Glinde. Behörde lehnt Tempo 30 auf Papendieker Redder ab. Glinde will mehr Schutz für Radfahrer und wendet sich nun an Kreispolitik.
Es ist der letzte Versuch, zum Schutz der Radfahrer Tempo 30 auf dem Papendieker Redder in Glinde vorzuschreiben. Die Stadtvertretung wird auf Antrag der SPD einen Grundsatzbeschluss zur Geschwindigkeitsbegrenzung fassen. CDU und Grüne haben Zustimmung signalisiert. Außerdem, und darauf ruhen die Hoffnungen, sollen Verkehrs- und Umweltausschuss des Kreises Druck machen und das Kreisbauamt auffordern, im Zuge der anstehenden Sanierung entsprechend zu planen. Denn die Behörde mit Sitz in Bad Oldesloe lehnt das Ansinnen bislang strickt ab.
„Der Radverkehr bekommt eine immer größere Bedeutung auch aus Gründen des Umwelt- und Klimaschutzes, das muss beim Straßenausbau berücksichtigt werden. Leider ist die Kreisverwaltung nicht kooperativ, was uns Politiker sehr verärgert“, sagt Sozialdemokrat Peter Michael Geierhaas. Der Frust bei den Glinder Parteienvertretern ist groß. Jan Schwartz von den Grünen formuliert es so: „Die Kreisbehörde setzt uns die Pistole auf die Brust.“ Auch Bürgermeister Rainhard Zug hat sich bei Unterredungen sprichwörtlich die Zähne ausgebissen. Er sagt: „Es gibt keine Verbesserungen, die wir uns gewünscht hätten.“
Früherer kombinierter Rad- und Fußweg ist nur noch für Spaziergänger
Ihr Nein zu Tempo 30 begründet die Behörde damit, dass die Kreisstraße 109 kein Unfallschwerpunkt ist. Dem Anlegen von Radstreifen bei der Sanierung, was Glinder Politiker vorgeschlagen hatten, wurde ebenfalls eine Absage erteilt. Dafür müsste die Straße 7,50 Meter breit sein. Es fehlen rund 100 Zentimeter. Derzeit dürfen Fahrzeuge maximal 50 km/h fahren, die Realität sieht anders aus. Einige sind viel zu schnell unterwegs. Deswegen halten sich viele Radfahrer nicht an die Regel, die Straße zu nutzen. Sie sind auf einem 2,50 Meter breiten Streifen, der früher ein kombinierter Rad- und Fußweg war und jetzt nur noch für Spaziergänger ist, unterwegs. Eine Ausnahme gilt für Erwachsene, wenn sie Kinder bis zum zehnten Lebensjahr begleiten. Nun soll der Bereich auf zwei Meter reduziert werden.
„Wir sind nicht dafür, den Radverkehr auf die Straße zu schicken“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Rainer Neumann über den Papendieker Redder. Weil die Glinder Parteien enttäuscht von der Kreisverwaltung sind, haben sie auch keinen Beschluss gefasst zur Übertragung der sogenannten Straßenbaulast mit dem Fußweg, Parkflächen und Bäumen. Mit Ausnahme des Grünstreifens gehen die Bestandteile nach der Sanierung per Gesetz ohnehin in das Eigentum der Stadt über. Den Grünstreifen will Glinde nicht vom Kreis übernehmen – als Trotzreaktion. Die Fahrbahn ist beim Eignerwechsel ausgeklammert. Hier muss der Kreis weiter investieren, wenn Schäden auftreten.
Der Zeitplan für die Sanierung wurde am 12. Mai festgelegt
Er wird den Papendieker Redder ab Ecke Möllner Landstraße auf einem rund einen Kilometer langen Abschnitt erneuern. Im Vorentwurf sind für das Projekt 2,2 Millionen Euro veranschlagt, womöglich wird es teurer. Die Kostenschätzung wurde bereits vor Monaten gemacht. Die Planung der Arbeiten liegt in den Händen des Landesbetriebs Straßenbau und Verkehr (LBV.SH). Einmal wurde das Vorhaben bereits verschoben. Am 12. Mai gab es zwecks Planung eine abschließende Gesprächsrunde mit Kreisverwaltung, Unterer Naturschutzbehörde, LBV.SH und dem Fachbereich Tiefbau und Stadtplanung aus dem Glinder Rathaus. Dabei wurde der Zeitplan festgelegt.
Start ist im Oktober dieses Jahres mit Baumschnitt und Fällung bis Dezember. Im Januar und Februar 2023 steht die Sanierung der Grundversorgungsleitungen des Hamburger Wasserwerks an. Der eigentliche Straßenbau beginnt im Juni oder Juli kommenden Jahres ab der Ecke Kleiner Glinder Berg Richtung Norden bis Höhe des Friedhofs inklusive Neuherstellung der Siele. Ab Februar oder März 2024 soll dann der Abschnitt bis hin zur Möllner Landstraße angefasst werden. „Derzeit gehen wir davon aus, dass auch hier Unterabschnitte gebildet werden“, heißt es in einer Berichtsvorlage der Stadtverwaltung für den Bauausschuss am kommenden Donnerstag.
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Parkstreifen sollen verlängert werden
In der Sitzung werden die Sozialdemokraten ihren Antrag einbringen, der dann von der Stadtvertretung bestätigt werden muss. In ihm steht unter dem Stichwort Begründung: „Es ist unbedingt ein Umdenken der zuständigen Baubehörden erforderlich, dass der Radverkehr als ein gleichberechtigtes Verkehrssegment anzusehen ist und der absolute Vorrang des Autoverkehrs nicht mehr zeitgemäß ist. In Hamburg ist das Umdenken schon weiter vorangeschritten.“
Für gefällte Bäume am Papendieker Redder wird Ersatz auch an anderen Orten in Glinde geschaffen. Pro Entnahme sind drei Neuanpflanzungen festgelegt. Bis zu 65 können es werden. Eine exakte Zahl weiß man erst beim Austausch der Wasserleitungen. Fest steht, dass auf einem Abschnitt ab der Straße Am Hünengrab keine neuen Bäume möglich sind. Freiwerdende Flächen sollen für die Verlängerung von Parkstreifen genutzt werden. Ebenfalls sicher: Der Fußweg wird in Wegebau-Kies hergestellt – eine Vorgabe der Naturschutzbehörde.
Bauausschuss Glinde, Donnerstag, 2. Juni, 19 Uhr, Marcellin-Verbe-Haus, Markt 2