Trittau. LBV entwickelt Umstufungskonzept. Wird es umgesetzt, hat Gemeinde freie Hand bei Umgestaltung des Ortskerns und der Poststraße.
Wie lässt sich das Trittauer Zentrum attraktiver gestalten? Diese zentrale Frage gilt es zu beantworten, wenn die Gemeinde sich zukunftsfähig aufstellen will. Und damit rückt die Geschäftsstraße mitten im Ort, die Poststraße, in den Fokus: Durch die enge Landesstraße quält sich von montags bis freitags täglich der Durchgangsverkehr.Einander entgegenkommende Lkw oder Busse kommen kaum aneinander vorbei, und Fahrradfahrer sind wegen der prekären Situation öfter auf dem Gehweg als auf der Fahrbahn anzutreffen. Zudem mindern Abgase und Lärm die Aufenthaltsqualität erheblich.
Drei Jahre ist es inzwischen her, dass der Bau- und Umweltausschuss einstimmig beschloss, dass geprüft werden solle, ob die Poststraße zu einer Gemeindestraße umgewidmet werden kann. Der Vorteil einer solchen Umwidmung liegt auf der Hand: Die Gemeinde könnte frei über Maßnahmen zur Umgestaltung des Bereichs im Zuge der Ortsentwicklung entscheiden, wie beispielsweise, ob sie in der Poststraße eine 30er-Zone einrichten will.
Verlauf der Landesstraßen soll realem Verkehrsstrom folgen
In der jüngsten Sitzung des Planungsausschusses berichtete Bürgermeister Oliver Mesch, dass die Beratungen mit dem Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV) dazu geführt hätten, dass dieser ein weiträumigeres Umstufungskonzept entwickelt habe. „Schon vorher hatte ich in einem Gespräch mit dem damaligen Wirtschaftsminister Bernd Buchholz darum gebeten zu prüfen, ob es möglich sei, eine Um- oder Rückstufung der Ortsdurchfahrt vorzunehmen“, sagte Mesch.
Jetzt habe sich der LBV dazu geäußert und es „im Ergebnis als sinnvoll und geboten angesehen, das Umstufungsverfahren in die Wege zu leiten“. Grund: Der Verlauf der Landesstraßen solle den realen Verkehrswegen folgen, die sich mittlerweile verlagert hätten. Der LBV orientiere sich bei dem Konzept auch am überörtlichen Verlauf der Straßen.
Kreisstraße 32 soll künftig über die Otto-Hahn-Straße führen
Und so sehen die Pläne des LBV aus: Eine Teilstrecke im Verlauf der L 93 – Poststraße, Vorburgstraße – soll zur Gemeindestraße abgestuft, dafür der Mühlenweg zur Landesstraße aufgestuft werden. Die Kreisstraße 32 soll künftig statt über die Kieler und einen Teil der Bahnhofstraße über die Otto-Hahn-Straße führen.
Die Rausdorfer Straße (L 160) sowie die Bereiche der Großenseer Straße, Bahnhofstraße und Kirchenstraße, die Teil der L 93 sind, werden abgestuft und die Landesstraße dann im Gegenzug um die Bürgerstraße erweitert werden.
Pläne des LBV haben Umverteilung der Belastung zur Folge
Nach Ansicht von Oliver Mesch ein schlüssiges Konzept. „Das ist eine Riesenchance für die Gemeinde, weil wir damit Herr im eigenen Haus werden“, so der Verwaltungschef. Man wolle in der Poststraße Zielverkehr haben, der Durchgangsverkehr solle hingegen draußen gehalten werden. Es gehe um die Zukunftsfähigkeit der Ortsmitte, dazu sei die Möglichkeit einer baulichen Umgestaltung als substanziell anzusehen. „Wenn weiterhin 40-Tonner durchs Zentrum donnern, werden sich dort keine Cafés ansiedeln.“
Detlef Ziemann (Grüne) betonte, dass der Vorschlag des LBV auf einen Antrag der Grünen-Fraktion zum Thema Entwicklung neuer Konzepte zur Umgestaltung der Poststraße zurückgehe. Nun sei man bei der Schaffung der Voraussetzungen auf dem besten Wege. „Ohne Umstufung geht nichts“, zeigte er sich überzeugt.
Keine Einigkeit über das Ausmaß des Schwerlastverkehrs
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Jens Hoffmann war sich da nicht so sicher. „Egal, was man macht, es bedeutet eine Umverteilung der Belastung“, sagte Hoffmann. Er sehe die Gefahr, dass der Verkehrsfluss in Wohngebiete verlagert werde. Zudem gebe es andere Wege, die Poststraße umzugestalten. „Wir haben durchaus Möglichkeiten, mit dem Land über die Gestaltung an Landesstraßen zu sprechen.“ Die vom Meiereikreisel aus gesehen rechts an der Straße liegenden Parkstreifen könnten beispielsweise entfernt werden. Genug Parkmöglichkeiten gebe es bei Lidl, auf dem Schützenplatz und künftig auf dem neuen Aldi-Gelände.
Außerdem gebe es „gar nicht so viel Schwerlastverkehr“, sagte er im Nachgang zur Sitzung. „Die Hauptlast des Großverkehrs sind nicht Laster, sondern Busse.“ Laut Hoffmann nutzen rund 250 Busverbindungen an Werktagen die Achse Vorburgplatz, Poststraße, Kirchenstraße und Bahnhofstraße. Abhilfe könnte nach Ansicht der CDU ein innerörtlicher Ringbusverkehr schaffen. „Damit ließe sich die Anzahl der Busse deutlich reduzieren.“
Gemeinde müsste Gutachten zum Straßenzustand beauftragen
Durch eine Ab- beziehungsweise Aufstufung der Straßen ändern sich die Eigentumsverhältnisse – ein finanzieller Ausgleich muss geschaffen werden. Wie hoch der ausfällt, konnte die Verwaltung nicht beziffern. Dazu müsse zunächst ein Gutachten zum Zustand der fraglichen Straßen in Auftrag gegeben werden, so wie es der Beschlussvorschlag vorsehe.
Auf die Frage Hoffmanns, wer denn für die Kosten des Gutachtens aufkomme, antwortete Mesch, die müsse man sich im Zweifelsfall eben teilen. „Und wenn das Gutachten erstellt worden ist, heißt es dann für die Verwaltung friss oder stirb?“, so Hoffmann, der Näheres zum Mitspracherecht der Gemeinde bei den Planungen wissen wollte. Ein Beschluss zu dem Thema wurde in der Sitzung letztendlich nicht gefasst, es wurde zur Beratung in die Fraktionen zurückverwiesen.