Trittau. Bei der geplanten Mehrzweckhalle gibt es unterschiedliche Standpunkte. Herausfordernd ist auch die komplexe Gestaltung der Ortsmitte.
In den vergangenen fünf Jahren hat sich im Erscheinungsbild von Trittau vieles geändert. Von allen Straßenbauvorhaben, die in dieser Zeit umgesetzt wurden, war der Ausbau der Großenseer Straße (Kosten rund 3,8 Millionen Euro) mit dem neu angelegten Kreisverkehr und zusätzlichen Parkplätzen das umfangreichste. Gegenüber ist der neue Famila-Markt entstanden. Auch Edeka hat im Ortszentrum einen größeren Standort eröffnet, Markant ist in einen Neubau an der Hamburger Straße gezogen und Aldi hat an der Schulstraße eine neue Filiale gebaut.
Größer will sich auch der Baustoffhändler Holländer aufstellen, der seinen Umzug in das neue 14 Hektar große Gewerbegebiet an der B 404 plant. Im Sommer soll es fertiggestellt sein. Ein Erfolgsprojekt, die Nachfrage nach Gewerbeflächen in Trittau ist groß. Ebenso die nach Kita-Plätzen. Die gemeindeeigene Kita Zauberwald an der Hamburger Straße, die Platz für sechs Gruppen bieten wird, konnte im Herbst Richtfest feiern. 4,4 Millionen Euro sind für das Projekt veranschlagt. Ein Meilenstein für die Gemeinde. Denn der erste Plan für eine Kita mit 95 Plätzen im Dichterviertel lag schon fertig in der Schublade, als die Politiker sich nach Anwohnerprotesten plötzlich mehrheitlich gegen den Standort entschieden und damit den Prozess um viele Jahre hinauszögerten.
Kulturveranstaltungen haben keine Priorität
Auch in der aktuellen Wahlperiode schien man sich zunächst einig bei einem Großprojekt. Die Rede ist von der Dreifeld-Tennishalle, deren Sanierung und Erweiterung zur Mehrzweckhalle die Gemeindevertretung beschlossen hat. Der Mehrwert für die Gemeinde liegt auf der Hand: endlich Platz für größere kulturelle Veranstaltungen. Denn so eine Stätte fehlt bislang im Ort.
Doch dann ruderte die SPD bei der Vorstellung der Vorplanung im Bau- und Umweltausschuss aufgrund der geschätzten Kosten für die Umsetzung von 12,5 Millionen Euro für eine große und 8,5 Millionen Euro für die kleine Variante zurück. Sie forderte eine noch kleinere Lösung und brachte ihren Antrag, die Halle nur zur rein sportlichen Nutzung zu sanieren, dank Stimmen der CDU ins Ziel. Auf dieser Basis soll ein neuer Entwurf ausgearbeitet werden, über den dann beraten wird.
Peter Sierau, Fraktionsvorsitzender der Bürgergemeinschaft Trittau (BGT), bleibt dabei: „Wir wollen auf jeden Fall eine Mehrzweckhalle, wo die Vereine ihre Veranstaltungen machen können. Noch gibt es den Beschluss, dass wir sie bauen wollen.“ Sabine Paap (Grüne) sagt: „Es war doch klar, dass die Halle teuer wird.“ Sie sei dagegen, „dass dort nur eine weitere Sporthalle entsteht, die an die Schule vermietet werden kann“. SPD-Spitzenkandidat Thies Grothe formuliert die Position seiner Partei drastischer: „Wir halten die hanebüchenen Vorschläge von den Grünen und anderen für Blödsinn.“ Die SPD strebe „eine überwiegend sportliche Nutzung mit Mehrzweckhallen-Funktion“ an.
Die Entscheidung über die Zukunft der alten Dreifeld-Tennishalle zählt zu den Dingen, mit denen sich die Gemeindevertreter noch in der nächsten Wahlperiode beschäftigen werden. Deren Ausgang hängt auch davon ab, ob Grüne und BGT bei der Wahl Sitze hinzugewinnen können. Aktuell kommen sie zusammen auf neun und haben damit so viele Stimmen wie die CDU allein. Und die hat ein klares Ziel vor Augen: Sie will alle fünf Wahlkreise gewinnen.
Bäumchen-wechsel-dich-Spiel bei der SPD
Der Anteil weiblicher Kandidaten ist bei den anderen Parteien wesentlich größer. Auf der Liste der CDU findet sich mit Ulrike Lorenzen nur eine einzige Kandidatin, die noch dazu ganz weit hinten rangiert. In der SPD werden hingegen immer wieder innere Kämpfe ausgefochten, die die Fraktion in den zurückliegenden Jahren zermürbt haben. Mandatsträger gaben ihre Ämter auf, manche verließen gar die Partei. Innerhalb dieser Wahlperiode wechselte Regina Brüggemann von der SPD zur BGT – und dann wieder zurück.
Stein des Anstoßes war ein gemeinsamer Kompromissvorschlag von CDU und SPD, in dem sie sich für eine Reduzierung der Straßenausbaubeiträge aussprachen. Damit war die bedingungslose Abschaffung vom Tisch. Nur die BGT rückt nicht davon ab – bis heute. Doch damit würden der Gemeinde wichtige Einnahmen entgehen. Sierau sieht darin kein Problem. Ein Teil der Kosten ließe sich durch den kommunalen Finanzausgleich gegenfinanzieren, den Rest müsse die Gemeinde tragen.
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Auch der CDU-Fraktionsvorsitzende Jens Hoffmann findet die Beitragserhebung ungerecht. Eine Abschaffung kann er sich nur vorstellen, „wenn wir die entsprechenden Mittel vom Land bekommen“. Inzwischen lehnt die SPD die Beiträge wieder ab. „Wir halten das für nicht mehr zeitgemäß“, so Grothe. Wie die Ausfälle kompensiert werden könnten, wisse er aber nicht. Das kommt bei Sabine Paap gar nicht gut an. Sie sagt: „Wenn wir auf die Beiträge verzichten, muss mir jemand sagen, wie wir das finanzieren sollen. 2020 hat das Land zwar gesagt, es gibt mehr Geld für Infrastrukturkosten, aber das kann man ja nicht alles für Straßenausbaubeiträge verwenden.“ Sondern dafür, Straßen frühzeitig zu reparieren, um eine Grundsanierung zu vermeiden.
Soll der Schulverband aufgelöst werden?
Einig sind sich alle Parteien darin, dass sich beim Schulverband dringend etwas ändern muss. Bau- und Sanierungsvorhaben würden immer wieder von einzelnen Verbandsmitgliedern blockiert, die Eigeninteressen über das Solidaritätsprinzip gestellt. CDU und SPD fordern die Auflösung des Schulverbands und die Überführung der Liegenschaften in Trittauer Eigentum. Paap gibt zu bedenken: „Trittau ist chronisch unterfinanziert. Wir schaffen es nicht, die anderen auszuzahlen.“ Detlef Zierau, Spitzenkandidat der Grünen, sagt: „Das Prinzip an sich ist nicht schlecht. Aber das Ganze steht und fällt mit den Akteuren.“ Durch die Wahl erwarte er personelle Veränderungen. „Vielleicht löst sich das simpel.“
Daran glaubt Jens Hoffmann nicht. „27 unterschiedliche Menschen, die immer nur ihre Gemeinde im Fokus haben“, so beschreibt er das Gremium. Sein Ansatz: Die Gemeinde solle das in die eigene Hand nehmen. Seine Ideen: Zweckverband, Zusammenschluss mit anderen Schulverbänden oder Bildung eines eigenen Ausschusses. Die BGT strebt mehr Eigenständigkeit an. Der Schulverband solle effektiver werden, zum Beispiel durch eine eigene Struktur mit Geschäftsstelle. „Eine Auflösung sehen wir nicht als gegeben an.“
Bei der Umwidmung gibt es Widerstand
Ein anderes Thema, das heiß diskutiert wird: das Umstufungskonzept, das die Umwidmung von Landes- zu Gemeindestraßen – und umgekehrt – zum Inhalt hat. Was die einen als unerlässlich für die Ortsentwicklung, mehr Gestaltungsfreiheit und die Errichtung einer Tempo-30-Zone in der Ortsmitte ansehen, lässt die anderen eine ungünstige Verlagerung der Verkehrsströme und der Verlust von Gemeindestraßen in gutem Zustand befürchten. „Bei der Umwidmung findet ja ein finanzieller Ausgleich statt“, sagt Paap. Das Angebot liegt jedoch noch nicht auf dem Tisch. In dem komplexen Thema ist viel Bewegung und eine kurzfristige Entscheidung nicht zu erwarten.
Die Ortsmitte als Ganzes muss in den Blick genommen werden, wenn es um Neugestaltung einzelner Bereiche geht. Das ist das eigentliche Großprojekt, das die Politik noch weit über die kommende Wahlperiode hinaus beschäftigen wird. Dazu gehört das Campe-Areal, für das es viele gute Ideen gibt, das aber erst neu gestaltet werden kann, wenn das Rettungszentrum fertig ist und Feuerwehr und Rettungskräfte dorthin umgezogen sind. Immerhin sind die Fraktionen beim Rettungszentrum auf einer Linie.
Es fehlen neue Räume für die Bücherei
Unterschiede gibt es hingegen beim Ortsmarketing, das inzwischen auf Eis gelegt ist, auch wenn BGT und Grüne es für sinnvoll halten. Auf Eis liegen ebenfalls die Umzugspläne für die Bücherei, die künftig eine wesentliche Rolle als moderne Mediathek und Treffpunkt spielen soll. Bei den Grünen steht dieser Punkt weit oben auf der Wunschliste. Grothe: „Ich könnte mir vorstellen, dass die Bücherei mittelfristig in der Planung der Ortsmitte eine Rolle spielen kann. Bis dahin müsste man überlegen, ob man sie vergrößern kann.“ Die Frage ist nur wo. Der Vermieter der alten Rossmann-Räume hält die Gemeinde hin, eine Alternative ist bislang nicht gefunden.
Auf der Wunschliste des Schulverbands steht eine neue Sporthalle. Die Kapazitäten der Sportstätten sind bei weitem nicht ausreichend für den schulischen Bedarf. Sie soll auf den Tennisplätzen gebaut werden, und die sanierungsbedürftige Dreifeld-Sporthalle ersetzen. Die CDU befürchtet jedoch eine Kostenexplosion. „Wir könnten bei 13 oder 14 Millionen Euro landen“, schätzt Hoffmann. Daher befürwortet er eine Sanierung der alten Halle. Grüne und BGT sind hingegen für den Neubau, weil sie diesen für wirtschaftlicher halten. Für die Schulen zählt hingegen nur das wo, nicht das wie.
Ergebnis 2018: CDU 36,7 % (9 Sitze), SPD 25,4 % (6), BGT 21,7 % (5), Grüne 16,3 % (4), Sitze insgesamt: 24