Glinde. Im April 2024 soll Projekt am Papendieker Redder Fahrt aufnehmen. Kommt dauerhaft Tempo 30? Nicht nur Glindes Politik macht Druck.
Mehr als ein Dutzend Platanen sind bereits abgeholzt am Papendieker Redder in Glinde, der Kreisstraße mit der Nummer 109. Es waren vorbereitende Arbeiten für die Sanierung, die bereits mehrfach verschoben wurde. Jetzt gibt es einen neuen vorläufigen Zeitplan. Er wurde in einem Gespräch mit der Kreisbehörde, dem Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV.SH), Hamburg Wasser und der Stadtverwaltung abgestimmt. Demnach nimmt das Projekt im April kommenden Jahres Fahrt auf. Die Fertigstellung des rund einen Kilometer langen Abschnitts von der Ecke Möllner Landstraße in nördlicher Richtung ist für Mitte 2026 vorgesehen.
Im Frühjahr 2024 soll Hamburg Wasser den Anfang machen mit der Erneuerung der Wasserleitungen. Der Umfang wird weitaus größer als gedacht, was wiederum Einfluss auf die Planungen hat und diese in die Länge zieht. Das Unternehmen wird zwei Kolonnen parallel einsetzten, verkürzt damit die Bauzeit von ursprünglich kalkulierten 23 auf 15 Monate. Dabei wird es zu Teil- und Vollsperrungen der Straße kommen. Ab Juli 2025 nimmt sich der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Fahrbahn und Gehweg vor, vollzieht die Arbeiten in drei Abschnitten. Das soll ein Jahr dauern.
Anordnung von Tempo 30 könnte der Kreis einkassieren
Allerdings sind auch andere Versorger wie Zweckverband oder Strom- und Gaslieferanten integriert. Die Zeitintervalle ihrer Tätigkeiten sind in den Planungen noch nicht berücksichtigt. „Dadurch könnte sich der Abschluss auch um zwei Monate verschieben“, sagt Heiko Wisser vom Glinder Bauamt. In den nächsten Wochen wird es diesbezüglich Besprechungen geben.
Redebedarf hat vor allem die Glinder Politik. Sie möchte auf der Strecke, die grunderneuert wird, durchgängig Tempo 30 einführen. Derzeit gelten 50 km/h. Die Parteienvertreter fordern diesen Schritt zum Schutz der Radfahrer. Die müssen nämlich die Straße nutzen und fühlen sich dort nicht sicher. Immer wieder rasen Autos an ihnen vorbei, halten dabei zu wenig Abstand. Deswegen befahren die meisten Radler den Gehweg, was nicht regelkonform ist.
Die Kreisbehörde lehnt eine Geschwindigkeitsreduzierung auf dem kompletten Abschnitt ab. Denn der Papendieker Redder ist kein Unfallschwerpunkt. Inzwischen ist sie aber bereit, an bestimmten Stellen, also punktuell, eine Verlangsamung hinzunehmen. Diese Variante hat Bürgermeister Rainhard Zug auch versprochen und bezieht sich auf eine mündliche Vereinbarung. Theoretisch kann Glinde selbst Tempo 30 anordnen, weil die Kommune eine eigene Verkehrsaufsicht hat. Allerdings besteht dann die Gefahr, dass der Kreis diese Entscheidung einkassiert. „Ich bin stark dafür, dass wir es trotzdem machen. Die Gründe der Ablehnung sind mir zu bürokratisch und gehen an der Lebenswirklichkeit vorbei“, sagt der FDP-Fraktionsvorsitzende Thomas Kopsch.
Ergebnis von Geschwindigkeitsmessungen liegt in Kürze vor
Um eine niet- und nagelfeste verkehrsrechtliche Anordnung treffen zu können, muss die Stadt zum Beispiel eine besondere Gefahrenlage nachweisen für Schüler beim Überschreiten der Straße. Deshalb hatte die Politik die Verwaltung mit einer Geschwindigkeitsmessung beauftragt. Das ist vor rund einem Monat geschehen. An sieben Tagen wurde jeweils über 24 Stunden an zwei Stellen überprüft. Jetzt müssen die Zahlen ausgewertet werden. Ein Ergebnis soll den Parteienvertretern im Juni präsentiert werden.
Druck macht eine Bürgerinitiative, die eine sofortige Temporeduzierung fordert. Eine entsprechende Petition haben 117 Menschen unterschrieben. Anwohner lieferten dem Rathaus Material wie zum Beispiel Videos, auf denen viel zu schnelle Autos zu sehen sind. Lärmbelästigungen dokumentierten sie mithilfe eines eigenen Schallmessgeräts, erstellten eine Liste mit Bagatellunfällen, die nicht in der Polizeistatistik auftauchen.
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Sprecher Peter Berndt und einige Mitstreiter besuchten die jüngste Bauausschusssitzung, um dem Ansinnen Nachdruck zu verleihen. Die Gruppe zeigte auch ein Foto von einer toten Katze. Das Tier wurde von einem Auto angefahren. „Die Botschaft war, dass es ein Schulkind hätte sein können“, sagt Berndt.
Auch die Politik bezog an diesem Abend noch einmal Stellung. CDU-Fraktionschef Rainer Neumann las eine gemeinsame Erklärung von Christdemokraten, Grünen und FDP vor. Darin heißt es: „Die Rechtslage ist jedoch keineswegs eindeutig. Beispiele zeigen, dass es durchaus Möglichkeiten gibt, auf der Kreisstraße Papendieker Redder ein Tempolimit von 30 km/h einzurichten.“ Stadt- und die Kreisverwaltung werden aufgefordert, „die immer vorhandenen Ermessensspielräume so zu nutzen, dass die berechtigten Interessen von Anwohnenden und Schulkindern ernst genommen werden“.
Für einen Radstreifen ist die Fahrbahn zu schmal
Peter Michael Geierhaas (SPD) sieht Glinde noch lange nicht auf verlorenen Posten. Er sagt: „Der Schlüssel liegt im Radverkehrskonzept. Der Kreis schreibt sein eigenes fort, wir haben auch eins. Wenn man die Sachen aufeinanderlegt und sich abstimmt, ist Tempo 30 wieder auf dem Tisch.“ Als optimale Lösung sehen Glindes Politiker ohnehin einen Radweg oder -streifen. Der ist wegen der engen Fahrbahn aber nicht möglich. Rund 100 Zentimeter fehlen.
Für die Grundsanierung des Papendieker Redders hatte die Kreisverwaltung vor zwei Jahren 2,2 Millionen Euro veranschlagt. Inzwischen gibt es Überlegungen, im Anschluss an den sogenannten Vollausbau das weitere Stück Straße bis zur Brücke über die Autobahn 24 mit einer neuen Asphaltdeckschicht zu versehen.