Bad Oldesloe. Opulent ausgestattetes Open-Air-Theater „Neue Heimat Oldesloe“ macht Epoche lebendig. Mehr als 40 Darsteller wirken mit. Die Details.

Der Verein „Bad Oldesloe macht Theater“ (BadOmaT) bereitet sich derzeit auf ein Mammutprojekt vor: „Neue Heimat Oldesloe“ heißt die neue Produktion, bei der mehr als 40 Darsteller im Alter von fünf bis 75 Jahren auf der Bühne stehen. Das große Freiluftspektakel zeigt, wie sich das Leben der Stadt in den Nachkriegsjahren abgespielt hat. Premiere ist am Freitag, 19. Mai, im Innenhof der Oldesloer Kreisverwaltung. An den darauf folgenden beiden Wochenenden sind neun weitere Aufführungen geplant.

Der Theaterverein realisiert etwa alle vier Jahre ein großes Freiluft-Theaterprojekt mit historischem Hintergrund in Bad Oldesloe. Weil die Organisatoren mit ihrer Idee die ganze Stadt begeistern wollen, rufen sie die Bürger bei jedem Stück zum Mitmachen auf. Bei der diesjährigen Produktion stehen die Ereignisse der Jahre 1945 bis 1955 im Mittelpunkt. Die Zuschauer erleben anhand von Einzelschicksalen und Geschichten, die teils auf wahren Ereignissen basieren, den Alltag im damaligen Bad Oldesloe mit. Die opulente Ausstattung mit Kostümen und Requisiten trägt dazu bei, dass die kleine Zeitreise für das Publikum möglichst realistisch gestaltet ist.

Oldesloer Zeitzeugen lieferten Zitate für das Stück

Kinderdarsteller mit einem Carepaket aus Ohio.
Kinderdarsteller mit einem Carepaket aus Ohio. © Badomat | Volkhard Schulz

Vereinsvorsitzende Sabrina Ward sagt: „Es ist schon etwas Besonderes, die Stadtgeschichte auf diese Weise wieder aufleben zu lassen.“ Als Zugezogene sei sie ganz begeistert von dem Konzept, das sie bewogen habe, sich im Verein zu engagieren. „Wir haben den Vorteil, dass wir Mitglieder haben, die sich noch an Ereignisse von damals erinnern können.“ Durch deren Hilfe seien Originalzitate von Zeitzeugen in den Text eingeflossen. „Das ist toll, dass man eine Referenz hat, auf die man sich beziehen kann.“

Der Autor des Stücks, Maximilian Ponader, ist zugleich dessen Regisseur. „Jedes wird individuell für den Verein geschrieben“, erläutert Sabrina Ward. Für die aktuelle Produktion habe sich Ponader immer wieder in die Unterlagen vertieft, die im Stadtarchiv gelagert werden.

Zu den Fakten zählt, dass sich die Oldesloer Einwohnerschaft durch Kriegsflüchtlinge, die es in die Stadt verschlagen hatte, innerhalb kürzester Zeit verdoppelt hat. Die Alteingesessenen müssen sich mit den Neuankömmlingen arrangieren. Ob und wie die Integration funktionierte, verfolgen die Zuschauer im Lauf des Geschehens anhand unterschiedlicher Schicksale wie das von Gertrud Brand, die mit Ihrer Familie aus Kattowitz nach Bad Oldesloe gekommen ist. Ward sagt: „,Das ist die Figur, die im Theaterstück durch die Jahre führt und auch immer wieder Hintergrundgeschichten erzählt.“

Theaterstück wird von Tanz und Musik begleitet

Das Damenquintett „Mischmaschi“ mit der Vereinsvorsitzenden Sabrina Ward (l.) in der Rolle der Sängerin Meta.
Das Damenquintett „Mischmaschi“ mit der Vereinsvorsitzenden Sabrina Ward (l.) in der Rolle der Sängerin Meta. © Volkhard Schulz

Paradebeispiel einer gelungenen Integration ist das Damenquintett „Mischimaschi“, zu dem sich Sängerinnen verschiedener Herkunft zusammengefunden haben. Ward selbst schlüpft in die Rolle der Sängerin Meta. Beim Finale, einem Fest unter der Überschrift „Zehn Jahre neue Heimat Oldesloe“, haben die fünf ihren großen Auftritt, bei dem sie das Publikum mit schwungvoller 50er-Jahre-Musik begeistern wollen. Denn auch Musik und Tanz gehören zum Konzept. Ward: „Musikalischer Leiter der Pruduktion ist Christoph Wiatre, der das Stück auf dem Klavier begleitet.“ Kürzlich habe das Ensemble die Choreografie mit einer Tanzschule geprobt. „Es ist alles sehr umfangreich.“

2019 haben die Proben begonnen. Nach der Unterbrechung durch die Corona-Pandemie wurden sie im Herbst 2022 wieder aufgenommen. „Wir haben auch noch mal einen großen Kinderaufruf gestartet.“ Mit Erfolg, denn 17 Kinder spielen mit. „Es werden auch wundervolle Requisiten hergestellt und die Kostümwerkstatt hat ganz tolle Arbeit geleistet“, sagt die Vereinsvorsitzende. Nicht alle Kostüme mussten neu genäht werden, dank eines weiteren Aufrufs steuerten viele Oldesloer Originale bei. „Ich trage auch zwei Kleider, die meiner verstorbenen Mutter gehört haben“, sagt Ward.

Zwischen Fluchterfahrung und hoffnungsvollem Neuanfang

Wirt Hans Busch (Ulf Schwinum, M.) mit zwei seiner Aschenphönixe: Louica Pfefferkorn und Deik Busche.
Wirt Hans Busch (Ulf Schwinum, M.) mit zwei seiner Aschenphönixe: Louica Pfefferkorn und Deik Busche. © Volkhard Schulz

Die Charaktere erleben die Zeit zwischen Fluchterfahrung und hoffnungsvollem Neuanfang ganz unterschiedlich. Eine zarte Liebesgeschichte entwickelt sich zwischen der aus Stettin geflüchteten Hedwig (Kerstin Kruse) und Alfred (Werner Bloom), dessen Eltern einen Hof betreiben. Zunächst traut sich Hedwig nicht so recht an den burschikosen Alfred heran. Sein Angebot von Butter, Milch und anderen Waren, wovon die meisten damals kaum zu träumen wagen, klingt einfach zu gut, um wahr zu sein. Doch bald findet sie heraus, dass Alfreds nicht nur gut schmuggeln kann, sondern auch ein großes Herz hat. Kein Wunder, dass er bei den Neuankömmlingen, ihren Familien und besonders seiner Hedwig gern gesehen ist. Doch seine Eltern können sein Verhalten anfangs nicht nachvollziehen. Ob ihre Liebe eine Chance hat?

Einer der historischen Charaktere ist der Gastwirt Hans Busch (Ulf Schwinum). Maximilian Ponader hat ihm mit einer eigenen Komposition ein Denkmal gesetzt. Doch bevor das Lied beim großen Abschlussfest erklingen kann, muss dafür alles vorbereitet werden. Das komödiantische Trio Liese (Louica Pfefferkorn), Greti (Alina Vollmer) und Lotte (Deik Busche) bringt den Festsaal des Oldesloer Hofs mit viel Enthusiasmus und Witz wieder auf Hochglanz.

Ward sagt: „Es ist eine Stadtgeschichte, aber wir wollen das Publikum auch gut unterhalten.“ Die Pläne für Himmelfahrt und Pfingsten würden jetzt gemacht. Es sei historisch so, dass die Stücke immer an diesen beiden Wochenendenaufgeführt würden. Ward setzt für die Open-Air-Aufführungen auf gutes Wetter: „Mir wurde erzählt, dass es erst einmal in den 22 Jahren geregnet hat – und selbst da sind die Zuschauer so standhaft geblieben, dass sie sich hingesetzt und das Stück bis zum Ende mitverfolgt haben.“

Aufführungen Fr, 19.5., 19.30; Sa 20.5., 14.30 & 19.30; So 21.5., 14.30 & 19.30; Fr 26.5., 19.30; Sa 27.5., 14.30 & 19.30; So 28.5.,14.30 & 19.30; Innenhof der Kreisverwaltung, Mommsenstraße 13, Karte im Vvk. 24,–, erm. 17,– , an der Tageskasse 27,–/20,– (erm.), Karte Familienvorstellung (Sa 20.5., 14.30) 17,–, Vvk. unter badomat.net, Buchhandlung Willfang (Hude 5), Stadtinfo im KuB (Beer-Yaacov-Weg 1)