geweckten Engagement zu einem für alle guten Ergebnis kommen.“