Bad Oldesloe. Das Erzbistum Hamburg will fünf Gotteshäuser in Stormarn aufgeben. Doch die Gemeindemitglieder geben noch nicht auf.

Für viele Katholiken war es ein großer Schock, als das Erzbistum Hamburg im Februar bekannt gab, fast alle Gotteshäuser der Pfarrei St. Ansverus in Stormarn aufgeben zu wollen. Wie berichtet, sollen im Zuge einer großen Immobilienreform fünf katholische Kirchen in den kommenden Jahren verkauft werden: St. Vicelin in Bad Oldesloe, Heilig Geist in Großhansdorf, St. Marien in Reinfeld, St. Michael in Bargteheide und St. Marien in Trittau. In Stormarn soll nur St. Marien in Ahrensburg bleiben, außerdem die Standorte in Mölln und Ratzeburg im Nachbarkreis Herzogtum Lauenburg.

Doch: Viele Gemeindemitglieder wollen die Entscheidung nicht hinnehmen und hoffen, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Vor allem im Norden Stormarns mobilisieren sich aktuell gläubige Katholiken der Gemeinden St. Vicelin in Bad Oldesloe und St. Marien in Reinfeld. „Es haben zwei gut besuchte Treffen stattgefunden, in denen wir uns ausgetauscht haben“, sagt Gemeindemitglied Hans-Georg Smak, der mit seinen Mitstreitern für den Erhalt vor allem von St. Vicelin kämpfen möchte.

Katholiken haben Briefe an den Bischof geschrieben und Unterschriften gesammelt

Viele Katholiken haben laut Smak Briefe an den Bischof geschrieben, binnen weniger Tage seien rund 100 Unterschriften gesammelt worden. In einem nächsten Schritt wolle der harte Kern der Engagierten, bestehend aus zwölf bis 15 Menschen, das Gespräch mit der Pfarrei suchen. Momentan beschränke sich der Kreis derjenigen, die für den Erhalt der Kirchen kämpfen wollen, auf Nordstormarn. Zu Mitgliedern in Trittau, Bargteheide oder Großhansdorf sei man nicht vernetzt.

Gemeindemitglied Hans-Georg Smak will für den Erhalt der katholischen Kirchen kämpfen. 
Gemeindemitglied Hans-Georg Smak will für den Erhalt der katholischen Kirchen kämpfen.  © Smak

„Uns ist klar, dass vor dem Hintergrund sinkender Mitgliederzahlen und des demografischen Wandels nicht alle Standorte erhalten bleiben können“, so Smak. Das ist nämlich einer der Gründe für die Immobilienreform. Alle Gebäude unverändert zu erhalten, hieße, viel Geld, das man nicht habe, in Gebäude zu investieren, die man in dieser Zahl und Größe nicht mehr brauche, sagte seinerzeit der Ahrensburger Pfarrer Christoph Scieszka.

Hans-Georg Smak: „Verkauf wäre ein herber Verlust für 3600 Gläubige“

Trotzdem wäre vor allem der Verkauf der St.-Vicelin-Kirche in der Kreisstadt nach Einschätzung von Smak ein herber Verlust für 3600 Gläubige in Nordstormarn. Das wollen die Betroffenen nicht hinnehmen. „Wir hoffen, dass wir gemeinsam eine Lösung finden“, so das Gemeindemitglied. In Stormarn sollen die Immobilien in Reinfeld und Großhansdorf Anfang 2024 und in Trittau Anfang 2026 komplett aufgegeben werden. Die Standorte Bad Oldesloe und Bargteheide sollen ohne eigene Kirchen erhalten bleiben. Das Gotteshaus und Pfarrhaus in Bargteheide soll Anfang 2025 aufgegeben werden. Die Kirche St. Vicelin in Bad Oldesloe soll 2027 aufgegeben werden, Gemeinde- und Pfarrhaus sollen erhalten bleiben.

Das Problem aber vor allem in Bad Oldesloe sei: „Es gibt für die Kirche keine echte Alternative“, so Smak. Auf Vorschlag der Pfarrei sollen sich gläubige Katholiken künftig in der Kapelle des Kinder- und Jugendhauses St. Josef treffen. Doch: „Die Kapazitäten dort reichen bei Weitem nicht aus“, sagt Hans-Georg Smak. „Und auch die baulichen und räumlichen Voraussetzungen werden dem Bedarf für ein lebendiges Gemeindeleben überhaupt nicht gerecht. Es gibt keine Sakristei, keine Gemeinderäume, keine Toiletten, keine Parkplätze.“

Gemeindemitglied wünscht sich den Erhalt der vier großen Standorte

Auch Smak selbst hat einen Brief an den Bischof geschrieben. „Darin werfe ich unter anderem die Frage auf, warum der Sitz der Pfarrei nicht von Ahrensburg nach Bad Oldesloe in die Kreisstadt verlegt wird – zugegebenermaßen eine sehr schwierige und kritische Frage“, so Smak. Das heiße keinesfalls, dass aus seiner Sicht der Standort in der Schlossstadt aufgegeben werden sollte. Das Gemeindemitglied spricht sich klar für den Erhalt aller großen Standorte, also Bad Oldesloe, Ahrensburg, Mölln und Ratzeburg aus.

In der Kapelle des Kinder- und Jugendhauses St. Josef in Bad Oldesloe sollen sich künftig Katholiken treffen. 
In der Kapelle des Kinder- und Jugendhauses St. Josef in Bad Oldesloe sollen sich künftig Katholiken treffen.  © Smak

„Auch in Ahrensburg gibt es eine große Gemeinschaft an Katholiken, die die Möglichkeit haben sollten, aktiv ihren Glauben auszuleben“, so Smak. Im Norden aber gebe es noch weniger Ausweichmöglichkeiten als im Raum rund um Ahrensburg. Auch in Lübeck sollen Kirchen geschlossen werden. Für ältere Menschen, die nicht mobil sind und kein Auto fahren, seien aber selbst solche Strecken utopisch.

Hans-Georg Smak: „Der Abriss der Kirche wäre eine städtebauliche Sünde“

Auch über mögliche Lösungsansätze habe man sich bereits ausgetauscht. „Ich habe mit dem Bauausschuss gesprochen. Die Kirche in Bad Oldesloe hat eine extrem gute Bausubstanz“, sagt Smak. „Der Abriss wäre eine städtebauliche Sünde – mit der Akustik, der Orgel und allem, was die Kirche auszeichnet. Es würde ja auch keiner auf die Idee kommen, das Ahrensburger Schloss abzureißen, weil es ein Stromfresser ist.“ Zudem sei der Betrieb der St.-Vicelin-Kirche in Oldesloe vergleichsweise energiesparend. Weitere Einsparpotenziale in Sachen Energieverbrauch seien Gegenstand aktueller Überlegungen. „Auch Ingenieure und Architekten sind Teil unserer Gemeinde. Auf deren Expertise können wir zurückgreifen“, so Smak. Auch eine multifunktionale Nutzung wäre denkbar.

Wichtig ist Smak zu betonen: „Wir wollen nicht in den Konflikt gehen, sondern Überzeugungsarbeit leisten. Es geht uns nicht darum, einen Keil in die Pfarrei zu treiben und Standorte gegeneinander auszuspielen, sondern nach Lösungen suchen, mit denen alle leben können.“ Wenn kleinere Kirchen nur noch gering frequentiert würden, sei der Ansatz, Standorte aufzugeben, schon nachvollziehbar, meint das Gemeindemitglied. Aber, so Smak: „Ganz aufgeben dürfen wir uns auch nicht. Sonst ist irgendwann kein Ort mehr da, an dem wir geistliche Feste abhalten können.“