Ahrensburg. Händler sind besorgt über Lücken zwischen Ständen und Umsatzrückgänge. Bürgermeister will mit allen Beteiligten sprechen.
Ahrensburgs Marktmeister Rolf Heise gibt Anfang kommenden Jahres sein Amt auf. Für die Verwaltung der Schlossstadt ist das Anlass, über die künftige Gestaltung und Organisation des Wochenmarktes zu diskutieren. Auch eine Privatisierung ist im Gespräch. Die Händler sehen solch eine Variante kritisch. Gleichermaßen Sorge bereiten Verwaltung und Marktbeschickern die zunehmenden Lücken zwischen den Ständen und die schwächeren Umsätze jeweils mittwochs.
Der Markt verdiene ein höheres Niveau
„Wir möchten die Tatsache, dass ein bewährter Marktmeister aufhört, nutzen“, sagt Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach auf Abendblatt-Anfrage. Der Markt habe sich in den vergangenen Jahren verändert. „Er verdient es, wieder auf ein höheres Niveau angehoben zu werden.“ Gemeinsam mit dem Marktbeirat, in dem Politik, Beschicker und Verwaltung sitzen, wolle man prüfen, ob sich die Rechtsform der vergangenen Jahre bewährt habe. „Mir ist wichtig, dass wir offen sowie in aller Ruhe diskutieren und insbesondere die Vorstellung der Beschicker einbeziehen. Das ist eine Chance“, betont der Bürgermeister.
Derzeit lotet die Verwaltung die möglichen Modelle aus. Die Norderstedter Märkte beispielsweise organisiert seit 2004 ein Zusammenschluss von Beschickern. In Hamburg übernimmt eine 1990 gegründete Werbegesellschaft der Händler Märkte, welche die Stadt nicht mehr durchführen möchte. Wichtigstes Ziel der GmbH nach eigenen Angaben: „Private Veranstalter zu vermeiden.“ Den kleinen Handelsplatz in Bargteheide führt Beschicker Sven Fümel. Er wird auch übergangsweise die Aufgaben des Marktmeisters in Ahrensburg übernehmen. „Ziel ist, den Markt attraktiver zu gestalten, als lebendigen Punkt zu erhalten und qualitativ zu verbessern“, sagt auf Abendblatt-Anfrage Meike Schaaf, zuständige Fachdienstleiterin im Ahrensburger Rathaus. Die Stadt behielte in jedem Fall die Verantwortung und die Steuerung, würde die Durchführung des Marktes in private Hände gelegt. Aufgabe eines privaten Veranstalters wären beispielsweise, Zulassungen und Gebührenbescheide zu schreiben. An den Markttagen müsste er mittwochs und sonnabends um 5 Uhr den Markt öffnen und um 14.30 Uhr wieder schließen. Die Beschäftigung umfasse 20 bis 40 Stunden in der Woche. Ein privater Veranstalter des Marktes würde für die Nutzung des Rathausplatzes an die Stadt zahlen und mit den Händlern Verträge schließen über die Miete ihrer Plätze. Entscheiden sich Marktbeirat und Politik für eine Privatisierung, wäre ein Vergabeverfahren mit Ausschreibung nötig.
Ein neuer Anbieter zeigt sich zufrieden
„Wir möchten, dass bei der Organisation alles bleibt, wie es ist“, sagt Marktsprecherin Nicole Christensen auf Abendblatt-Anfrage. Die konkrete Sorge der Händler: Die Entgelte für die Stände könnten höher ausfallen bei einem privaten Veranstalter. Die Lücken zwischen den Ständen möchten viele Händler aufgefüllt sehen.
Einer, der neu auf dem Ahrensburger Wochenmarkt ist, zeigt sich zufrieden: „Ahrensburg ist eine gutbürgerliche Kleinstadt, in der die Leute kochen können. Ich komme wieder“, sagt Günther Lehmann-Böhm. Er bietet seine Tees, Liköre, Salz oder Heidschnuckenterrine aus der eigenen Manufaktur „HeideCuisine“ sonst auf dem Isemarkt in Hamburg an.
Vielen Händlern fehlen die Nachfolger für ihr Geschäft
„Diesem Markt fehlen solche neuen Angebote“, sagt Käsehändlerin Christensen. „Der Generationswechsel bei den Marktbeschickern bereitet Probleme, viele Betriebe werden nicht mehr in der Familie weitergegeben“, so Christensen. Sie führt mit ihrem Ehemann den Käsestand bereits in dritter Generation. Der Beruf bedeutet für viele, mitten in der Nacht zum Hamburger Großmarkt zu fahren. Auch die Nachfrage macht den Beschickern Schwierigkeiten. „Die vergangenen Jahre haben die Menschen zunehmend in günstigen Supermärkten gekauft. Der Trend zu regionalen Produkten bringt nun allmählich wieder die Wende“, sagt Christensen.
„In immer mehr Familien arbeiten beide Elternteile“, sagt Serkan Ari, Obsthändler auf dem Ahrensburger Wochenmarkt. Dadurch sei der Mittwoch etwas schwächer. „Aber das ist auf allen Mittwochsmärkten am Vormittag so“, fügt Ari hinzu. Singles äßen häufiger außer Haus, ältere Menschen erhielten ihre Mahlzeiten oft von Lieferdiensten. „Die Leute haben insgesamt weniger Zeit zu kochen“, so Serkan Ari, der mit seinem Stand seit 2013 in Ahrensburg verkauft und dessen Vater bereits Markthändler war. Ari wünscht sich mehr Möglichkeiten für Kunden, um ihr Auto abzustellen. „Parkplätze bringen uns Geschäft. Die Situation zum Abstellen der Autos ist hier schwierig.“ Die neu geschaffenen Plätze auf dem Markt hätten spürbar mehr Kunden zur Folge gehabt.
Bürgermeister will schlüssiges Konzept für die Innenstadt
„Wir müssen über ein schlüssiges Park- und Wirtschaftskonzept für Ahrensburgs Innenstadt insgesamt nachdenken“, sagt Bürgermeister Sarach. Wenn der Rathausplatz nicht mehr oder nur in Teilen für das Abstellen von Autos benötigt würde, könne man sogar die Umgestaltung diskutieren.
Mit dem Plan, aus dem Rathausplatz einen attraktiven Treffpunkt im Zentrum von Ahrensburg zu machen, war Michael Sarach im Jahr 2010 angetreten. Inzwischen stehen weite Bereiche des Platzes und der Pavillon unter Denkmalschutz. Überzeugt sei der Rathaus-Chef von der Idee immer noch. Aber er sagt: „Eine Umgestaltung ist damals an der Politik gescheitert.“