Bad Oldesloe. Polizei stellt Kriminalstatistik vor und erklärt, welche Straftaten zugenommen haben und wo Einbrecher besonders aktiv waren.

Eine erhebliche Steigerung bei Fahrraddiebstählen, hingegen nur ein leichter Anstieg bei den Wohnungseinbrüchen – das sind nur zwei Merkmale der Kriminalstatistik 2022 für die Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg. Das Dokument wurde jetzt von der zuständigen Polizeidirektion Ratzeburg vorgestellt.

Stefanie Bluhm, Leiterin der Kriminalinspektion Bad Oldesloe, relativiert jedoch die Aussagekraft der Zahlen mit Blick auf den Vergleich. Das begründet sie so: „2020 und 2021 waren pandemiebedingte Ausnahmejahre. Jetzt nehmen Menschen wieder am öffentlichen Leben teil. Wo gefeiert und Alkohol konsumiert wird, erhöht sich zum Beispiel die Zahl der sexuellen Delikte.“

Polizei: Kriminalität steigt in Stormarn um acht Prozent

Die Zahl der Straftaten in den beiden Kreisen stieg von 21.089 in 2021 auf 22.971 - ein Plus von 5,3 Prozent. In Stormarn ging es sogar weiter nach oben (acht Prozent). In Schleswig-Holstein betrug die Zunahme 25 Prozent. 11.817 Fälle wurden in der Region aufgeklärt - eine Quote von 51,4 Prozent.

Spitzenreiter bei den Kommunen ist Ahrensburg mit 2429 Straftaten (plus 30,5 Prozent) vor Geesthacht mit 1999 (plus 3,7) und Bad Oldesloe mit 1801 (minus 0,2 Prozent). Erfreulich: Lauenburg verzeichnet einen Rückgang von 11,7 Prozent (auf 938). Die Delikte sind ganz unterschiedlicher Natur, reichen von Körperverletzung über Betrug und Beleidigung bis hin zu Cyber-Crime.

45,3 Prozent mehr Fahrraddiebstähle als 2021

Die höchste Steigerung gab es im Gebiet der Polizeidirektion Ratzeburg beim Fahrraddiebstahl mit 1161 Fällen - 45,3 Prozent mehr als 2021. „Fahrräder sind gut zu veräußerndes Diebesgut. Wir wissen ja noch alle um die Lieferengpässe im Handel“, sagt Bluhm. Sie beklagt zudem oftmals schlechte Schlösser zur Sicherung, rät unter anderem dazu, eine Codierung vornehmen zu lassen.

Auch bei den sexuellen Belästigungen zeigt die Kurve steil nach oben – plus 34,5 Prozent. 74 Fälle waren es 2022. Die Zahl der Vergewaltigungen erhöhte sich von 48 auf 52. Aufklärungsquote hierbei: 90,4 Prozent. Bluhm sagt: „Das Risiko, Opfer einer Sexualstraftat im öffentlichen Raum zu werden ohne Vorbeziehung, ist äußerst gering.“

Sie präsentierten die Kriminalstatistik (v. l.): Thomas-Michael Kassun (stellvertretener Leiter der Polizeidirektion Ratzeburg), Stefanie Bluhm (Leiterin Kriminalinspektion Bad Oldesloe) sowie ihr Stellvertreter Ralf Lorenzen.
Sie präsentierten die Kriminalstatistik (v. l.): Thomas-Michael Kassun (stellvertretener Leiter der Polizeidirektion Ratzeburg), Stefanie Bluhm (Leiterin Kriminalinspektion Bad Oldesloe) sowie ihr Stellvertreter Ralf Lorenzen. © René Soukup

Allgemein lebt es sich in Stormarn und Herzogtum Lauenburg sicherer als in größeren Städten und in vielen anderen Kreisen. Das belegt die sogenannte Häufigkeitszahl – die Wahrscheinlichkeit, Opfer einer Straftat zu werden bezogen auf 100.000 Einwohner. In Stormarn beträgt der Wert 5294, im Nachbarkreis 4969. Landesweit liegt er bei 7540. An der Spitze: der Kreis Nordfriesland mit 25.536, vor Neumünster (15.948), Flensburg (10.621), Lübeck (10.153) und Kiel (9603).

Wentorf verzeichnet 65 Prozent weniger Einbrüche

Für die Sicherheit der Bevölkerung arbeiten im Bereich der Polizeidirektion Ratzeburg 633 Kräfte, davon 97 bei der Kripo und sieben in einer Spezialgruppe am Standort Reinbek für die Aufklärung von Einbrüchen. In diesem Segment ist der Anstieg gering. Ein Plus von 19 Fällen auf 380. Die Aufklärungsquote sank hingegen von 14,7 auf 11,3 Prozent. „Das ist immer noch sehr gut, aber zufrieden ist man nie. Es gab aber auch Zeiten, da waren wir bei sieben Prozent“, sagt Bluhms Stellvertreter Ralf Lorenzen. Er berichtet von „nachlaufenden Fällen“, die sich 2022 ereignet haben und wo die Ermittlungen noch andauern. Diese fließen erst in die Statistik für dieses Jahr ein.

Lorenzen lobt indes die Bevölkerung: „Ich stelle fest, dass unser Präventionskonzept wirkt. Viele Bürger haben die Sicherung in ihren Häusern oder Wohnungen erhöht.“ Das sei wichtig. „Denn Täter brechen den Vorgang in der Regel nach fünf bis acht Minuten ab, wenn sie nicht erfolgreich sind.“ Zum Beispiel beraten Spurensicherungsteams Einbruchsopfer, wo sie Sicherheitsvorkehrungen noch optimieren können. Hundertprozentigen Schutz gibt es laut Lorenzen jedoch nicht. Er sagt klipp und klar: „Wer reinkommen will, der schafft es auch.“

Im Kommunenvergleich bei Einbrüchen liegt Ahrensburg mit 61 Fällen vorn – plus 110 Prozent. Lorenzen nennt in diesem Zusammenhang die attraktive Verkehrsanbindung mit S-Bahn und Autobahnanschlussstelle. Ganoven können sich demnach schnell aus dem Staub machen. Hinter der Schlossstadt auf Rang zwei: Reinbek. Hier sank die Zahl jedoch von 27 auf 25. Die deutlichsten Rückgänge gab es in Wentorf mit 65 Prozent und Glinde (44,8) auf jeweils 13 Taten. In Schwarzenbek waren es acht und damit zwei weniger.

Zahl der Taschendiebstähle in Discountern steigt

Im Bereich der sogenannten Rohheitsdelikte (Raub, Körperverletzung) gab es einen starken Anstieg von 3165 auf 3761 Fälle. Die Zahl der Autodiebstähle erhöhte sich von 154 auf 185. Voll im Trend liegt laut Bluhm der sogenannte Taschendiebstahl, vorwiegend in Discountern ohne Videoüberwachung. „Wir raten dazu, das Porte­mon­naie nie offen in der Tasche zu halten.“

Die Kriminalstatistik gibt auch Aufschluss über die Struktur der ermittelten Tatverdächtigen. 9383 Personen sind registriert, 78,1 Prozent davon männlich. Unabhängig vom Geschlecht haben 69,8 Prozent die deutsche Staatsbürgerschaft. Diese Zahlen ergeben sich aus 11.817 geklärten Fällen. Einen leichten Anstieg gab es bei der Jugendkriminalität. 2022 sind 1761 Tatverdächtige aufgeführt – ein Plus von 89.

Darüber hinaus berichtet die Polizei von sechs vollendeten Taten mit dem Enkeltrick in beiden Kreisen. Die Geschädigten wurden um 111.000 Euro erleichtert. Zudem ergaunerten sich falsche Polizeibeamte in drei Situationen rund 120.000 Euro. Bei 11.630 Straftaten in Stormarn und Herzogtum Lauenburg entstand ein Schaden in Höhe von 27,8 Millionen Euro.