Oststeinbek. Umbau der früheren Sparkassen-Filiale an der Möllner Landstraße kostet 680.000 Euro. Gemeindeverwaltung nutzt drei Büros.

Wolfgang Gols steht an diesem Morgen auf einer Leiter im Keller der ehemaligen Filiale der Sparkasse Holstein an der Möllner Landstraße in Oststeinbek. Der 46-Jährige ist Spezialist für Lüftungsanlagen. Eine solche installiert er noch voraussichtlich bis Freitag über zwei Ebenen. Rund 60 Meter Rohre verlegt der Handwerker, der dabei von einem Kollegen unterstützt wird. Der Umbau des früheren Geldinstituts schreitet voran.

„60 bis 70 Prozent der Arbeiten sind erledigt“, sagt Bürgermeister Jürgen Hettwer bei einer Stippvisite. Hier wird demnächst eine Polizeiwache untergebracht, auch die Gemeindeverwaltung bezieht Räume. Jede Menge Trennwände sind bereits gezogen, die Tätigkeiten der Handwerker laut Plan am 21. November abgeschlossen. Danach werden die Büros mit Mobiliar ausgestattet.

Ob die Beamten in diesem Jahr ihren Dienst im 8900-Einwohner-Ort aufnehmen, ist noch nicht geklärt. „Wir haben bislang keinen Eröffnungstermin“, sagt Jacqueline Fischer, Sprecherin der zuständigen Polizeidirektion Ratzeburg. Mehrfach war es aus unterschiedlichen Gründen zu Verzögerungen gekommen. „Mitunter haben wir so schnell einfach keine Handwerksbetriebe engagieren können“, berichtet Hettwer. Zudem habe man zum Beispiel mehr Elektroleitungen verlegen müssen als ursprünglich geplant. Nun aber ist der Zeitplan wohl realistisch. Denn die wesentlichen Sachen sind auf den Weg gebracht oder befinden sich in der Umsetzung.

Das Land hat noch einmal 70.000 Euro nachgelegt

Diese Woche ist Lüftungsmonteur Wolfgang Gols (46) im Einsatz.
Diese Woche ist Lüftungsmonteur Wolfgang Gols (46) im Einsatz. © René Soukup

Das geht aus einer Liste aus dem Rathaus hervor. Die meisten Kernbohrungen sind vollzogen. Die Herstellung der Fenster- und Türelemente samt Schlösser für den Polizeibereich im Erdgeschoss hat begonnen. Angebote für die Teeküche liegen vor und werden gerade ausgewertet. Im Teil der Gemeinde wird das Behinderten-WC montiert.

Der barrierefreie Zugang vom Gehweg aus war ohnehin vorhanden. Ein öffentlicher Parkplatz direkt vor dem Haus wird noch eingerichtet genauso wie eine Abstellmöglichkeit für die Autos der Polizisten, die zudem die Tiefgarage nutzen. Ein Bausachverständiger von der Polizei begleitet das Projekt. Für dieses waren am Anfang 420.000 Euro veranschlagt. Wegen der Baukostensteigerung musste man mehrmals nachsteuern, liegt laut Hettwer nun bei 680.000 Euro. Schleswig-Holstein und Oststeinbek teilen sich die Kosten. „Zuletzt hat das Land noch einmal 70.000 Euro nachgelegt. Dafür hat sich Lukas Kilian stark gemacht“, sagt der Bürgermeister.

Der Generalsekretär der Nord-CDU und Landtagsabgeordnete war eine treibende Kraft der Wiedereröffnung. Sein Wahlkreis umfasst neben Oststeinbek noch Reinbek, Glinde, Barsbüttel und Wentorf. Bis 2016 hatte die Gemeinde eine Polizeistation im Feuerwehrgebäude an der Stormarnstraße. Die Schließung war Folge einer Strukturreform der Landesregierung. Die entsprechende Empfehlung gab die Polizeidirektion Ratzeburg. Das sorgte für Empörung. Mehr als 800 Bürger unterzeichneten eine Petition.

Innenministerium gab Oststeinbek im Juni 2021 die Zusage

Ein Polizeihauptmeister aus Glinde wurde für Oststeinbek abgestellt, stand den Einwohnern bei Sprechstunden im Rathaus zur Verfügung. Die Möglichkeit, den Beamten direkt zu kontaktieren, nutzten nur wenige. Von Glinde aus wurde auch Streife gefahren – so wie immer in all den Jahren, wenn die Wache abends sowie nachts und an den Wochenenden geschlossen war.

Im Erdgeschoss sind Trennwände gezogen. Die Gemeindeverwaltung hat hier drei Büros. Es gibt separate Eingänge.
Im Erdgeschoss sind Trennwände gezogen. Die Gemeindeverwaltung hat hier drei Büros. Es gibt separate Eingänge. © René Soukup

2017 kam es zum Regierungswechsel. Daniel Günther (CDU) wurde Ministerpräsident. Damit einher ging das Versprechen, die Wiedereröffnung geschlossener Dienststellen zu prüfen. Im Juni 2021 bekam Oststeinbek die Zusage aus dem Kieler Innenministerium. Die Rückkehr der Polizisten war rund ein Jahr später vorgesehen. Allerdings gab es ein Problem: Oststeinbek hatte keine geeigneten eigenen Liegenschaften. Mehrere Gebäude wurden geprüft und fielen durch. Also schaute man sich auf dem Immobilienmarkt um. Die Ex-Sparkasse für eine Polizeistation mit nur drei Beamten war allerdings zu groß, die Lage in der Ortsmitte ist jedoch optimal.

Schleswig-Holstein zahlt 58 Prozent der Miete

Deswegen ging die Kommune eine Kooperation ein. 82 Quadratmeter mit drei Büros sind für sie bestimmt, 109 für die Polizei. Hinzu kommen 92 Quadratmeter Gemeinschaftsfläche, dazu gehört etwa der Flur. Hettwer wird drei Mitarbeiter von Standes- und Ordnungsamt dort unterbringen. Rund 3000 Euro Miete sind pro Monat fällig, 58 Prozent davon zahlt das Land. Derzeit überweist ausschließlich die Gemeinde an den Eigentümer. Nach Umbauende und Übergabe greift eine Klausel im Kontrakt, wonach sich Schleswig-Holstein als Untermieter beteiligt. Der Vertrag für die Räume in dem dreigeschossigen Haus hat eine Laufzeit von zehn Jahren plus einseitiger Option der Gemeinde auf Verlängerung bis 2037.

Bei dem Projekt sind beim Land viele Akteure involviert, neben Finanz- und Innenministerium ist die Gebäudemanagement Schleswig-Holstein (GM.SH) eingebunden. Die Anstalt des öffentlichen Rechts ist zuständig für die Bewirtschaftung der vom Land genutzten Liegenschaften. Bei einem gemeinsamen Umbau ist der Abstimmungsbedarf groß, zumal die Anforderungen unterschiedlicher Natur sind. Ein Beispiel: die höheren Sicherheitsanforderungen bei einer Polizeiwache im Vergleich zum Verwaltungstrakt. Bei den Ordnungshütern wird schusssicheres Glas eingesetzt, Besucher müssen durch eine Schleuse. Es gibt separate Eingänge. Dass Oststeinbek dafür so wenig wie möglich zahlen will, erklärt sich von selbst. Insofern schneidet das Land bei einer Teilung der Umbaukosten gut ab. Oder wie es der Bürgermeister sagt: „Die Gemeinde hat der Polizei etwas Gutes getan.“