Ahrensburg. Ahrensburg möchte Organisation an privaten Veranstalter abgeben. Bedenken bei Händler, Kritik von SPD. Das soll sich ändern.

Die Organisation des Wochenmarktes in Ahrensburg wird künftig in private Hände gelegt. Das hat der Hauptausschuss jetzt beschlossen und grünes Licht für die Durchführung eines Vergabeverfahrens gegeben. Von dem Schritt erhoffen sich Politik und Verwaltung mehr Schwung und neue Impulse für den Markt. Bislang ist das Bürgeramt im Rathaus für die Organisation und den Betrieb verantwortlich.

„Es ist zu beobachten, dass es in den letzten Jahren zunehmend schwieriger geworden ist, eine gleichbleibend hohe Attraktivität des Ahrensburger Wochenmarktes zu gewährleisten“, heißt es in einer Stellungnahme der Verwaltung. Als Gründe führt sie ein verändertes Einkaufsverhalten der Bürger und die Schwierigkeiten der Marktbeschicker bei der Nachwuchsgewinnung an. Die Funktion der Nahversorgung übernähmen zunehmend Supermärkte, sodass die Einnahmesituation der Händler sich verschlechtere.

Ahrensburger Wochenmarkt: Dem Rathaus fehlt die Fachkompetenz

Als Konsequenz daraus sei es für diese nur schwer möglich, Nachfolger für ihre Stände zu finden, wenn sie sich zur Ruhe setzten. „Die eigenen Kinder der Markthändler gehen oft in andere Berufe und haben an der Fortführung des Betriebs kein Interesse“, so die Verwaltung. Das Rathaus verfüge nicht über die Fachkompetenz, dem Attraktivitätsverlust zu begegnen und den Wochenmarkt konzeptionell weiterzuentwickeln.

Hinzu kommt, dass die Stelle des Marktmeisters in Ahrensburg seit mehr als zwei Jahren unbesetzt ist, nachdem der damalige Amtsinhaber ausgeschieden war. Dieser ist dafür verantwortlich, den reibungslosen Ablauf des Marktes sicherzustellen. Zu seinen Aufgaben zählt etwa das Aufstellen der Absperrungen auf dem Rathausplatz an den Markttagen Mittwoch und Sonnabend, das Bereitstellen der Stromverteilerkästen und Anschlüsse, die Zuweisung der Stellplätze an die Händler und die Einnahme der Standgebühren.

Verwaltung setzt auf Expertise und Kontakte von Veranstaltungsfirma

Bislang ist es der Verwaltung nicht gelungen, die Stelle neu zu besetzen, ein Grund sind die Arbeitszeiten. Der Marktmeister muss mittwochs und sonnabends bei jedem Wetter um fünf Uhr morgens vor Ort sein. Die Stadt hat deshalb übergangsweise eine Security-Firma als Marktaufsicht beauftragt, einen Teil der Aufgaben übernehmen die Markthändler selbst.

Aus diesem Grund plädiert die Verwaltung dafür, die Organisation des Wochenmarktes in die Hände einer privaten Veranstaltungsfirma zu geben. Dadurch entfalle einerseits der Verwaltungsaufwand und die Stelle des Marktmeisters werde nicht mehr benötigt. Ferner erhofft sich das Rathaus, dass der Wochenmarkt durch die Expertise der Firma und die Kontakte wieder attraktiver wird und möglicherweise auch neue Händler anlockt.

Stadt behält sich Steuerungs- und Überwachungsrecht vor

Die Überlegungen, den Wochenmarkt in private Hände zu geben, gibt es schon seit Jahren. Ende 2021 hatte der Marktbeirat, dem Vertreter von Händlern, Politik und Verwaltung angehören, grünes Licht gegeben. Seitdem laufen Vorbereitungen für ein Vergabeverfahren. Der Schritt ist in Stormarn nicht ohne Vorbild: In Bargteheide beispielsweise betreibt ein Privatunternehmer den Markt, in Bad Oldesloe und Barsbüttel übernehmen von den Händlern zu diesem Zweck gegründete Vereine die Aufgabe.

Vorgesehen ist in Ahrensburg eine sogenannte funktionelle Privatisierung. Dabei überträgt die Stadt über einen Konzessionsvertrag eine zuvor von ihr selbst wahrgenommenen Aufgabe an einen privaten Betreiber, behält sich aber ein Steuerungs- und Überwachungsrecht vor. Von dem künftigen Betreiber erhält die Stadt Konzessionsgebühren, überträgt diesem dafür aber das Recht, Standgebühren von den Marktbeschickern zu erheben. Der Vertrag soll laut Beschluss zunächst für drei Jahre geschlossen werden.

Marktbeschicker unterstützen Pläne, nennen aber Bedingungen

Die Vertreter der Händler im Marktbeirat hatten sich für den Schritt ausgesprochen. „Der aktuelle Zustand ist unzumutbar. Die Verwaltung ist nicht in der Lage, ihre Aufgaben zu erfüllen“, sagte Jens Beiner, der einen Wurst- und Käsestand betriebt, nach dem Beschluss Ende 2021 mit Blick auf den unbesetzten Posten des Marktmeisters. „Wir brauchen jemanden, der die zeitlichen Kapazitäten hat, sich auf den Markt zu konzentrieren und sich auch um die Außendarstellung und das Anwerben neuer Händler kümmert“, sagte er.

Zur Bedingung machten die Händler, dass der künftige Betreiber konstruktiv mit den Marktbeschickern zusammenarbeitet. Wir stehen hinter einer Privatisierung, solange die Rechte des Marktbeirates und der Marktsatzung gewahrt bleiben“, so Beiner. Diese hat der Hauptausschuss in Vorbereitung auf die Neuregelung angepasst und dem Betreiber enge Vorgaben zu Marktzeiten, Dauererlaubnissen für Händler und der Institution des Beirates gemacht.

SPD stimmt gegen Privatisierung und äußert Bedenken

Laut Verwaltung ist die Anerkennung der Satzung eine Grundvoraussetzung bei der Vergabe. Neu ist, dass künftig auch gemeinnützige Vereine und Schulklassen ihre Produkte auf dem Markt anbieten dürfen. Zudem soll der Wochenmarkt, sollte er auf einen Feiertag fallen, nicht mehr vorverlegt werden, sondern entfallen. Im Hauptausschuss stimmten alle Fraktionen mit Ausnahme der SPD der Vergabe an einen privaten Veranstalter zu.

„Wir haben Zweifel, dass ein privater Betreiber dauerhaft bereit dazu ist, die Bedingungen zu erfüllen, die in der Marktsatzung festgehalten sind“, begründete Fraktionschef Jochen Proske die Ablehnung. Die Sozialdemokraten sehen besonders die Mitbestimmungsrechte von Politik, Verwaltung und Händlern in Gefahr.

Bürgermeister verspricht, Interessen der Händler zu berücksichtigen

„Wir haben die Befürchtung, dass Bedingungen nachträglich geändert werden könnten“, sagt Proske. „Aus der Erfahrung heraus wird dem nachgegeben, wenn wir einen Betreiber haben und der dann nach einem oder zwei Jahren zu uns kommt und sagt: Ich möchte weitermachen, aber nur, wenn ihr mir entgegenkommt.“ Zudem wisse er von Händlern, die Bedenken hätten und insbesondere eine Erhöhung der Standgebühren befürchteten.

Ob es dazu komme, lasse sich nicht voraussagen, sagt Ahrensburgs Bürgermeister Eckart Boege. Der Verwaltungschef betont aber: „Das Vergabeverfahren wird so gestaltet, dass die Interessen der Marktbeschicker berücksichtigt werden.“ Boege sagt: „Wenn der Markt eine Zukunft haben soll, müssen wir ihn konzeptionell weiterentwickeln.“