Ahrensburg. Beirat empfiehlt, Organisation des Ahrensburger Wochenmarktes an Firma zu übergeben. Posten des Marktmeisters im Rathaus ist unbesetzt.

Der Ahrensburger Wochenmarkt soll künftig von einem privaten Veranstalter organisiert werden. Dafür hat sich der Marktbeirat in der Schlossstadt ausgesprochen. Eine entsprechende Ausschreibung werde derzeit vorbereitet, heißt es aus der Verwaltung. Der Beirat erhofft sich von der Vergabe an ein privates Unternehmen neue Impulse und Ideen, um den Markt attraktiver zu gestalten. Bislang ist das Bürgeramt im Rathaus für die Organisation und den Betrieb verantwortlich.

„Die Idee, den Markt in private Hände zu geben, ist uralt“, sagt der CDU-Stadtverordnete Matthias Stern, der seine Fraktion in dem Beirat vertritt. Dem Gremium gehören drei Politiker der größten Fraktionen CDU, Grüne und SPD, drei Vertreter der Marktbeschicker, Verwaltungsmitarbeiter sowie Bürgermeister Michael Sarach an. „Schon vor 20 Jahren war dieser Schritt im Gespräch, jetzt gibt es eine Mehrheit dafür, ihn zu gehen“, so Stern.

Derzeit teilen sich Händler und Security-Firma die Aufgaben

Hintergrund ist, dass die Stelle des Marktmeisters im Rathaus bereits seit über einem Jahr unbesetzt ist, nachdem der damalige Amtsinhaber ausgeschieden war. Die Verwaltung hat deshalb eine Security-Firma als Marktaufsicht beauftragt. Einen Teil der Aufgaben hat zudem mit dem Bistrobetreiber Sven Fümel einer der Händler übernommen.

„Aufgabe des Marktmeisters ist es, für den reibungslosen Ablauf Sorge zu tragen“, sagt Meike Schaaf, Leiterin des zuständigen Fachdienstes Bürgerservice. Dazu zähle etwa das Aufstellen der Absperrungen auf dem Rathausplatz an den Markttagen Mittwoch und Sonnabend, das Bereitstellen der Stromverteilerkästen und Anschlüsse, die Zuweisung der Stellplätze an die Händler und die Einnahme der Standgebühren. „Leider ist es uns bisher nicht gelungen, einen Nachfolger zu finden“, sagt Schaaf.

Der Posten sei unter anderem wegen der Arbeitszeiten schwer zu besetzen. „Niemand möchte am Sonnabend um fünf Uhr auf dem Markt stehen und bei jedem Wetter raus, um den Platz vorzubereiten“, sagt sie. Zudem handele es sich um keine Vollzeitstelle. Durch die Vergabe an ein Privatunternehmen werde einerseits das Problem des vakanten Markmeister-Amtes gelöst. „Diese Funktion würde dann die Firma übernehmen“, so Schaaf. Andererseits werde Verwaltungsaufwand eingespart.

„Grundsätzlich gilt immer das Prinzip, dass die Verwaltung Aufgaben nur dann übernehmen soll, wenn diese nicht durch die freie Wirtschaft besser ausgeführt werden können“, sagt die Fachdienstleiterin. Andere Kommunen in Stormarn sind den Schritt bereits gegangen. In Bargteheide beispielsweise betreibt ein Privatunternehmer den Markt, in Bad Oldesloe und Barsbüttel übernehmen von den Händlern zu diesem Zweck gegründete Vereine die Aufgabe.

„Für die Marktbesucher ändert sich nichts“, betont SPD-Fraktionschef Jochen Proske, der ebenfalls Mitglied im Beirat ist. Das Gremium habe sich auf eine sogenannte funktionelle Privatisierung verständigt. „Das bedeutet, dass die Marktsatzung gültig bleibt und der Beirat weiterhin die wesentlichen Entscheidungen trifft“, so Proske. „Die Stadt behält die Hand drauf“, sagt er. „Allem anderen hätten wir nicht zugestimmt.“

Ein Dienstleister, der auf Veranstaltungen spezialisiert sei, könne die Aufgaben besser leisten als die Mitarbeiter der Verwaltung, für die der Betrieb des Marktes nur eine von vielen Tätigkeiten sei. „Wir möchten einen Markt, der für Kunden und Händler attraktiv ist“, sagt Proske. „Wir hoffen natürlich, dass ein Experte auch die entsprechenden Marketinginstrumente und Netzwerke mitbringt, um das zu gewährleisten.“

Ähnlich sieht das die Vertreterin der Grünen im Beirat, Susanna Hansen. „Wir geben den Markt nicht ganz aus der Hand und geben dem künftigen Betreiber mit der Ausschreibung Richtlinien vor“, sagt sie. Wolfgang Schäfer von der FDP hält die Privatisierung ebenfalls für sinnvoll. „Wir können aus dem Markt sehr viel mehr machen“, sagt er.

Händler unterstützen Vorstoß und kritisieren Verwaltung

Derzeit fehle es jedoch an kreativen Ideen. „Wenn jemand, der sich auskennt, uns dabei unterstützt, ist das auch im Interesse Ahrensburgs“, so Schäfer. Schließlich partizipiere die Stadt an den Standgebühren und profitiere von einer lebendigen Innenstadt.

Die Linke hingegen äußerte Vorbehalte. „Bei Privatisierungsabsichten sind wir grundsätzlich kritisch“, sagt Fraktionschef Ali Haydar Mercan. Abschließend habe sich die Partei aber noch nicht zu den Plänen positioniert.

Auch die Wählergemeinschaft WAB hat sich laut dem Fraktionsvorsitzenden Peter Egan noch nicht auf eine Linie verständigt. CDU-Mann Stern betont, dass alle Schritte im enger Abstimmung mit den Händlern erfolgten. „Wir stehen den Anliegen und Wünschen der Marktbeschicker offen gegenüber“, sagt er. Von diesen gibt es Zuspruch für das Vorhaben. „Wir stehen hinter einer Privatisierung, solange die Rechte des Marktbeirates und der Marktsatzung gewahrt bleiben“, sagt Jens Beiner. Er betreibt den Wurst- und Käsestand „Bloch und Beiner“ und gehört dem Marktbeirat bereits seit rund 20 Jahren als gewählter Vertreter der Händler an.

„Der aktuelle Zustand ist unzumutbar. Die Verwaltung ist nicht in der Lage, ihre Aufgaben zu erfüllen“, sagt er. Es könne nicht sein, dass der Markt nur am Laufen gehalten werde, weil mit Sven Fümel einer der Händler sich bereiterklärt habe, einzuspringen.

„Insofern sind für uns große Hoffnungen mit einer Privatisierung verbunden“, sagt Beiner. „Wir brauchen jemanden, der die zeitlichen Kapazitäten hat, sich auf den Markt zu konzentrieren und sich auch um die Außendarstellung und das Anwerben neuer Händler kümmert“, sagt er. Bedingung sei jedoch, dass der künftige Betreiber konstruktiv mit den Marktbeschickern zusammenarbeite.

Ob es wirklich zu einer Privatisierung des Ahrensburger Wochenmarktes kommt, muss der Hauptausschuss final entscheiden. Die Verwaltung hat eine entsprechende Vorlage für eine der kommenden Sitzungen angekündigt. Angesichts der Empfehlung des Beirates und des Einvernehmens der Händler scheint eine Ablehnung jedoch unwahrscheinlich. Das Bewerbungsverfahren könnte laut Verwaltung anschließend im kommenden Jahr starten.